Die Formel 1 steuert auf ein episches WM-Finale zu. WM-Spitzenreiter Oscar Piastri (24) schwächelt, die Konkurrenz wittert eine große Chance.
Episches WM-Finale wie 2007 winktPiastri zittert vor Hamilton-Fiasko

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Oscar Piastri mit Freundin Lily Zneimer im Fahrerlager.
Die Formel 1 steuert auf ein episches WM-Finale zu. Der noch zur Sommerpause komfortable Vorsprung von WM-Spitzenreiter Oscar Piastri (24) schmilzt von Rennen zu Rennen.
Die Formkrise des in der ersten Saisonhälfte so coolen „Iceboy“ setzte sich auch in Mexiko fort. Sein zuvor nervenschwacher McLaren-Kollege Lando Norris (25) wittert seine Chance und der von einigen Experten schon abgeschriebene Weltmeister Max Verstappen (28) will im WM-Finale in Abu Dhabi lachender Dritter werden.
2007 war Kimi Räikkönen der lachende Dritte im Saisonfinale
Die Dreier-Konstellation erinnert immer mehr an die legendäre Saison 2007. Damals sah McLaren-Jungspund Lewis Hamilton (40) schon wie der neue Weltmeister aus. Doch im internen Krieg mit dem vermeintlichen Platzhirsch Fernando Alonso (44) nahmen sich beide so viele Punkte weg, dass im epischen WM-Finale in Interlagos Ferrari-Finne Kimi Räikkönen (45) als lachender Dritter mit einem Punkt Vorsprung den Titel abstaubte.
Vor dem Hamilton-Fiasko zittert nun Piastri. Der Australier schaffte es in Mexiko nur auf den siebten Startplatz, während Norris auf die Pole-Position raste, und kann sich seine Krise nicht erklären. In den vier vergangenen Rennen in Monza, Baku, Singapur und Austin hat Piastri nicht mehr gewonnen und gleich reihenweise Punkte liegengelassen. Das war einerseits die Folge von Unfällen, wie sie ihm selbst in Baku gleich zweimal (Qualifying und Rennen) passiert sind. Andererseits ließ der Australier seine aus der ersten Saisonhälfte gewohnte Pace vermissen.
Sein Vorsprung beträgt nur noch 14 Zähler auf Norris und 40 Zähler auf Verstappen, der in den jüngsten fünf Rennen dreimal gewann und zweimal Zweiter wurde. Aber vor allem der große Rückstand auf Norris (0,588 Sekunden) ist für Piastri ein Rätsel: „Ich finde, ich habe im Qualifying einen vernünftigen Job gemacht. Auch das Auto fühlte sich vernünftig an. Der große Rückstand in der Rundenzeit ist daher ein bisschen ein Mysterium.“
Schon länger gibt es Stimmen im Fahrerlager, die nach Bevorteilungen von Norris behaupten, Geschäftsführer Zak Brown (53) wolle unbedingt den Briten zum ersten McLaren-Weltmeister seit Hamilton 2008 machen. Im Rechtsstreit mit dem Spanier Alex Palou (28) über dessen geplatztes Engagement enthüllte der IndyCar-Champion, dass Brown den vom damaligen Teamchef Andreas Seidl (49) in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von Alpine abgeworbenen Piastri gar nicht haben wollte, sondern ihn.
Nachgefragt, wie er im Kopf damit klarzukommen versucht, antwortete Piastri: „Ich bin frustriert darüber, wie die Sessions laufen. Es gibt eine Menge Dinge, über die ich mir den Kopf zerbrechen könnte. Unterm Strich ist es schwer zu verstehen, dass ich so weit zurückliege, wenn ich doch einen vernünftigen Job gemacht habe. Das ist es, was mir im Moment am meisten Kopfzerbrechen bereitet.“
Die fehlende Pace gepaart mit der Verschwörungstheorie kann einen Fahrer zermürben. Das weiß auch Jolyon Palmer (34), der 2017 bei Renault gegen Nico Hülkenberg (38) unterging und aussortiert wurde.
„Das Grundproblem ist: Das Tempo, das er sonst so konstant gezeigt hat, um Norris unter Druck zu setzen, das ist weg“, sagt der Brite, für den Piastris Unfälle in Baku „wirklich ein Schocker“ waren. Palmer zählt auf: „Singapur war ziemlich enttäuschend. Und dann Austin, wieder große Schwierigkeiten mit der Pace und dann der Unfall mit Hülkenberg beim Sprintstart, für den er selbst etwas Verantwortung übernommen hat. Das hat ihn und Lando ein paar Punkte gekostet.“

