Nazi-VergleichTV-Sender schmeißt Fußball-Legende vor Topspiel raus – etliche Kollegen sagen als Ersatz ab

Mit einem Nazi-Vergleich hatte Fußball-Legende Gary Lineker in England für Empörung gesorgt. Nun hat die BBC, bei der Lineker als Experte tätig ist, Konsequenzen aus dem Skandal gezogen.

Gary Lineker (62) ist nach seinem umstrittenen Vergleich des neuen Asylgesetzes in Großbritannien mit den Nazis seinen Job als TV-Experte los – zumindest vorübergehend.

Wie die BBC am Freitag (10. März 2023) mitteilte, werde Lineker vorerst nicht mehr die Sendung „Match of the Day“ präsentieren. Die BBC bewertete Linekers jüngste Social-Media-Aktivitäten als „Verletzung unserer Richtlinien“.

Lineker und seine Tweets: umfangreiche Diskussionen mit der BBC

Lineker solle davon absehen, in parteipolitischen Fragen oder politischen Kontroversen Partei zu ergreifen, hieß es in dem Statement weiter. Lineker wird demnach so lange nicht mehr eingesetzt, bis sich er und der Sender über Linekers Social-Media-Nutzung verständigen. Darüber habe es in den vergangenen Tagen „umfangreiche Diskussionen“ zwischen der BBC, Lineker und seinem Team gegeben.

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Lineker hatte am Dienstag (7. März 2023) auf Twitter das neue Asylgesetz der konservativen britischen Regierung als „mehr als schrecklich“ bezeichnet. Auf Kritik, er sei „nicht ganz bei Trost“ („out of order“), antwortete er: „Dies ist eine unermesslich grausame Politik, die sich gegen die am stärksten gefährdeten Menschen richtet, in einer Sprache, die der von Deutschland in den 1930er Jahren nicht unähnlich ist, und ich soll nicht ganz bei Trost sein?“ Sehen Sie hier den Tweet der BBC mit dem Statement:

Die britische Regierung hatte die Fußball-Ikone daraufhin scharf kritisiert. „Als jemand, deren Großmutter in den 1930er Jahren aus Nazi-Deutschland geflohen ist, finde ich es wirklich enttäuschend und unangemessen, die Politik der Regierung bei Einwanderungsthemen mit den Ereignissen in Deutschland in den 1930er Jahren zu vergleichen“, sagte Kultur- und Sportministerin Lucy Frazer im Unterhaus.

TV-Kollegen sagen Einsätze aus Solidarität zu Lineker ab

Hingegen erhielt der Ex-Nationalspieler unter anderem Unterstützung von TV-Moderator Piers Morgan (57), der sich im Netz häufig hitzige Diskussionen mit Lineker geliefert hatte, und von Sky-News-Kommentator Adam Boulton (64). „Ich denke, Gary Lineker kann sagen, was er will“, so Boulton bei Twitter. „Er ist kein politischer Reporter. Es ist genauso wie bei den BBC-Schauspielern, die häufig ihre Sichtweise äußern.“

Ex-Profi Ian Wright (59) sagte am Freitag seinen Einsatz als BBC-Experte in der Sendung „Match of the Day“ ab. Aus Solidarität, wie der frühere Nationalspieler auf Twitter betonte. Auch der frühere Nationalstürmer Alan Shearer (52) wird aus Solidarität zu Lineker nicht in der Sendung am Samstag mitwirken.

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Noch am Donnerstag (9. März 2023) hatte Lineker gesagt, er befürchte keine Konsequenzen vonseiten der BBC. Zudem betonte er im Gespräch mit TV-Reportern, er stehe „natürlich“ zu seinem Tweet.

Auf Twitter schrieb er ebenfalls noch am Donnerstag, er freue sich darauf, am Samstag die Highlight-Sendung zu präsentieren. Zur Entscheidung der BBC, ihn vorerst nicht mehr einzusetzen, gab es von Lineker zunächst kein Statement. (are/dpa)