„Von kleinen Gruppen missbraucht“Erzrivalen tun sich zusammen und ergreifen drastische Maßnahme

Lüttich-Profi Ohio Noah wirft frustriert eine Sitzschale zurück, die auf das Spielfeld geflogen war.

Lüttich-Profi Ohio Noah wirft am 7. Dezember frustriert eine Sitzschale zurück, die auf das Spielfeld geflogen war.

Ein Fußball-Klassiker ohne Gästefans? In einem Nachbarland Deutschlands wird dieser Fan-Albtraum nun wahr.

Im Kampf gegen die europaweite Gewalt von Fußball-Hooligans setzen in Belgien die Spitzenklubs RSC Anderlecht und Standard Lüttich ein Zeichen.

In Eigenregie lassen die beiden Rivalen nach der erneuten Unterbrechung ihres belgischen Clasicos am vergangenen Donnerstag (7. Dezember 2023) im Pokal-Achtelfinale bei ihren direkten Duellen bis zum Ende der Saison 2024/25 keine Fans der jeweiligen Gastmannschaft in ihren Stadien zu.

Fan-Ausschlüsse auch in Griechenland und Frankreich

„Trotz durchdachter Sicherheitsmaßnahmen kam es beim Clasico zu gewalttätigen Zusammenstößen und erheblichen Sachbeschädigungen. Zum vierten Mal in den vergangenen sechs Jahren ist der Clasico, der für die große Mehrheit der Fans ausschließlich von einer gesunden Rivalität geprägt ist, von kleinen Gruppen aufseiten beider Vereine missbraucht und an den Rand eines Spielabbruchs gebracht worden. Wir wollen durch unsere Entscheidung ein deutliches Signal senden, dass für Gewalt in einem Stadion und rund um ein Stadion kein Platz ist“, teilten die beiden Klubs mit.

Bereits beim erneuten Aufeinandertreffen am vergangenen Sonntag (10. Dezember) in der Meisterschaft in Brüssel nur 72 Stunden nach dem Eklat bei Anderlechts 2:0-Erfolg im Pokal an gleicher Stelle hatte Standard seine eigenen Fans von der Reise in die Hauptstadt ausgeschlossen. Beim 2:2 vermeldeten die Sicherheitskräfte denn auch keine Zwischenfälle.

Fangewalt erwächst in Europas Fußball in den vergangenen Monaten wieder zu einem immer größeren Problem. Am Tag des gemeinsamen Vorstoßes von Anderlecht und Lüttich ordnete in Griechenland die Regierung wegen wiederholter Gewaltexzesse von Sportfans den Ausschluss von Zuschauerinnen und Zuschauern von allen Spielen der nationalen Fußball-Meisterschaft bis Mitte Februar an.

Frankreichs Regierung plant nach zahlreichen Krawallen in den vergangenen Monaten mit dem Tod eines Anhängers als tragischem Tiefpunkt ein Verbot von Gästefans zumindest bei Risikospielen. In Deutschland soll die zunehmende Gewalt im Fußball bei der nächsten Sportministerkonferenz als Thema auf die Tagesordnung.

Der DFB hatte zuletzt Berichte dementiert, wonach er die Wiedereinführung von Geisterspielen und Fan-Teilausschlüssen plane. Diese werden auch in Zukunft „immer nur das letzte Mittel für den Kontrollausschuss und die DFB-Sportgerichtsbarkeit sein“, so der Verband. (sid)