„Gier nach Geld“Torhüterin Schult ätzt bei TV-Hickhack um Frauen-WM gegen die Fifa

Almuth Schult blickt in die Ferne.

Almuth Schult übt in einer Kolumne scharfe Kritik an dem TV-Wirrwarr um die Frauen WM im Sommer. Besonders gegen den Welterband Fifa richtet sich ihre Kritik.

Nationaltorhüterin Almuth Schult (32) hat den Weltverband Fifa mit Blick auf die Vergabe der TV-Rechte für die im Juli und August stattfindende Weltmeisterschaft kritisiert. Eine schnelle Lösung im Streit ist aktuell nicht in Sicht.

Gianni Infantino (53) und die Fifa haben sich zuletzt im Gezerre um die Rechtevergabe der diesjährigen Frauen-WM in Australien und Neuseeland zu Wort gemeldet und die Sender kritisiert.

Diese wollen keine marktgerechten Preise zahlen, so der Fifa-Boss. Die Angebote seien „einfach enttäuschend“. Nationaltorhüterin Almuth Schult hält dagegen und sieht eine Mitschuld bei dem Weltverband.

Almuth Schult unterstellt Fifa „Geldgier“

„Natürlich klaffen Realität und Wunsch auseinander, aber vielleicht sollte man in solch einer Situation den Prozess selbstkritisch überdenken und einen Konsens finden, anstatt die Schuld bei anderen zu suchen und die Gier nach Geld sprechen zu lassen“, schrieb Schult in einer Kolumne des „RedaktionsNetzwerk Deutschland“. Gut elf Wochen vor WM-Start ist noch unklar, wer das Turnier im Fernsehen übertragen wird. 

Fifa-Präsident Gianni Infantino hatte zu Wochenbeginn angesichts der stockenden Verhandlungen davor gewarnt, dass die Spiele auch in Deutschland nicht im TV zu sehen sein könnten. Es sei aber eine „moralische Verpflichtung“, die Fußball-WM der Frauen nicht unter Wert zu verkaufen.

Auch die Tatsache, dass bei der Rechtevergabe mit zweierlei Maß gemessen wird, kritisierte Schult beim „RND“: „Im Vorfeld einer Männer-WM wäre dies zum jetzigen Zeitpunkt niemals passiert. Die Rechte werden mehr als ein Jahr vorher vergeben, die Sendepläne stehen. Wie soll eine Sendeanstalt innerhalb von wenigen Wochen ein Team von Hunderten Mitarbeitern aufstellen, um ein Turnier am anderen Ende der Welt zu übertragen?“

„Wenn der Fifa-Präsident so eine Aussage trifft, sollte man aufgrund von Moral und Wertschätzung solch ein Produkt einfach nicht auf den letzten Drücker verkaufen und allen Beteiligten mit Respekt begegnen“, forderte die Torhüterin.

Die frühere Welttorhüterin, die lange für den VfL Wolfsburg spielte, ist derzeit vertragslos und wird aufgrund ihrer Schwangerschaft nicht an der WM in Australien und Neuseeland teilnehmen. Ihr drittes Kind erwartet sie im August.

Eine Lösung ist bisher nicht in Sicht, auch wenn alle Parteien gewillt sind, das Problem zu lösen. Verhandlungen finden zurzeit allerdings keine statt. DFB-Präsident Bernd Neuendorf (61) gab an, dass es keinen „Blackout“ der Frauen-WM in Deutschland geben würde. Dies wäre ein „Rückschritt in Deutschland und weltweit“.

Infantino gab indes an, dass er weiterhin an einer Lösung arbeite, allerdings drohte er auch damit, die Spiele der WM nicht in den „Big 5“ (Deutschland, England, Frankreich, Italien, Spanien) Ländern in Europa zu übertragen, sollte das Angebot nicht stimmen.

Hier kommen Sie zu unserer EXPRESS.de-Umfrage:

Zuletzt hatte sich sogar die Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (42) in die Debatte eingeschaltet. Beim WM-Kick-Off am Mittwoch im Auswärtigen Amt plädierte die Politikerin an beide Parteien, möglichst schnell eine zufriedenstellende Lösung zu finden: „Das Eine ist die Fifa, an die wir eindringlich appellieren können, das Andere sind die öffentlich-rechtlichen Sender“. Die Sender haben auch eine Verantwortung den Zuschauerinnen und Zuschauern gegenüber, gab Baerbock an.

Das Finale der EM im vergangenen Jahr zwischen England und Deutschland war mit 17,952 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern das meistgesehene TV-Sportereignis des letzten Jahres. Das Interesse am Frauenfußball ist in Deutschland zuletzt so groß, wie noch nie zuvor. Eine Lösung des Hickhacks sollte also im Interesse aller Beteiligten sein, scheint aktuell aber noch in weiter Ferne zu sein. (dpa/kma)