Darts-WMKölner Moderatorin Jana Wosnitza glaubt an deutsches Novum: „Wird passieren“

Jana Wosnitza steht im Londoner Ally Pally vor dem Wettkamf-Board.

Jana Wosnitza moderiert für Sport1 die Darts-WM. Das Mega-Event startet am Donnerstag (15. Dezember 2022) im Londoner Alexandra Palace.

Am Donnerstag beginnt in London die Darts-WM. Vor dem Turnier-Start hat Sport1-Moderatorin Jana Wosnitza exklusiv mit EXPRESS.de gesprochen.

von Anton Kostudis (kos)

Startschuss für die große Darts-Party in London! Ab Donnerstag (15. Dezember 2022) und bis zum 3. Januar kämpft im prestigeträchtigen „Ally Pally“ die Weltelite der Pfeile-Werfer um den WM-Titel. Mittendrin: Jana Wosnitza (29).

Die Kölner Moderatorin wird für Sport1 das komplette WM-Turnier begleiten, im neuen Jahr, wenn es in die entscheidenden Duelle geht, auch an der Seite von Darts-Profi und Experte Max Hopp (26). Vor dem Start der Darts-WM am Donnerstag (19.30 Uhr) hat Wosnitza mit EXPRESS.de über die Faszination der Sportart, die Turnier-Favoriten und ihre TV-Karriere gesprochen.

Darts-WM: Sport1-Moderatorin Jana Wosnitza im Exklusiv-Interview

Frau Wosnitza, am Donnerstag beginnt in London der jährliche Darts-Wahnsinn. Sie werden live aus dem Ally Pally von der WM berichten. Kribbelt es schon? Jana Wosnitza: Es kribbelt total! Vor allem jetzt, nach zwei Jahren Pandemie. Ich freue mich so sehr auf die WM wie noch nie. Weil ich das Gefühl habe, dass sie so viele Geschichten erzählen wird: Mit drei deutschen Startern, mit drei Frauen, die dabei sind, mit Shooting-Stars wie Josh Rock, mit einem Luke Humphries in der Form seines Lebens oder mit einem Michael van Gerwen, der sich zurückgekämpft hat. Dann die Fans, die wieder zurück sind. Der Ally Pally, der voll bis unters Dach sein wird. Und wir mit dem Sport1-Team vor Ort, das so viel berichten wird wie nie zuvor. Ich freue mich riesig, und mittlerweile ist wirklich ein bisschen, wie als würde ich nach Hause kommen.

Alles zum Thema Darts-WM

Sie haben es eben angesprochen: Erstmals gehen in London drei Frauen an den Start. In anderen Sportarten ist das noch völlig undenkbar. Macht das Darts für Sie auch so sympathisch? Wosnitza: Ja, vor allem macht es den Sport unglaublich nahbar. Die Einstiegshürde ist sehr niedrig. Du brauchst nur Pfeile und ein Board, dann kannst du zu Hause loslegen. Und das gilt für Frauen genauso wie für Männer. Dabei geht es nicht darum, wie groß du bist, wie stark du bist oder wie viel Kondition du hast. Es ist ein Mental-Sport, und da ist jeder gleich. Deswegen nimmt Darts auch einfach jeden mit. Und natürlich freue ich mich, dass dieses Jahr drei Frauen am Start sind. Vor allem freut es mich aber, dass die Entwicklung konstant weitergeht. Spielerinnen wie Fallon Sherrock, Beau Greaves oder Lisa Ashton gehen ihren Weg, über das gesamte Jahr, nicht nur bei der WM. So machen sie das Thema Frauen im Darts groß. Und das freut mich als weibliche Moderatorin natürlich ganz besonders.

