„Zum Bösewicht gemacht“Djokovic klaut Markenzeichen seines Gegners – ist dieser Jubel respektlos?

Novak Djokovic jubelt nach seinem Halbfinalsieg gegen Ben Shelton.

Novak Djokovic jubelt am 8. September 2023 nach seinem Halbfinalsieg gegen Ben Shelton. Seine Geste sorgte für hitzige Diskussionen. 

Respektlos oder ziemlich cool? Novak Djokovic spaltet mit einer Jubelgeste bei den US Open die Fans. 

von Antje Rehse (are)

Novak Djokovic (36) hat zum zehnten Mal das Finale der US Open erreicht. Der Serbe ließ seinem 16 Jahre jüngeren Halbfinal-Gegner Ben Shelton (20) am Freitag (8. September 2023) beim 6:3, 6:2, 7:6 keine Chance. 

Beim Duell des Altmeisters mit dem US-Youngster sorgte aber vor allem eine Szene für Aufsehen: Djokovics Jubel nach dem Matchball. Der Serbe kopierte nämlich kurzerhand Sheltons typische Jubelgeste, tat so, als lege er den Hörer eines Telefons auf.

Djokovic macht sich über Shelton-Jubel lustig: „Eiskalt“

Der Handschlag der beiden fiel danach einigermaßen unterkühlt aus – eigentlich untypisch für den Grand-Slam-Rekordsieger, der sonst seine Gegner auch gerne mal umarmt.

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Nach dem Match spielte Djokovic die Szene herunter. „Ich liebe Bens Jubel. Ich finde ihn sehr originell. Also habe ich ihn geklaut“, erklärte er grinsend. Shelton zitierte seinerseits Schriftsteller Oscar Wilde, betonte, Nachahmung sei die höchste Form der Anerkennung.

Viele Fans bezweifelten allerdings, dass Djokovic seinem Gegner wirklich schmeicheln wollte. Stattdessen wurde vermutet, dass Shelton durch die Art und Weise, wie er einzelne Punktgewinne feierte, den „Djoker“ ganz schön auf die Palme gebracht hatte.

Viele sahen Djokovics Verhalten kritisch. „Ein 36-Jähriger macht sich über einen 20-Jährigen lustig und wundert sich, dass ihn niemand mag“, twitterte ein Tennis-Fan. „Roger Federer und Rafael Nadal würden sowas niemals tun“, schrieben andere. Das simple Urteil vieler: „respektlos und stillos“.

Ein Video der Jubel-Szene seht ihr hier:

Allerdings gab es – wie könnte es beim polarisierenden Serben anders sein – auch ganz andere Stimmen. „Ihr habt ihn zum Bösewicht gemacht, jetzt spielt er diese Rolle. Hört auf zu heulen“, forderte ein Twitter-Nutzer. „Ich liebe es. Er hat dem Jungen eine Lektion erteilt“, meinte ein Fan.

Auch der australische Tennis-Profi Nick Kyrgios (28), der in der Vergangenheit immer wieder gegen Djokovic gestichelt hatte, meldete sich zu Wort. „Eiskalt“, twitterte er zu einem Video der Szene – und das war durchaus anerkennend gemeint.

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Djokovic trifft im Finale am Sonntag (10. September) auf einen Spieler, der ebenfalls kein Problem damit hat, auch mal in die Rolle des Bösewichts zu schlüpfen. Daniil Medwedew (27) legt sich in New York seit Jahren immer wieder mit dem Publikum an. In diesem Jahr fragte er zum Beispiel zwei weibliche Fans, die etwas zu spät ihre Plätze eingenommen hatten: „Seid ihr dumm, oder was?“

Nach seinem überzeugenden Halbfinal-Sieg (7:6, 6:1, 3:6, 6:3) gegen den spanischen Weltranglisten-Ersten Carlos Alcaraz (20) stimmte der Russe versöhnliche Töne an. „Die Fans waren großartig“, sagte er. Man darf gespannt sein, auf wessen Seite sich die New Yorker am Sonntag schlagen werden.