Abschied mit 41Fußball-Ikone tritt ab – sein tragischstes Spiel erlebte er in Deutschland

Joaquín klatscht beim Pokalfinale in Spanien in die Hände.

Joaquín verabschiedet sich nach 20 Jahren von der großen Bühne im spanischen Fußball. Das Foto zeigt ihn am 6. Mai 2023 vor dem Pokalfinale.

Spanien verabschiedet sich am letzten Saison-Spieltag in La Liga von einer Fußball-Ikone: Altmeister Joaquín beendet mit 41 Jahren seine Karriere und tritt als Kult-Figur auch abseits des Rasens ab.

„Nur“ 51 Länderspiele, das letzte bereits mit 26 Jahren – und eine Endlos-Karriere ohne einen einzigen Meistertitel: Trotz statistischer Makel tritt in Joaquín Sánchez (41) am Wochenende einer der ganz Großen des spanischen Fußballs ab.

Der Flügelstürmer von Real Betis beendet mit bald 42 Jahren seine turbulente Laufbahn, in der er sportlich und menschlich zu einer Kult-Figur in der Heimat reifte. Auch ohne Stationen bei Real Madrid oder dem FC Barcelona avancierte er über die Jahre zum Liebling der Massen.

Joaquín kann zu Spaniens Rekord-Spieler aufsteigen

In unglaublichen 846 Pflichtspielen stand Joaquín für seine Vereine auf dem Rasen, ausgerechnet die Abschieds-Gala am Sonntag (4. Juni 2023, 21 Uhr/DAZN) bestreitet er mit seinem Herzens-Klub aus Sevilla gegen den FC Valencia, für den er ebenfalls fünf Jahre lang erfolgreich spielte. Drei Pokalsiege holte Joaquín in seiner Laufbahn, zwei mit Betis (2005 und 2022), einen mit Valencia (2008).

Was die Begegnung noch besonderer macht: Mit einem Einsatz würde Joaquín im letzten Spiel seiner Laufbahn noch mit Spaniens Rekord-Spieler Andoni Zubizarreta (61) gleichziehen, läge dann mit 622 Einsätzen an der geteilten Spitze von La Liga. Im stolzen Alter von 41 Jahren bestritt er in der laufenden Spielzeit 29 Pflichtspiele, war auch noch mal im Europapokal im Einsatz.

„Eine besondere Auszeichnung, die ich für mein Leben mitnehmen werde“, blickt der Betis-Kapitän hoffnungsvoll auf den greifbaren Rekord und weiß vor den emotionalen letzten 90 Minuten: „Ich glaube, ich werde nicht aufhören können zu weinen.“

Joaquín als Spaßvogel in ganz Spanien beliebt

Dabei kennen Fans ihn eigentlich nur als Frohnatur, die schon seit Jahren durch TV-Shows tingelt und auch im Alltag gerne den Entertainer gibt. Auf seiner einzigen Auslands-Stadion in Italien plapperte er einst in TV-Interviews einfach in gefühltem Italienisch los – ohne die Sprache überhaupt zu beherrschen.

„Ich hatte keine Ahnung, wie man Italienisch spricht“, sagte er Jahre später mit breitem Grinsen über die Zeit in der Serie A. Unter eines der vielen unterhaltsamen Joaquín-Videos bei YouTube kommentierte ein Fan anerkennend: „Dieser Kerl würde sogar auf einer Totenwache für Stimmung sorgen.“

In seiner Zeit beim FC Málaga nannte Joaquín bei einer Reportage einmal „Tennis“ als großes Hobby. Als Teamkollege Júlio Baptista (41) im Hintergrund lachte, dass Joaquín niemals im Leben Tennis gespielt habe, entgegnete der: „Ich weiß nicht mal, wie man einen Schläger hält, Júlio.“ Ein Ausspruch, der in Spanien Kult-Status erlangte. „Hulio“, wie Joaquín den Namen seines Brasilianers in breitem andalusischem Akzent betonte, verbreitete sich landesweit als vielfach genutztes Jugendwort. Hier sehen Sie die Szene im Video:

Doch in Málaga erlebte Joaquín nicht nur positive Zeiten. Nach dem historischen Einzug in die Champions League 2012 ging es bis ins Viertelfinale, wo Borussia Dortmund im historischen Rückspiel mit zwei Nachspielzeit-Toren noch einen 3:2-Sieg und damit das Halbfinale feierte. Und Frohnatur Joaquín? Der hatte in den Katakomben Tränen der Wut in den Augen, weil der BVB sich den dramatischen Sieg durch ein glasklares Abseits-Tor gesichert hatte.

Zweifellos sein schlimmster Moment als Fußball-Profi, auf einer Stufe nur noch mit dem Viertelfinal-Aus bei der WM 2002 gegen Südkorea, als ganz Spanien nach mehreren glasklaren Schiedsrichter-Patzern eine Verschwörung witterte. „Wer erinnert sich nicht an diesen Betrug?“, fragte Joaquín seine Followerinnen und Follower bei Instagram sogar noch im Jahr 2020 mit dem Video eines damals aberkannten Treffers.

Auf seine Karriere blickt Joaquín, der schon in den Anfangsjahren seiner Laufbahn mit unwiderstehlichen Antritten und schnellen Haken Fußballfans aus aller Welt begeisterte, dennoch voller Stolz zurück: „Mir ist nicht langweilig und ich habe auch nicht aufgehört, mich als Fußball-Profi zu fühlen, aber eine innere Stimme hat mir gesagt, dass der Moment jetzt gekommen ist. 23 Jahre haben für viele verrückte Dinge gereicht.“