Auf der Insel ist der Darts-Sport riesengroß, entsprechend viele Starter kommen auch aus England, Schottland, Irland. Wie schwierig ist es für Sie als Nicht-Muttersprachlerin, mit den verschiedenen britischen Dialekten klarzukommen? Wosnitza: Auf jeden Fall schwierig. Nehmen wir mal die Interview-Situation. Da ist die Frage, die ich aber zunächst auf Deutsch für unsere Zuschauer formuliere, dann auf Englisch stelle, dann die Antwort auf Englisch bekomme und die gleichzeitig im Kopf übersetze, um sie wiederum den deutschen Zuschauerinnen und Zuschauern zu übersetzen. Dann ist da aber womöglich schon die nächste Frage, die sich aus der Antwort ergeben hat, die darf ich dann auch nicht verlieren. Das ist für den Kopf schon eine Herausforderung. Aber nach einer kurzen Eingewöhnungsphase kommt man erstaunlich schnell zurecht, auch mit den verschiedenen Dialekten. Wobei, es gibt schon ein paar Jungs, beispielsweise Chizzy (Dave Chisnall, englischer Top-Spieler, Anm. d. Red.), bei denen ich wirklich extrem die Ohren spitzen muss, das gilt auch für Gary Anderson aus Schottland. Aber wie gesagt: Man kommt nach einer kurzen Zeit dann wirklich rein.

Jana Wosnitza steht im Londoner Alexandra Palace in einer Gruppe von Darts-Fans.

Darts-Party im Ally Pally: Jana Wosnitza berichtet auch in diesem Jahr für Sport1 von der Darts-WM in London.

Die gesamte Weltelite geht in London an den Start. Wer wird bei der WM für Furore sorgen? Und wie werden sich die drei Deutschen im Feld schlagen? Wosnitza: Aus deutscher Sicht traue ich Martin Schindler einiges zu. Er hat einen unglaublichen Schritt in seiner Entwicklung gemacht. Nach dem Verlust der Tour-Card ist er stärker zurückgekommen und wirkt viel reifer. Er ist jetzt erstmals für die zweite Runde gesetzt. Nun muss er nur noch auf dieser großen Bühne endlich mal ein Match gewinnen. Aber das wird in diesem Jahr passieren, da bin ich mir sehr sicher. Florian Hempel wiederum hat ein sehr schweres Los gezogen. Wenn er sein Auftaktmatch gegen Keegan Brown gewinnt, geht es direkt gegen Luke Humphries. Und der ist für mich derzeit auf einem absoluten Top-Niveau. Weswegen ich ihn nicht einmal mehr als Geheimfavoriten bezeichnen würde. Dem traue ich mindestens das Halbfinale zu. Überraschen könnte auch Josh Rock bei seiner ersten WM, er hat einen ganz guten Draw erwischt. Ihm traue ich definitiv auch zu, einen Peter Wright aus dem Turnier zu nehmen. Raymond van Barneveld ist unglaublich erfahren und weiß, wie man WM-Titel gewinnt. Und er hat zuletzt mehrfach gezeigt, dass er es noch immer draufhat. Mein Favorit für den Titel ist aber Michael Smith, der zuletzt endlich seinen ersten Major-Titel gewonnen hat. Das war für ihn ein echter Brustlöser, er wird mit viel Rückenwind ins Turnier gehen. Nachdem er im Vorjahr schon im Finale war, könnte diesmal seine große Stunde schlagen.

Jana Wosnitza: „Uli Hoeneß ist ein Mensch wie jeder andere auch“

Die Darts-WM startet, die Fußball-WM ist fast vorbei. Es gab in den vergangenen Wochen viele hitzige Diskussionen rund um das Turnier. Haben Sie die WM verfolgt? Wosnitza: Ganz ehrlich: Ich habe es in den vergangenen Wochen und auch bis heute zu keinem Zeitpunkt gespürt, das WM-Feeling. Es wollte einfach nicht aufkommen. Normalerweise sind das Fest-Tage für einen Fußball-Fan wie mich. Aber ich spüre die Begeisterung nicht, die normalerweise ganz von alleine kommt. Mir hat es deswegen auch nicht wehgetan, dass ich eine Menge Spiele verpasst habe. Aber am Ende des Tages ist das, glaube ich, ein gutes Zeichen.

Sie haben in den vergangenen Jahren nun schon viele prominente Sport-Stars interviewt. Müssen Sie sich da nicht manchmal kneifen? Wosnitza: Natürlich ist es etwas Besonderes, wenn du beispielsweise beim Doppelpass Welt- und Europameister sitzen hast. Oder einen Uli Hoeneß oder einen Hasan Salihamidzic. Das sind sehr beeindruckende Persönlichkeiten. Aber ich erstarre dann nicht komplett in Ehrfurcht. Und das meine ich keinesfalls despektierlich. Ich habe großen Respekt vor diesen Persönlichkeiten. Aber es ist nicht so, dass ich dann dastehe und kein Wort mehr herausbekomme. Das hilft mir natürlich auch in meinem Job. Weil ich dadurch immer recht unbekümmert in die Situation reingehen kann. Selbst als ein Uli Hoeneß damals vor mir stand, als ich noch junge Volontärin war, hatte ich keinen Kloß im Hals. Er ist für mich ein Mensch, wie jeder andere auch.

