Kommentar zur WMNeuer Katar-Wirbel: FIFA verbietet Dänemark spezielle T-Shirts

Dänemarks Nationaltrainer Kasper Hjulmand bei einer Pressekonferenz.

Dänemarks Trainer Kasper Hjulmand (hier bei der Verkündung des WM-Aufgebots am 7. November 2022) hat Ärger mit der FIFA.

Die FIFA hat dem dänischen WM-Team das Tragen von Trikots mit einem Slogan für Menschenrechte im Training in Katar verboten. Ein Kommentar zu den Folgen dieses Konflikts.

von Marcel Schwamborn (msw)

Die FIFA hat den Antrag der dänischen Nationalmannschaft abgelehnt, beim Training während der WM in Katar Trikots mit der Aufschrift „Menschenrechte für alle“ tragen zu dürfen. „Wir bedauern das, aber wir müssen es berücksichtigen“, sagte der Chef des dänischen Fußballverbands, Jakob Jensen, am 10. November 2022.

Bereits zuvor hatte der Weltverband die an der WM teilnehmenden Mannschaften aufgefordert, sich „auf den Fußball zu konzentrieren“ und den Sport nicht „in jede ideologische oder politische Schlacht“ hineinzuziehen.

Dänemark wollte bei WM T-Shirts für Menschenrechte tragen

Mit dieser Haltung will die FIFA verhindern, dass das höchst umstrittene Turnier in der Wüste zum PR-Desaster verkommt. Aber mal Hand aufs Herz: Was soll passieren, wenn sich die Mannschaften dieser Haltung widersetzen?

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Wird Dänemark vom Turnier ausgeschlossen, wenn es die Menschenrechts-Shirts trägt? Müssen Spieler umgehend das Spielfeld verlassen, wenn sie entsprechende Botschaften präsentieren? Das Katar-Event würde spätestens in dem Moment zur endgültigen Farce verkommen.

Natürlich steht in allen Turnier-Reglements, dass keine „politischen Botschaften“ auf der Kleidung der Teams erlaubt seien. Aber die Dänen wollten nicht mit dem Slogan „Gegen die Ermordung von Menschen in Katar“ auflaufen, sondern mit einem harmlosen Statement, dass außerhalb jeder Diskussion steht.

Der politisch motivierte Missbrauch eines kompletten WM-Turniers ist für die FIFA okay, Statements für Menschenrechte sind den Funktionären hingegen doch zu politisch. Im Countdown vor dem Turnierstart vergeht kaum ein Tag mehr ohne Nachrichten aus Katar, die fassungslos machen und die Lust am Turnier immer weiter zerstören.

Nach den Entgleisungen des katarischen WM-Botschafters Khalid Salman (60), Homosexualität sei ein geistiger Schaden, war von Präsident Gianni Infantino (52) und dessen Dienern nichts zu hören. Jetzt folgte gleich der Aufschrei angesichts der dänischen Ankündigung.

WM 2022: Lokale Proteste werden die FIFA und Katar nicht beeindrucken

Die teilnehmenden Mannschaften sollten sich ihrer Stärke bewusstwerden. Die Scheichs können mit der FIFA noch so viel in Hinterzimmer mit Geld regeln. Am Ende muss der Ball rollen und 32 Nationen um den Titel spielen. Der Verband kann mit Geldstrafen drohen, an Paragrafen erinnern und mahnen. Aber er kann nicht die Spieler vom Platz beordern. Dann wäre das Desaster endgültig da.

Denn letztlich können vor allem die Hauptdarsteller dafür sorgen, dass dieses Verbrechen am Fußball allen bewusst wird. Ob die lokale Eckkneipe keine WM-Spiele zeigt und stattdessen ein Kicker-Turnier veranstaltet, ob bei Tausenden aus Protest der Fernseher ausbleibt, ob Dutzende kritischer TV-Dokus gezeigt werden – alles das wird die FIFA und die Kataris nicht beeindrucken. Sollte aber der Wettbewerb aus den Fugen geraten, dann ist das Chaos da. Also: Nur Mut – Flagge (und Regenbogen-Binde) zeigen!