„Tränen aus dem Nichts“Manchester-Star gibt bewegendes Interview: Wegen Tochter nicht im Ukraine-Krieg

Oleksandr Zinchenko mit Aufwärmshirt zur Solidarität mit der Ukraine am 26. Februar beim Spiel zwischen Manchester City und dem FC Everton.

Oleksandr Zinchenko, hier am 26. Februar beim Spiel zwischen Manchester City und dem FC Everton, äußerte sich über seine Gedanken zum Ukraine-Krieg.

Der ukrainische Nationalspieler Oleksandr Zinchenko gibt Einblicke in sein aktuelles Seelenleben. Der Krieg in der Ukraine belastet ihn ganz besonders.

Oleksandr Zinchenko (25) ist Fußballprofi, Ehemann, Vater und ukrainischer Staatsbürger. Zwischen diesen Welten muss der Ukrainer in diesen Tagen abwägen. Dabei stand für ihn sogar eine Rückkehr in sein Heimatland im Raum.

Offenbar spielte Oleksandr Zinchenko mit dem Gedanken, in die Ukraine zu reisen und sein Heimatland gegen den Angriff der russischen Armee zu verteidigen. Ein Grund hielt ihn jedoch in England bei seinem Verein Machester City und seiner Familie.

Zinchenko : „Wenn nicht meine Tochter wäre, wäre ich da.“

Seiner Frau Wlada und seiner sieben Monate alten Tochter zuliebe wird Oleksandr Zinchenko, Profi des englischen Meisters Manchester City, nicht in die Ukraine zurückkehren, um seine Heimat gegen die russischen Kriegstreiber zu verteidigen. „Wenn es meine Familie nicht gäbe, wäre ich dort“, sagte der 25-Jährige der BBC und führte weiter aus: „Ich bin ehrlich, wenn nicht meine Tochter wäre, wäre ich da.“

Seit Beginn des Krieges habe er viel geweint: „Ich weine einfach. Es dauert jetzt schon eine Woche an - ich zähle nicht - aber selbst wenn ich mit dem Auto zum Training fahre, kommen mir aus dem Nichts die Tränen.“ Jetzt sei alles außer dem Krieg für ihn nebensächlich. „Es ist alles in meinem Kopf. Stellen Sie sich den Ort vor, an dem Sie geboren wurden, an dem Sie aufgewachsen sind, und es ist alles zerstört“.

Zinchenko hat viele Freunde in der Heimat, die ihn über die aktuelle Situation informieren: „Ich kann eine Million Bilder und Videos von jeder Stadt in meinem Land zeigen, die sie zerstört haben. Die Leute dort schicken mir Fakten, sie verhungern. Die Menschen schauen nur, dass sie überleben, sie schlafen unter der Erde und in Bunkern.“

Zinchenko mit Forderung an russische Nationalspieler

Doch auch von englischem Boden aus ist Zinchenko nicht untätig. Er tut alles in seiner Macht Stehende, um seinem Land zu helfen. Das bedeutet in seinem Fall vor allem auf Social Media aktiv zu sein. Ähnlich wie sein Landsmann Andriy Yarmolenko („Jungs, warum sitzt ihr wie die Blöden da und sagt nichts?“) forderte auch Zinchenko die russischen Nationalspieler zu einer Reaktion auf.

„Ich bin sehr überrascht, dass keiner von ihnen bisher reagiert hat“, sagte der Linksverteidiger: „Die meisten von ihnen haben viele Follower in den sozialen Medien, zumindest können sie dort ihre Meinung sagen. Aber sie ignorieren die Situation, ich weiß nicht, warum.“

Die englische Fußball-Legende Gary Lineker (61) sprach für die BBC mit Zinchenko. Er beschrieb es als das „emotionalste und herzzerreißendste“ seiner Karriere. (sto)