Sie sind seit Jahren regelmäßig im Live-TV zu sehen. Wie kritisch gehen Sie mit sich nach einer Sendung ins Gericht? Wosnitza: Dass ich mal aus einer Sendung rausgehe und sage: Das war eine Eins mit Sternchen – das gibt es so gut wie nie. Ich bin unglaublich perfektionistisch und selbst mein größter Kritiker. Ich denke mir super oft: Das hätte ich noch mehr auf den Punkt bringen können, das hätte ich vielleicht mit mehr Biss oder Charme rüberbringen können, da habe ich den Ton nicht ganz getroffen, da habe ich einen Fakt vergessen, den ich gern noch erwähnen wollte, da hab ich die Übergabe nicht so gut verwandelt, wie ich sie hätte verwandeln können, da war ich nicht spontan genug. Also da habe ich wirklich eine unendliche Liste. Deswegen muss ich mich da hin und wieder auch mal ein bisschen runterholen. Und das lernt man dann auch im Laufe der Zeit. So oder so gilt aber auch: Fehler machen dich natürlich für die Menschen auch nahbarer und authentischer.

Jana Wosnitza über TV-Karriere: „Der Weg ist noch lange nicht zu Ende“

Sie sind jetzt 29 Jahre alt. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer bisherigen Karriere als Moderatorin? Wosnitza: In erster Linie bin ich total dankbar. Stolz ist vielleicht nicht das richtige Wort, da hat mein chronischer Perfektionismus was dagegen. Natürlich gibt es einschneidende Erlebnisse, beispielsweise meine Nominierung für den Sportjournalisten-Preis vor zwei Jahren. Das sind diese Momente, in denen ich denke: Wow, du bist schon ein Stück weit gekommen, auf dem Weg, den du gehen möchtest. Aber der Weg ist natürlich noch lange nicht zu Ende. Deswegen schaue ich lieber nach vorne und nicht so oft zurück. Ich möchte mich nicht darauf ausruhen, wo ich bin. Sondern ich möchte weitermachen und mich weiterentwickeln.

WM-Titelverteidiger Peter Wright (l.) aus Schottland posiert mit Sport1-Moderatorin Jana Wosnitza.

Darts-Experten unter sich: WM-Titelverteidiger Peter Wright (l.) aus Schottland posiert mit Sport1-Moderatorin Jana Wosnitza.

Haben Sie denn noch einen großen journalistischen Traum? Wosnitza: Diesen einen großen Traum habe ich nicht. Natürlich: Eine Fußball-WM oder Olympia sind für jeden Sport-Journalisten das Nonplusultra. Weil es die größten Sport-Ereignisse sind, die es gibt. Ein Teil davon zu sein, ist für jede Kollegin und Kollegen ein Traum. Aber davon hängt auch nicht mein Lebensglück ab. Da schaue ich lieber auf das Hier und Jetzt. Wichtig ist mir: Das, was ich jetzt mache, muss mir Spaß machen. Da muss ich das Gefühl haben, dass ich mich weiterentwickeln kann. Und so lange das so ist, halte ich mich weder an dem auf, was schon war, noch denke ich an das, was vielleicht mal sein wird.

Dennoch: Die ganz große Bühne würde Sie doch bestimmt reizen… Wosnitza: Grundsätzlich sind die großen Events wie eine WM, Olympia, aber auch die Darts-WM, immer etwas Besonderes. Weil während des Turnierverlaufs ein spezieller Spirit entsteht. Das ist etwas komplett anderes, als beispielsweise eine Sportart über eine komplette Saison monatelang hinweg zu begleiten. Das gilt aber auch für das, was hinter der Kamera geschieht. Bei der Darts-WM beispielsweise wachsen wir über diese drei Wochen immer ganz eng zusammen. Ich habe in den vergangenen fünf Jahren auch mal Weihnachten in London mit unserem Video-Producer aus Köln gefeiert. Mit dem verbringe ich fast mehr Zeit über die Festtage als mit meiner Familie. Das ist schon irre – und schweißt auch zusammen.