Internationaler HaftbefehlEr führte seinen Klub ins CL-Viertelfinale: Vereins-Besitzer gesucht

Die Fans des FC Málaga protestieren bei einem Heimspiel mit Flugblättern gegen Vereins-Inhaber Abdulla bin Nasser Al Thani

Die Fans des FC Málaga protestieren schon lange gegen ihren Klub-Inhaber, so wie hier im Januar 2020 bei einem Heimspiel. Jetzt macht auch die spanische Justiz ernst.

Unter Scheich Abdullah bin Nasser Al Thani stand der FC Málaga 2012/2013 im Viertelfinale der Champions League. Inzwischen geht es gegen den Drittliga-Abstieg, der Besitzer wird von der Justiz gesucht.

von Béla Csányi  (bc)

Der FC Málaga verdankt Scheich Abdullah bin Nasser Al Thani (53) den größten sportlichen Höhenflug seiner Klub-Geschichte. Der einstige Sprung unter die besten acht Teams in Europa ist für die Andalusier bis heute unerreicht. Doch nach der Europa-Party 2012/2013 liegt das Schicksal des spanischen Zweitligisten inzwischen schon seit Jahren in Trümmern.

Der Klub stürzte noch vor Beginn der historischen Saison in der Champions League vor zehn Jahren ins Chaos, rettete sich damals nur mit den Einnahmen durch den Sprung ins Viertelfinale vor dem endgültigen Kollaps. Jetzt will sich Málaga endgültig aus dem langen Schatten aus Katar befreien.

FC Málaga: Mit Scheich Al Thani einmal nach oben und zurück

Schon seit Jahren kämpfen der Verein und einige Besitzer von Minderheits-Anteilen darum, Al Thani seine Anteile am FC Málaga zu entziehen. 96,8 Prozent des Vereins hatte er 2010 übernommen, anschließend hohe Investitionen in neue Spieler wie Ruud van Nistelrooy (46) oder Santi Cazorla (37) folgen lassen.

2012 drehte er den Geldhahn aber ausgerechnet nach Erreichen der Königsklasse urplötzlich zu. In den folgenden zehn Jahren gab es mehr Streitigkeiten vor Gericht als Erfolge auf dem Rasen. Seit 2018 spielt der Klub zweitklassig, wo er erst am kommenden Wochenende den letzten Tabellenplatz verließ.

Auch der aktuell schwelende Rechtsstreit dreht sich um die Besitzverhältnisse des Klubs, Al Thani droht der Verlust all seiner Anteile – unter anderem, weil er und seine Familie über Jahre Gelder aus Klub-Kassen eingestrichen haben sollen, vereinbarte Rückzahlungen aber niemals leisteten.

Málaga-Scheich Abdullah bin Nasser Al Thani (l.) posiert im März 2017 bei der Verpflichtung von Trainer Míchel.

Málaga-Scheich Abdullah bin Nasser Al Thani (l.) im März 2017 bei der Verpflichtung von Trainer Míchel.

Vor Gericht hätten er und seine Anwälte auch am Montag (17. Oktober 2022) wieder erscheinen sollen, blicken ließ sich allerdings niemand. Als Konsequenz hat die spanische Justiz bereits mit den Formalitäten für die Ausstellung des internationalen Haftbefehls mit anschließender Auslieferung begonnen, wie unter anderem die Lokalzeitung „La Opinión de Málaga“ berichtet.

Scheich Al Thani soll bei Festnahme nach Spanien ausgeliefert werden

Wegen einer Bauchspeicheldrüsenentzündung soll sich Al Thani diesmal vom Gerichtstermin abgemeldet haben, vorige Anhörungen hatte er ohne Rückmeldung auf die Vorladungen schlicht ignoriert.

Dass er sich nun angeblich in einem Krankenhaus in London behandeln lässt, könnte dem Mitglied der katarischen Herrscherfamilie zum Verhängnis werden: Anders als in seinem Heimatland können Haftbefehle mit anschließender Auslieferung nach Spanien in England vollstreckt werden. In Spanien hatte sich Al Thani wegen der laufenden Gerichtsverfahren schon seit Jahren nicht mehr blicken lassen.Nehmen Sie hier an der EXPRESS.de-Umfrage teil:

Geführt wird der Verein seit inzwischen knapp drei Jahren von einem gerichtlichen Verwalter, mit der Hotelkette BlueBay erhebt seit langem eine weitere Investorengruppe Anspruch auf die Mehrheitsanteile des Vereins. Auch dieser Prozess ist noch immer in Gange.

Der einstige Fahrstuhlklub aus Málaga ist inzwischen deutlich schlechter dran als nach der Achterbahnfahrt mit Al Thani. 2012/2013 trennten den Klub bei der unvergesslichen Aufholjagd von Borussia Dortmund nur wenige Sekunden vom Halbfinale der Champions League, zehn Jahre später wirkt schon der erneute Erstliga-Aufstieg meilenweit entfernt.