Der Kölner Olympia-Held Nelvie Tiafack gibt am 19. Juli sein Profi-Debüt. Bei uns verrät der bodenständige Boxer, wie er im Revier von Mahmoud Charr und Agit Kabayel wildern will.
Olympia-Held vor ProfidebütTiafack wagt sich in Charrs Revier
Bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris begeisterte Nelvie Tiafack (26) mit herzerfrischendem Boxen. Der Kölner Schwergewichtler scheiterte knapp am Finale und erkämpfte sich Bronze. EXPRESS.de taufte ihn „Zick-Zack-Tiafack“. Jetzt geht der in Bergheim aufgewachsene Sohn kamerunischer Einwanderer den nächsten Schritt und wagt sich ins Revier von Mahmoud Charr (40) und Agit Kabayel (32): Am 19. Juli gibt er in Heidelberg sein Profidebüt.
„Wenn Träume Fäuste bekommen“ – wie der „Koloss von Köln“ Charr („Von der Straße zu den Sternen“) hat auch Tiafack seinem Titel-Traum einen Slogan verpasst. Beim Kampfabend „Ringside Zone“ in Heidelberg trifft er auf den Polen Jakub „Sosna“ Sosinski (35). Ein erfahrener Profi mit über 20 Kämpfen, der aber seine letzten zehn verlor. Doch für Tiafack, der seit seinem Bronze-Gewinn nicht mehr für einen Wettkampf im Ring stand, ist er sicher eine gute Messlatte, wohin die Reise geht.
Tiafack zieht es wohl nach England
„Ich bin voller Vorfreude auf diesen neuen Abschnitt und musste lange auf diesen Moment warten. Jetzt will ich auch bei den Profis zeigen, welches Potenzial in mir steckt. Meine Ziele sind groß“, sagt Tiafack, der sich im Box-Gym von Roland Bebak (59) am Bonner Wall auf sein Profi-Debüt vorbereitet.
Einen festen Vertrag hat der Europameister von 2022 aber nicht mit dem Promoter von Mehrfach-Weltmeister Felix Sturm (46). Tiafack sagte nach seinem Bronze-Coup: „Mein Traum sind England oder die USA. Der deutsche Profisport steht nicht so gut da. Da ist kein Geld, keine guten Kämpfe. Mit meiner Klasse brauche ich mir das nicht anzutun.“
Er tendiert zu einer Unterschrift bei einem Box-Stall in England. Möglich wären die Promoter der entthronten Weltmeister Anthony Joshua (Eddie Hearn, Matchroom Boxing) oder Tyson Fury (Frank Warren, Queensbury).
Deren Ballyhoo-Attitüde ist für den bodenständigen Tiafack allerdings kein Vorbild. „Ich bin kein Sprücheklopfer. Ich will mit Leistung überzeugen – im Ring, aber auch daneben“, sagt er und lässt seinen Worten Taten folgen.

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Im Olympia-Turnier in Paris trifft der Deutsche Nelvie Tiafack (r.) den Italiener Diego Lenzi.
Im April trainierte er im Bebak-Gym beim Projekt „Boot'n Boxing“ eine Gruppe von 12- bis 16-jährigen Förderschülern und Heimkinder n des Hermann-Josef-Hauses in Urft. Dabei gab er jedem Jungen die Hand und fragte nach seinem Namen. „Nahbar zu sein, ist mir wichtig“, erklärte Tiafack damals.
Auch jetzt, vor dem mit Spannung erwarteten Profi-Debüt, betont er seine Maxime: „Ich boxe nicht nur für mich – ich boxe für alle, die hart arbeiten, die nicht immer gesehen werden, die aber nicht aufgeben.“
Tiafack ist vorbereitet. Körperlich top, mental klar. Keine Kampfansagen, sondern echte Motivation. Kein Ego, sondern Werte. Und so präsentierte er sich auch als Privatmann. Zum Beispiel bei seinem Auftritt bei der „Icon League“ von Weltmeister Toni Kroos (36), wo er im Team von Laura Wontorra (36) als „Motivator“ für gute Stimmung und Zusammenhalt sorgte.
Oder als Testimonial von „Samsonite“, als er in deren Shop auf der Ehrenstraße bereitwillig erklärte, was er so alles mit auf Reisen nimmt. Tiafack ist übrigens nicht nur Boxer, sondern auch Geschäftsmann und betreibt mit seinem besten Freund Christian im Rheinland die Autovermietung rent24.
Ob beruflich oder sportlich – Hauptsache „Zick-Zack-Tiafack“!