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Ist das überhaupt Sport?Zwölf Spieler boykottieren Nationalmannschaft: Trainer weg

Schach Blübaum

Der deutsche Schachspieler Matthias Blübaum will nicht mehr für die Nationalmannschaft spielen. Das Foto zeigt ihn am 15. Juli 2017 in Dortmund.

Berlin – Wenn das im deutschen Fußball passieren würde, gäbe es wohl im ganzen Land einen Aufschrei: Zwölf deutsche Auswahlspieler wollen vorerst nicht mehr für die deutsche Nationalmannschaft antreten.

Aktuell ist das der Fall beim Schach. Mega-Zoff beim Deutschen Schachbund. In einem Offenen Brief erheben zahlreiche Spieler Vorwürfe gegen Bundestrainer Dorian Rogozenco (47).

Der ist nun zurückgetreten. Jetzt hoffen die Athletinen und Athleten auf Veränderungen im Deutschen Schachbund (DBS). „Ich hoffe, dass die Strukturen angepasst werden, es einen Männer- und einen Frauentrainer gibt und jeder die gleichen Rechte hat“, sagte Athletensprecherin Sarah Papp.

Schach: Athlethensprecherin Sarah Papp erklärt den Offenen Brief

Warum der offene Brief? „Der Anlass war, dass das Vertrauen weg war. Es gab mehrere Vorfälle, auch der Ton gegenüber den Spielerinnen hat sich verschlechtert und war teilweise unangemessen“, sagte Papp. Frauenkapitän Alexander Naumann seien „die gleichen Rechte wie dem Männertrainer zugesagt“ und wieder „aberkannt worden“. Von Seiten des Verbands hieß es, die Abmachung sei ein Missverständnis gewesen. Rogozenco war seit 2014 Bundestrainer.

Deutsche Schachspieler schreiben Offenen Brief und kritisieren Bundestrainer

Zuvor hatten zahlreiche Aktive einen Offenen Brief verfasst: „Solange Dorian Rogozenco Bundestrainer ist, stehen wir für Einsätze in der deutschen Nationalmannschaft nicht mehr zur Verfügung“, heißt es darin.

Die Spielerinnen und Spieler kritisieren Entscheidungen des Rumänen und werfen ihm einen respektlosen Umgang insbesondere mit Kaderspielerinnen vor.

Schach-Zoff: Schon zwei Rücktritte in Deutschland

Alexander Naumann als Kapitän des Frauennationalteams und Leistungssportreferent Andreas Jagodzinsky haben im Zuge des Streits ihren Rücktritt erklärt. „Wenn neben zwei ehemaligen Europameistern auch die Nummer eins Matthias Blübaum und unser größtes Nachwuchstalent Vincent Keymer dauerhaft nicht mehr zur Verfügung stehen, wäre das ein enormer Schaden für das deutsche Schach“, sagte der scheidende Leistungssportreferent Jagodzinsky.

Schach-Zoff: Der Brief im Wortlaut

In dem Offenen Brief heißt es unter anderem im Wortlaut:

„Die Entwicklungen der letzten Monate im Bereich Leistungssport des DSB beunruhigen uns zutiefst, daher sehen wir uns gezwungen zu handeln.

Das Präsidium des Deutschen Schachbundes ist nicht bereit, sich mit den Problemen auseinanderzusetzen – einem lösungsorientierten Dialog wird kontinuierlich ausgewichen. Der einzige verlässliche Partner der KaderspielerInnen, der Leistungssportreferent Andreas Jagodzinsky, wurde zuletzt soweit isoliert, dass er seinen Rücktritt bereits angekündigt hat. Nachdem getroffene Absprachen ignoriert und zugesagte Kompetenzen zurückgenommen wurden, hat nun auch Alexander Naumann zum großen Bedauern aller Spielerinnen mitgeteilt, dass er als Frauenkapitän nicht mehr zur Verfügung steht.

In Deutschland sind die nötigen Mittel und SpielerInnen vorhanden, um mittelfristig auf Erfolge im Bereich Leistungssport hinzuarbeiten. Die Leistungssportförderung ist aktuell jedoch geprägt durch mangelnde Struktur, fehlende Kontinuität und Intransparenz. Die zuletzt dramatische Verschlechterung der Lage ist ebenso unnötig wie traurig.

Ohne Not trifft der Bundestrainer destruktive Entscheidungen, die ein unerträgliches Ausmaß erreicht haben. Insbesondere die Kaderspielerinnen sind einem Umgang ohne jeglichen Respekt ausgesetzt. Angesichts der abschätzigen Haltung, die der Bundestrainer vielen SpielerInnen entgegenbringt, und einem von persönlichen Sympathien und Animositäten geprägten Entscheidungsklima ist eine weitere Zusammenarbeit für uns nicht vorstellbar. Ein Neuanfang ist zwingend notwendig. Solange Dorian Rogozenco Bundestrainer ist, stehen wir für Einsätze in der deutschen Nationalmannschaft nicht mehr zur Verfügung.

Wir fordern eine transparente Förderung, die Angebote schafft und Anreize bietet, sowie einen respektvollen und sachlichen Umgang mit allen SpielerInnen. Wir wünschen uns Willen zur Veränderung. Wir hoffen, dass die Führung des Schachbundes Voraussetzungen schafft, unter denen im Bereich Leistungssport wieder alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Gerade in der aktuellen Situation sollte man sich einer Sache nicht mehr verschließen - dem konstruktiven Dialog mit den Spielerinnen und Spielern."

Darum ist Schach ein offizieller Sport

Für viele steht seit Jahren zur Diskussion: Ist Schach überhaupt ein Sport? Ja, denn der Denksport wird seit 1999 vom IOC offiziell als Sport anerkannt, da eigenes Können und nicht Glück (wie etwa beim Poker) für Erfolg verantwortlich ist. Zudem gibt es klare und einheitliche Regeln und Turniere. Schach könnte bald sogar olympisch werden. 2000 in Sydney war Schach schon als olympischer Demonstrationswettbewerb dabei.

Wie es beim deutschen Verband nun weitergeht, wird sich zeigen. (ubo/dpa)