„Ich lag vier Tage im Koma“Kult-Coach Peter Neururer weiß was es heißt, tot zu sein

Peter Neururer, Cheftrainer des VDV-Proficamps, gibt Spielern Anweisungen.

Kult-Coach Peter Neururer im August 2020 als Coach der vertragslosen Fußballer.

Zehn Jahre liegt der dunkelste Moment seines Lebens nun zurück: Peter Neururer (67) Herz stand nach einem Infarkt auf dem Golfplatz still, vier Tage lang lag er im Koma. Jetzt spricht er über diese Zeit.

von Alexander Haubrichs (ach)

Kult-Trainer Peter Neururer (67) steht immer noch auf dem Fußball-Platz, trainiert inzwischen die arbeitslosen Fußballer in Duisburg. Aber seinen scharfen Blick auf die Branche hat der ehemalige Trainer des 1. FC Köln, des VfL Bochum und vieler weiterer Klubs nach über 600 Spielen an der Linie nicht verloren, wie er im Sport1-Podcast mit Mounir Zitouni zeigt.

„Ich sehe mittlerweile Pressekonferenzen oder Statements von jungen Kollegen, da wird mir zu plakativ geredet, da wird mit Fachtermini herumgeschmissen, da macht man sich sehr, sehr wichtig. Da verlieren einige oftmals den Bezug zur fußballerischen Basis. Ich wünsche mir, dass die Trainer authentisch bleiben und vor allem wieder Bodenhaftung bekommen…“, kritisiert Peter Neururer dort.

Neururer: „Mancher Trainer spielt eine Rolle“

Neururer: „Es gibt den einen oder anderen Trainer, der eine Rolle spielt. Man muss doch als Trainer überlegen, welche Wirkung habe ich auf wen? Wenn, dann will ich Wirkung auf meine Mannschaft haben und nicht Wirkung auf den Betrachter.“

Sich selbst würde er „nicht als Erfolgstrainer bezeichnen, auch wenn ich immer mal wieder Erfolge hatte.“ Aber es käme auch immer auf die vorhandenen Spieler an. „Von meinen 619 Pflichtspielen waren keine 10 dabei, die meiner Philosophie entsprechen.“

Jetzt steht er mit Spielern auf dem Rasen, die einen Ausweg aus der privaten Fußball-Sackgasse suchen. „Ich führe Gespräche und frage, warum bist du hier, das hat einen Grund. Und ich frage, wo wollt ihr hin und ich biete meine Hilfe an. Die Quote sieht so aus, dass mehr als 80 Prozent der Teilnehmer im Arbeitslosencamp wieder einen Verein finden“, ist der Fußballlehrer zufrieden.

Aber Neururer sprach im Podcast auch seinen privaten Schicksalsschlag an. 2012 brach er mit einem Herzinfarkt auf dem Golfplatz zusammen. „Ich gehöre zu den wenigen Menschen beurteilen zu können, was es heißt, tot zu sein. Ich lag vier Tage im Koma. Meine Gesundheit zu verlieren, dann gerettet zu werden, hat mein Bewusstsein dahingehend verändert, dass ich mich nicht mehr darüber aufrege, was ich selbst nicht beeinflussen kann. In gewissen Dingen bin ich gelassener geworden. Die meisten Legenden sind tot, aber ich lebe noch glücklicherweise“, sagt Neururer. Und nimmt kein Blatt vor den Mund. Und das ist gut so.