„Spezialist war auf einer Grillparty“Wie Helmut Marko den dunkelsten Tag seiner Rennfahrer-Karriere erlebte

Red-Bull-Motorsport-Berater Helmut Marko kommt zum freien Training beim Großen Preis von Österreich.

Red-Bull-Motorsport-Berater Helmut Marko kommt zum freien Training beim Großen Preis von Österreich am 30. Juni 2023.

Bei einem Rennen in Frankreich verlor Helmut Marko sein linkes Auge. Nun hat er in einem Interview ausführlich auf den Tag zurückgeblickt, der sein Leben für immer verändert hat.

von Antje Rehse (are)

Max Verstappen rast in der Formel 1 dem dritten Titel in Folge entgegen, scheint im Red Bull fast unbesiegbar. Für den österreichischen Rennstall wäre es bereits der fünfte Titel in der Fahrerwertung, auch Sebastian Vettel wurde zweimal im Red Bull Weltmeister.

Der Mann hinter dem Erfolg: Helmut Marko (80). Der ehemalige Rennfahrer ist Motorsportberater bei Red Bull, hat großen Einfluss auf die Entscheidungen des Rennstalls.

Helmut Marko verlor nach Unfall sein linkes Auge

Seine eigene Rennfahrer-Karriere musste der Österreicher nach einem tragischen Unfall einst früh beenden. 1972 verunglückte er beim Großen Preis von Frankreich in Clermont-Ferrand schwer, verlor sein linkes Auge.

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Das Auto des vor ihm fahrenden Ronnie Peterson (†34) hatte damals einen Stein aufgewirbelt, der das Visier von Markos Helm durchschlug. „Da ist eine Welt zusammengebrochen“, sagte Marko nun im Sky-Format „Hardenacke trifft…“ (Samstag, 29. Juli, 17.30 Uhr bei Sky Sport F1) im Interview mit Reporter Peter Hardenacke. „In der Phase war das Rennfahren mein Ein und Alles.“

An den Unfall erinnert er sich so: Etwas sei plötzlich auf ihn zugekommen. „Ich habe einen irrsinnigen Schmerz verspürt und nichts gesehen“, so Marko. Mit letzter Kraft verhinderte er damals ein noch viel größeres Unglück. „Mir wurde klar: Hinter mir sind noch 20 Autos mit ähnlich viel Benzin im Tank. Wenn ich jetzt nichts mache, bin ich tot und der Rest ist auch nicht einer guten Situation.“

Er habe die Hand gehoben, so Marko. „Das haben mir die anderen erzählt, das habe ich nicht mehr so mitbekommen. Und dann habe ich das Auto seitlich geparkt. Wie ich das geschafft habe, ist mir nicht ganz klar.“

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Zunächst hoffte der Rennfahrer noch, sein linkes Auge zu behalten. Doch bei der Erstversorgung nach dem Unfall ging offenbar einiges schief. „Es hat zweieinhalb Stunden gebraucht, bis wir im richtigen Krankenhaus waren. Dort war der Augenspezialist auf einer Grillparty und ist relativ spät gekommen“, so Marko. „Sonst hätte man vielleicht noch etwas retten können.“

Das Auge wurde zusammengenäht, jedes Zwinkern habe ihm starke Schmerzen bereitet. Irgendwann habe er einsehen müssen, dass das Auge nicht mehr zu retten war. „Eines Nachts habe ich gesagt: Es ist vorbei und ab morgen ist es ein anderes Leben.“

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Marko, der seitdem eine Augenprothese trägt, stieg in die Hotelbranche ein, wurde zum erfolgreichen Unternehmer. 1984 gründete er sein erstes Motorsporteam RSM Marko, das unter anderem in der DTM startete. Auch als Manager von Fahrern wie Gerhard Berger (63) fungierte er. 2005 dann das Comeback in der Formel 1 mit Red Bull.

Die neue Folge von „Hardenacke trifft…“ mit Helmut Marko ist am Samstag (28. Juli 2023) um 17.30 Uhr bei Sky Sport F1 zu sehen – direkt im Anschluss an das Sprintrennen beim Großen Preis von Belgien.