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Was für eine DemütigungVerstappen siegt eher im Ferrari als Hamilton

Max Verstappen auf dem Nürburgring.

Max Verstappen auf dem Nürburgring.

Max Verstappen zeigt sein Können auch in einem ganz anderen Auto. Bei seinem GT3-Debüt gewann er am Nürburgring.

Genau 100 Jahre nach der Grundsteinlegung des Nürburgrings schrieben Max Verstappen (27) und Chris Lulham (22) in der „Grünen Hölle“ Geschichte.

Der Formel-1-Weltmeister gewann sein GT3-Debüt auf der Nordschleife und zusammen mit seinem englischen Teamkollegen das 9. Rennen der ADAC Nürburgring Langstrecken-Serie. Und das als Red-Bull-Fahrer in einem Ferrari! Im 296 GT3 (600 PS) von Emil Frey Racing feierte Verstappen damit eher einen Ferrari-Sieg als sein Formel-1-Rivale Lewis Hamilton (40).

Verstappen von italienischer Presse gefeiert

Was für ein Triumph für Verstappen! Sechs Tage nach dem Formel-1-Sieg in Baku siegte der „fliegende Holländer“ in einem völlig anderen Auto bei seinem Debüt auf der gefährlichsten Rennstrecke der Welt. Damit ist er der erste F1-Fahrer seit Jacky Ickx (80) im Jahr 1972 (1000 km von Watkins Glens, gefolgt vom Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring), der in zwei aufeinanderfolgenden Rennen in zwei verschiedenen Serien gewonnen hat.

Und was für eine Demütigung für Hamilton und Ferrari-Teamkollege Charles Leclerc (27). Während sie nach 17 Rennen immer noch sieglos sind und der Brite bis auf den glücklichen Sprintsieg in Schanghai noch nicht mal auf dem Podium stand, wird ihr Red-Bull-Rivale Verstappen auf der Ferrari-Homepage und von Italiens Presse gefeiert.

Im 57. ADAC Barbarossapreis zog Verstappen direkt am Start an Pole-Setter Christian Krognes (aktuell auch der Halter des NLS-Streckenrekords) im Aston Martin Vantage und Frank Stippler im Audi R8 LMS vorbei und baute seinen Vorsprung während seines Doppelstints auf rund eine Minute vor Stippler aus, bevor er an Lulham übergab. Der Brite fuhr den Sieg vor den beiden Ford Mustang mit Dennis Fetzer, Jann Mardenborough und Fabio Scherer sowie Vincent Kolb und Doppelstarter Stippler ins Ziel.

„Es fühlt sich super an, hier bei meinem ersten Rennen zu gewinnen“, sagte Verstappen, der erst im Mai seinen ersten NLS-Test im Ferrari 296 GT3 gefahren ist und vor elf Tagen im auf 300 PS gedrosselten Porsche Cayman GT4 seine Permit erworben hatte.

Doch er bewies auch in den von Michael Schumacher (56) ungeliebten „Autos mit Dach“ sein Jahrhunderttalent und will mehr: „Mein Ziel ist, irgendwann beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring dabei zu sein. Ob das nächstes Jahr klappt, ist schwer zu sagen. Und wir brauchen natürlich noch mehr Erfahrung, ein paar mehr NLS-Rennen.“

Das klingt angesichts seines Debüt-Sieges fast wie Hohn in den Ohren der GT3-Spezialisten. Doch „Mr. Nordschleife“ Stippler konnte nur den Hut ziehen. „Das ist der beste Rennfahrer der Welt. Ich habe fest mit dem Sieg von Max und Chris gerechnet“, sagte der Kölner. Er weiß, dass sich Verstappen top-vorbereitet in die „Grüne Hölle“ wagte: „Er ist natürlich aus der Simulator-Generation, kennt die Strecke, kennt das Auto. Ich habe nichts anderes erwartet.“ Hintergrund: Verstappen nimmt seit Jahren in seinem Simulator in Monaco an Langstreckenrennen teil und fuhr auch schon zwei NLS-Siege ein.