2001 noch im CL-FinaleEinstiger Top-Klub vor historischem Tiefpunkt – makabere Fan-Reaktionen

Fans des FC Valencia protestieren vor dem Mestalla-Stadion gegen die Negativ-Entwicklung im Verein und die Arbeit der Klub-Führung.

Fans des FC Valencia protestieren seit Jahren immer wieder gegen die Negativ-Entwicklung im Verein und die Arbeit der Klub-Führung, so wie hier am 8. Mai 2021 vor dem Mestalla-Stadion.

Der FC Valencia spielte zu Beginn des Jahrtausends um die großen Titel mit, hatte eine Hand am Henkelpott und holte 2004 den Uefa-Cup. Inzwischen stürzt der frühere Meister in Richtung zweite Liga.

von Béla Csányi  (bc)

Im Finale der Champions League gegen den FC Bayern stand er 2001 mit seinen markanten blond gefärbten Haaren noch selbst zwischen den Pfosten, inzwischen ist Torwart-Legende Santiago Cañizares (53) der große Chefkritiker beim FC Valencia.

Dem Herzensverein des früheren spanischen Nationalkeepers droht der historische Tiefpunkt der Vereinsgeschichte – der erstmalige Abstieg aus Spaniens La Liga. Vier Punkte muss der sechsmalige Meister in den verbleibenden neun Spielen auf das rettende Ufer aufholen. Cañizares, heute Experte in TV und Radio, beklagt: „Ich sage das schon seit acht Jahren, mich überrascht es nicht.“

FC Valencia steckt immer tiefer im Abstiegs-Strudel

Nach den großen sportlichen Höhenflügen zu Beginn der 2000er-Jahre, als der Verein sich finanziell maßlos übernahm, ist Valencia schon lange kein Spitzenklub in Spanien mehr, schaffte es seit 2012 nicht in die Top 3.

Das geplante neue Stadion ist seit knapp 15 Jahren eine halb fertiggestellte Bau-Ruine, die Hoffnung auf neuen Glanz mit einem finanzstarken Investor brachte letzten Endes deutlich mehr Zoff als Freude. Doch so dramatisch wie aktuell stand es zumindest sportlich noch nie um Valencia. 

Das 0:2 gegen den FC Sevilla am Sonntag (16. April 2023) brachte das Fass zum Überlaufen, die Spieler mussten nach Spielschluss durch den Hinterausgang und abgeschirmt von der Polizei vor den eigenen Fans flüchten.

Schon während der 90 Minuten hatte es von den Tribünen zeitweise „Platzsturm“ und „ihr kommt hier nicht raus“ geschallt. Dem verhassten Inhaber und Investor Peter Lim (69) wünschten Teile des Anhangs in Sprechchören sogar den Tod. Die Verantwortlichen schoben die Schuld für die Niederlage derweil auf den Schiedsrichter und sprachen von einer „gewaltigen Schande“.

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„Es geht ungebremst bergab“, schrieb die lokale Sport-Tageszeitung „Super Deporte“ über die Eindrücke aus dem Mestalla-Stadion. Zur Mischung aus Fan-Protesten, Schiri-Patzern und der sportlichen Unfähigkeit hieß es: „Die vollendete Mixtur für eine schwarze Nacht in der Geschichte des Vereins.“

FC Valencia: Ex-Kapitän Baraja taugt nicht zum Retter

Retten sollte den Klub eigentlich eine weitere Vereins-Legende, Ex-Kapitän Rubén Baraja (47), der im Endspiel der Königsklasse gegen den FC Bayern mit Cañizares auf dem Platz gestanden hatte.

Ausgerechnet am Valentinstag kehrte er als Trainer zu seiner alten Liebe zurück, doch als Feuerwehrmann ist der frühere Abräumer bislang komplett gescheitert, holte in acht Spielen nur sieben Punkte. Aus den jüngsten vier Partien war es sogar nur ein einziger.

Valencia, seit dem Aufstieg 1931 ununterbrochen erstklassig unterwegs, versinkt immer tiefer im Abstiegs-Strudel. Angesichts von drei anstehenden Spielen gegen Keller-Konkurrenten in Folge läutete Baraja die „Stunde der Wahrheit“ ein – ohne selbst zu wissen, ob sein Stündlein bald nicht ebenfalls schon geschlagen hat.

Am Sonntag geht es für Valencia zu Schlusslicht FC Elche, einst die erste Trainerstation von Baraja im Profi-Fußball. Im Falle einer Niederlage könnte das Gastspiel beim alten Arbeitgeber gleichzeitig sein letztes Valencia-Spiel gewesen sein – auch wenn im Vereins-Umfeld den allermeisten klar ist, dass der Trainer, in Valencia regelmäßig ausgetauscht, seit Jahren nur eines von vielen Problemen ist.