Kein Starter bei OlympiaEx-Weltmeister will Köln wieder zur Schwimm-Hochburg machen

Rainer Henkel im Schwimmbad der Deutschen Sporthochschule in Köln.

Rainer Henkel im Schwimmbad der Deutschen Sporthochschule in Köln. Für Top-Athleten ist das Bad trotz guter Voraussetzungen aktuell keine Option.

Düstere Zeiten in der einstigen Schwimm-Hochburg: Die Stars des Sports kommen schon länger nicht mehr aus Köln. Ex-Weltmeister Rainer Henkel würde das gerne ändern, stößt aber auf Widerstände.

von Uwe Fibelkorn (uf)

Vom 26. Juli bis 11. August finden in Paris die Olympischen Spiele statt. Die Schwimmwettbewerbe im neuerbauten „Centre Aquatique Olympique“ im Vorort Saint Denis werden ohne Beteiligung Kölner Schwimmerinnen und Schwimmer über die Bühne gehen.

Für den ehemaligen Kölner Weltklasse-Schwimmer Rainer Henkel (59) ein Trauerspiel. Zu seiner Zeit war das schließlich noch anders.

Rainer Henkel holte Schwimm-Gold für Deutschland

1988 und 1992 gab's mit Henkel, Peter Sitt und Martin Herrmann gleich drei Kölner Spitzenschwimmer bei den Sommerspielen in Seoul und/oder Barcelona. Henkel feierte seinen größten Triumph als Weltmeister 1986 über 400 m und 1500 m Freistil.

Sitt, der in den 90er-Jahren sogar von Henkel trainiert wurde, holte 1991 in Perth WM-Gold mit der 4x200-m-Freistilstaffel, Herrmann schnappte sich im Delfinschwimmen zwei Bronzemedaillen bei der Europameisterschaft in Bonn (1989).

Dass man von solchen Erfolgen heute nur noch träumen kann, muss nicht sein. Denn das Problem ist für Henkel hausgemacht: „Wir haben hier in Köln beste Bedingungen, eine Super-Anlage mit dem Schwimmzentrum an der Sporthochschule, das mal Bundesleistungs-, dann Leistungszentrum war und jetzt nur noch Schwimmzentrum ist. Leider herrscht nicht mehr der Leistungsgedanke vor, sondern die Anlage wird vermehrt für den Breitensport genutzt.“

Für einen ehemaligen Spitzensportler wie Henkel ein Unding. „Dem leistungsorientierten Verein SC Aqua Köln – aktuell der viertbeste Klub in Deutschland – sollen zu den Trainingszeiten am Nachmittag Bahnen weggenommen werden, die für Breitensport beansprucht werden. So können keine Topleistungen erreicht werden.“

Schwimm-Frust in Köln: Henkel fordert freie Bahn an der Sporthochschule

Henkel nennt konkret den der Sporthochschule nahestehenden Klub Kopfsprung Köln, der sich rühmt, mehr als 500 Mitglieder zu haben.

Dessen Vorsitzende Inga Staub machte ernsthaft den Vorschlag, dass auf einer Bahn doch bis zu 16 Schwimmer gleichzeitig trainieren könnten. Henkel: „Es geht aber nicht, dass man in einem olympischen 50-Meter-Becken Freizeitsportler ins Wasser hüpfen lässt und den Leistungssportlern keine Bahnen zur Verfügung stellt. Und auf einer Bahn können idealerweise zwei Leistungsschwimmer gleichzeitig trainieren.“

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Seine These – und die funktionierte zu seiner Zeit als aktiver Schwimmer: „Topleute brauchen Konkurrenz im Training und ziehen sich dann gegenseitig hoch. Wenn das funktioniert, kommen automatisch Spitzenschwimmer nach Köln. Dann ist Erfolg programmiert.“

Henkel hatte sich sogar angeboten, für eine Übergangszeit selbst als vereinsunabhängiger Trainer am Beckenrand zu stehen und alles zu koordinieren – unentgeltlich! „Als ich den Vorschlag machte, erntete ich nur Kopfschütteln von den anderen“, sagt der Ex-Weltmeister frustriert und verständnislos. Doch Aufgeben ist sein Ding nicht.

Köln bietet Grundlagen für Spitzenschwimmen

Henkel sucht das Gespräch mit der Stadt Köln, um den Schwimmsport in der Domstadt wieder aufleben zu lassen. Sein Ziel ist die Schaffung eines „AquaExcellence Training Center“. Hört sich nach einem großen Ziel an und klingt amerikanisch – und die Amis wissen, wie’s geht!

In einem Konzept schrieb er nieder, dass man dafür ein olympisches 50-Meter-Becken brauche, spezielle Bereiche für Techniktraining, Starts und Wenden, Kraft- und Konditionsraum, Physiotherapiezentrum und Konferenzräume für Videoanalysen und Besprechungen.

„Ist in Köln alles vorhanden“, sagt er und verweist darauf, dass sein früherer Erfolgstrainer Gerhard Hetz mit seinen Schützlingen in den 80er-Jahren nie in ein Trainingslager gefahren war. Henkel: „Hetz sagte, wozu? Wir haben in Köln doch beste Bedingungen.“

Dazu müsste der Breiten- und Freizeitsport in andere Bäder ausgegliedert werden und das „Aqua-Excellence Trainings Center“ dem Leistungssport vorbehalten bleiben. Zugang erhalten dürften nur „ausgewählte Schwimmvereine, die ihre besten Athleten für internationale Wettkämpfe trainieren“. In der Hoffnung, dass es dann vielleicht einmal einen neuen Rainer Henkel gibt? „Warum nicht“, meint der frühere Weltmeister.