Laura Siegemund schwebt in Wimbledon auf Wolke sieben. Auf der Tribüne fiebert bei jedem Match ihr Trainer mit – der für die Tennisspielerin mehr als nur ein Coach ist.
„Eine sehr schwierige Geschichte“Wimbledon-Sensation Laura Siegemund liebt ihren Coach
Es ist einer der größten Erfolge ihrer Karriere, ihr bester Auftritt in Wimbledon: Zum ersten Mal in ihrer Karriere hat es Laura Siegemund (37) beim Rasenturnier im Einzel in die zweite Woche geschafft.
Im Viertelfinale wartet auf die Deutsche nun ein ganz besonderer Leckerbissen: Siegemund bekommt es mit der Weltranglisten-Ersten und Top-Favoritin Aryna Sabalenka (27) aus Belarus zu tun.
Siegemund über Coach und Freund: „Man kann gar keine Luft voneinander haben“
Siegemund ist erst die sechste Spielerin, die es im All England Club im Alter von 37 oder älter unter die letzten Acht geschafft hat. Damit reiht sie sich in eine illustre Runde ein: Ihre Vorgängerinnen sind Serena und Venus Williams sowie Billie-Jean King, Virginia Wade und Martina Navratilova. „Irgendwie passe ich in diese Reihe nicht ganz rein“, sagte Siegemund mit einem Grinsen im Gesicht zu ihrem Platz unter lauter Tennis-Legenden.
Dass sie es so weit geschafft hat, daran hat auch ihr Trainer Antonio Zucca seinen Anteil. Vor acht Jahren lernten sich die beiden kennen, Siegemund suchte beim WTA-Turnier in Rom einen Hitting-Partner.
Offenbar stimmte die Chemie, denn der vier Jahre jüngere Italiener ist mittlerweile nicht nur Siegemunds Coach, sondern auch ihr Lebensgefährte. Die Liebe kam übrigens zuerst. Knapp ein Jahr nach dem Kennenlernen half Zucca der gebürtigen Filderstädterin, sich nach ihrem Kreuzbandriss in Stuttgart auf ihr Comeback vorzubereiten.
„In dieser Zeit sind wir uns privat näher gekommen. Antonio war alleine in Stuttgart, also habe ich ihn etwas herumgeführt. Ich wollte ihn nicht einfach am Hotel abliefern. Also sind wir zusammen essen gegangen und er hat meine Familie kennengelernt. Da haben wir gemerkt, dass wir uns sehr gerne mögen“, erinnerte sich Siegemund in einem Interview mit „tennisnet.com“.

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Auch privat ein Team: Laura Siegemund und ihr Coach Antonio Zucca.
Siegemund hatte damals noch einen Coach, Zucca noch seine eigene bescheidene Tennis-Karriere. „Aber nachdem wir fest zusammen waren, haben wir uns überlegt, wie das weitergehen könnte. Ich bin als Tennisspielerin rund 40 Wochen im Jahr unterwegs – und er auch. Aber nicht auf denselben Turnieren. Antonio sagte: ‚Okay, dann beende ich meine Karriere.‘“
Die Liebesbeziehung zwischen Schützling und Trainer birgt aber auch ihre Tücken, wie Siegemund in London nun zugab. „Das weiß jeder, der mit seinem Partner auch zusammen arbeitet: Das ist eine sehr schwierige Geschichte, es ist sehr schwierig, eine Balance zu finden“, sagte die ehemalige Top-30-Spielerin.
Es gebe Zeiten, in denen sich der Sport und die Beziehung nicht immer trennen lassen. „Wenn es auf dem Platz nicht so läuft, man es dann mitschleppt und auch in die Beziehung mit reinbringt. Wir teilen uns das ganze Jahr ein Zimmer, man kann gar keine Luft voneinander haben, das ist manchmal auch nicht einfach“, berichtete Siegemund.
Derzeit ist bei ihr und Freund Antonio, der es als Profi nie in die Top 1000 schaffte, aber alles in bester Ordnung. „Wenn es so bombig läuft wie gerade, gibt es nicht viel, wo man aneinanderkantet.“
„Anto“ habe über die Zeit akzeptiert, dass sie eine sehr selbstständige Spielerin sei und selbst an ihrem Spiel feile. „Ich habe umgekehrt mit ihm gelernt, manchmal auch nichts zu sagen und mal zu machen, was er sagt“, sagte die Schwäbin: „Da bin ich etwas weicher geworden über die Zeit.“
Dass es auch auf dem Platz weiter so bombig läuft, darauf hofft die zweimalige Turniersiegerin, die es mit ihrer brasilianischen Partnerin Beatriz Haddad Maia (29) auch im Doppel in die zweite Woche geschafft hat, allerdings vor dem Achtelfinale am Montag rausgezogen hat.
Gegen Sabalenka braucht sie am Dienstag (8. Juli) ein kleines Tennis-Wunder. „Sie ist eine der schwersten Gegnerinnen, die man auf Gras haben kann“, sagte die Weltranglisten-104. (mit dpa)