Clubhaus in KölnRick Zabel über Giro-Aus, Froome-Schwäche & große Pläne am Rhein

Rick Zabel Mai2021

Radprofi Rick Zabel vom Team Israel StartUp Nation am 28. März 2021 beim Rennen Gent-Wevelgem.

von Uwe Bödeker (ubo)

Köln – Radsport und Köln, das ist eine über Jahrzehnte gewachsene Liebe. Weltmeister wie Rudi Altig (verstorben 2016) trainierte und wohnte im Bergischen Eikamp. Rolf Wolfshohl (82) und Karl-Heinz Kunde (verstorben 2018) wurden in den 1960er und 70er Jahren zu Helden bei der Tour de France. Nicht zu vergessen die kölschen Top-Sprinter Marcel Wüst (53) und Gerald Ciolek (34) oder André Greipel (38), den es aus Rostock nach Hürth zog. 

  • Rick Zabel im Interview über Giro d‘Italia und Tour de France
  • Radprofi hat große Radsport-Pläne für Köln
  • Top-Sprinter will Rad-Community aufbauen

Rick Zabel (27) wohnt seit ein paar Jahren in Köln und will nun in der Stadt den Radsport auf eine neue Ebene heben. Wir sprachen am 5. Mai 2021 mit dem Profi des Teams Israel Star-Up Nation.

Wie verlief die bisherige Saison?

Alles zum Thema Tour de France

Bisher lief es ganz gut, auch wenn es aufgrund von Corona doch noch anders ist, als wir gewohnt sind. Einige Rennen sind ausgefallen. Aber da, wo ich gestartet bin, war es gut. Ich habe die UAE-Tour bestritten, Paris- Nizza, drei Rennen in Belgien und die Türkei-Rundfahrt.

Sind Sie mit ihrer Leistung zufrieden?

Ja, als Anfahrer von André Greipel habe ich einen guten Job gemacht. Da habe ich auch von einigen Seiten Lob bekommen, das tut dann richtig gut. Jetzt hoffe ich, dass ich im Verlauf der Saison noch die Chance bekomme, auch mal auf eigene Kappe zu fahren. Ich glaube, dass ich Rennen gewinnen kann, mache meinen Job als Anfahrer für André Greipel aber auch sehr gerne.

Giro d'Italia: Rick Zabel und André Greipel nicht dabei

Beim Giro d’Italia, ab 8. Mai, hat ihr Team Sie nicht nominiert, obwohl Sie im letzten Jahr ins Bergtrikot stürmten? Sind Sie traurig?

Traurig nicht, ich war aber überrascht. Der Giro d'Italia war schon als Höhepunkt in der ersten Saisonhälfte von André Greipel und mir fest eingeplant. Wir haben als Sprint-Team bei der Türkei-Rundfahrt Eigenwerbung betrieben. Aber das Team hat das nun kurzfristig damit begründet, dass sie auf Dan Martin für die Gesamtwertung setzen. Wir wurden also quasi in letzter Minute aus dem Kader gekegelt. Das muss ich akzeptieren, aber verstehen muss ich das nicht. Ich nehme es aber sportlich.

Wie geht es nun weiter für Sie?

Ich starte im Mai bei der Mallorca-Challenge und bei der Andalusien-Rundfahrt. Und Ende Juni startet dann die Tour de France. Da mache ich mir zwar keine großen Hoffnungen, dabei zu sein, aber wer weiß…

Rick Zabel über Chris Froome: Da muss man nichts schön reden

Ihr Team wird wohl auf Kapitän Chris Froome setzen. Trauen Sie ihm zu, nochmal ganz oben anzugreifen?

Schwierig zu sagen, er ist natürlich überzeugt davon. Und viele sagen: wenn es einer schafft, dann er. Aber man braucht auch nichts schön zu reden, seine Leitungen bisher liegen weit unter dem, was das Team erwartet hat. Er ist momentan nicht in der Verfassung, um vorne mitzufahren, dass weiß er auch selber. Mich würde es überraschen, wenn er nochmal die Tour gewinnt.

Sind Sie eigentlich schon gegen Corona geimpft?

Nein, noch nicht. Israel hat ja als Land die Bevölkerung schnell durchgeimpft. Im Februar wollten sie uns Fahrer auch alle zum Impfen einfliegen, das ging dann aber nicht, weil das Land nochmal komplett in einen Lockdown ging. Da hat man dann gesagt, wir sollen uns nun selber um eine Impfung kümmern.

Welchen Impfstoff würden Sie nehmen. Gibt es Empfehlungen von den Teamärzten?

Ich nehme, was es gibt. Einige Teams haben sich mit chinesischem Impfstoff geimpft, andere mit russischem. Uns wurde gesagt, wenn es ein Angebot ist, dann lasst Euch impfen. So mache ich es auch.

Dank Corona gibt es auch einen Radsport-Boom…

Ja, das sehe ich. Am Wochenende nehme ich da auch gerne mal eine andere Strecke, weil es am Rhein schon sehr voll ist und man Slalom fahren muss. Das Interesse an meiner Person ist auch größer geworden. Radsport wird zum Lifestyle. Und es kommen immer mehr Neu-Einsteiger dazu. Schön, dass der Radsport in den Fokus kommt.

Haben Sie auch Probleme, Ersatzteile zu bekommen? Der Radmarkt ist ja komplett abgegrast durch den Boom.

Soweit ich weiß, hat das Team noch keine Probleme an Material zu kommen, aber ich hatte letztens einen kaputten Zahnkranz. Im Internet habe ich keine Ersatzteile bekommen. Da ist alles ausverkauft. Zum Glück hatte André Greipel noch einen Kranz, den er mir geben konnte. Und ich habe noch eine Kette bei mir gefunden. Also wenn jetzt was an meinem Rad kaputt geht, komme ich schon ins Schlingern.

Rick Zabel: Große Radsport-Pläne für Köln

Sie bauen in Köln unter dem Namen Roaar eine Radsport-Gemeinschaft auf. Was ist das Ziel?

Unser Hauptziel ist es, so schnell es geht in Köln einen großen Laden zu finden, wo unser Clubhaus entstehen soll. Im Spätsommer oder Herbst wird die Gastroszene hoffentlich wieder aufmachen können, da wollen wir vielleicht schon mit dem Clubhaus dabei sein. Es soll eine Anlaufstelle für alle Radsportbegeisterten werden.

Was ist da genau geplant?

Fußball-Kneipen gibt es ja, so was wollen wir für Radsportler etablieren in Köln. Ein Rad-Café mit kleiner Do-it-yourself-Werkstatt, eine Waschstation fürs Rad, ein integrierter kleiner Shop. Wir wollen einfach eine Community bilden, in dem Clubhaus auch Events veranstalten und gemeinsame Radausfahrten anbieten.

Sie haben einen Podcast über Radsport, ist der erfolgreich?

Es läuft ganz gut, zuletzt habe ich eine Millionen Streams geknackt. Insgesamt habe ich 250.000 Abonnenten, 25.000 davon hören sich die einzelnen Folgen an. Ich bin super happy damit.