Ärger über Reporter-FrageFamilienvater legt nach TV-Interview mit Ski-Star Beschwerde ein

Marco Odermatt jubelt mit der Schweizer Flagge über seinen WM-Sieg in der Abfahrt.

Marco Odermatt bejubelt am 12. Februar 2023 sein Gold in der Abfahrt. An einem seiner Interviews nahm ein Familienvater Anstoß.

Nach seiner Gold-Fahrt bei der Ski-WM ließ Marco Odermatt seinen Gefühlen freien Lauf. Ein TV-Interview brachte dem Sender jedoch eine offizielle Beschwerde ein – und löste in der Schweiz eine Sprach-Debatte aus.

von Antje Rehse (are)

Wie fühlt man sich als frisch gebackener Abfahrts-Weltmeister? Ziemlich gut, wie Marco Odermatt (25) bestätigen kann. Oder vielleicht auch „mega geil“?

Der Schweizer holte bei der WM in Courchevel/Frankreich am 12. Februar 2023 Gold in der Königsdisziplin der Alpinen. Im anschließenden Interview mit dem Schweizer Fernsehen nahm Odermatt kein Blatt vor den Mund.

„Huere geil“ – an diesem Begriff scheiden sich die Geister

„Ist das – Entschuldigung für das Wort – aber nicht einfach ‚huere geil‘, wenn man dies erleben darf?“, wurde der Weltmeister von SRF-Reporter Paddy Kälin (46) gefragt. Und in der Tat fand Odermatt, der einige Tage später auch noch Gold im Riesenslalom holte, seinen Triumph „huere geil“.

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An dieser Wortwahl nahmen einige Zuschauerinnen und Zuschauer allerdings Anstoß – und legten offizielle Beschwerde gegen den TV-Sender ein. Die Ombudsstelle der SRG (Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft) musste den Fall daraufhin prüfen.

Laut „Kleinreport“ bemängelte unter anderem ein Familienvater das Interview. „Wieso muss in einer Live-Sendung an einem Sonntagmittag, die ich mir mit meinen kleinen Kindern anschaue, sogar der Moderator explizit ‚huere geil‘ sagen und vom Idol meiner Jungs wiederholen lassen? Die haben sich beide sofort zu mir umgedreht und mich fragend angeschaut“, so seine Beschwerde.

Doch was genau bedeutet eigentlich dieses „huere geil“ und warum löste die Verwendung in der Schweiz solche Kontroversen aus, fragt man sich in Deutschland. Nun, so ganz einig ist man sich darüber offenbar auch in unserem Nachbarland nicht. Nehmen Sie an der EXPRESS.de-Umfrage teil:

Wie mehrere Medien berichten, habe die Ombudsstelle die Beschwerde abgeschmettert. Der Familienvater habe das Wort „huere“ automatisch mit „Hure“ und „geil“ mit „sexuell erregt“ verknüpft. Huere und Hure seien aber keine Synonyme, stattdessen sei der Begriff ein Ausdruck der Verstärkung. Geil sei in der saloppen Umgangssprache indes mittlerweile ein Synonym für toll oder großartig – es wird in der Schweiz also ähnlich wie in Deutschland benutzt.

Das Schweizerische Idiotikon, das Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache, erklärt in einem Eintrag zur Wortgeschichte, „huere“ stamme in der Tat von Hure ab. Allerdings sei es schon lange als Verstärkungswort in Gebrauch. So stünde bereits im zweiten Band aus den 1880er-Jahren: „Vor Substantiven und Adjektiven (auch von günstiger Bedeutung) gesetzt, hat Huer oft nur allgemein verstärkende Kraft, zum Beispiel Huereglück und huereschön.“

Viel Aufregung um nichts also? Die Ombudsstelle jedenfalls habe keinen Verstoß gegen den Schutz Minderjähriger festgestellt. Und so darf man im Schweizer Fernsehen nun offiziell „huere geil“ sagen.