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Pulverfass DFB & FC BayernIm Doppelpass: Heftiger Gegenwind für Rettig und Nagelsmann

Bernd Neuendorf, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, mit Andreas Rettig.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf (r.) mit dem neuen Sportdirektor Andreas Rettig im März 2023 in Frankfurt.

Am Sonntagmorgen wurde im Doppelpass bei Sport1 auch über den Deutschen Fußball-Bund und seinen neuen Sportdirektor Andreas Rettig gesprochen.

von Uwe Bödeker (ubo)

Unter der Woche ploppte die Personalie für viele überraschend auf: Andreas Rettig wird neuer Sportdirektor des DFB. Unter ihm arbeiten künftig drei Geschäftsführer beim DFB: Rudi Völler für die A-Nationalmannschaft, Hannes Wolf (Nachwuchs und Entwicklung) und eine Frau wird noch gesucht.

Beim Doppelpass auf Sport1 war der DFB am Sonntagmorgen (17. September 2023) ein großes Thema. Vor allem, weil Zoff zwischen DFB und dem FC Bayern München droht. Dabei geht es vornehmlich um Andreas Rettig und Trainer Julian Nagelsmann.

Doppelpass: Kritik an Rettig und DFB-Kandidat Nagelsmann

Rettig hatte in den letzten Monaten und Jahren auch immer scharf gegen den FC Bayern geschossen, auch wegen der geschäftlichen Beziehungen zu Katar. Legendär der Anruf von Uli Hoeneß im Doppelpass im September 2022, als er Rettig als „König der Scheinheiligen“ betitelte.

Alles zum Thema DFB

Fernando Carro (59), der Vorsitzende der Geschäftsführung von Bayer Leverkusen, schätzt indes den neuen starken Mann beim DFB, gibt ihm aber auch mahnende Worte mit auf den Weg. Dazu, dass Rettig in den letzten Monaten und Jahren viele Dinge im Fußballgeschäft kritisch hinterfragt hat, sagte der Bayer-Boss: „Es ist ja immer sehr einfach, wenn man nicht mittendrin ist und von außen kommt, alles zu kommentieren. Da kann man schonmal übers Ziel hinausschießen. Er hat jetzt Verantwortung. Ich schätzte Rettig als intelligenten Menschen, der unbequem und streitig ist. Ich gehe davon aus, dass man mit ihm über alle Themen offen diskutieren kann und dass er einiges anders sehen wird, weil er auch eine andere Rolle hat.“

Doch die gewachsene Feindschaft zwischen Rettig und dem FC Bayern München bereitet einigen Bauchschmerzen. Kann das künftig funktionieren mit Rettig als DFB-Boss? Sport-1-Experte Stefan Effenberg meint: „Das sollte man aus dem Weg räumen irgendwie, zumindest versuchen in Gesprächen. Aber Andreas steht auch für das Kontroverse. Ich finde das eigentlich gar nicht so verkehrt. Ich glaube auch, dass der DFB sowas braucht. Man wird sehen, wie sich der FC Bayern nun gegenüber Rettig und dem DFB verhält. Das ist die spannendste Frage. Ich glaube, man sollte ihm jetzt auch die Möglichkeit und Zeit geben.“

Journalistin Mara Pfeiffer (45) ist völlig unzufrieden mit der Rettig-Wahl: „Ehrlich gesagt hätte ich mir gewünscht, bei aller Wertschätzung für Andreas Rettig, dass man sich länger Zeit nimmt, um jemanden zu finden, der für einen Aufbruch steht. Rettig kann sicherlich Leute im DFB zusammenführen, obwohl er so streitbar ist. Aber er steht jetzt halt nicht für einen Neuanfang. Ich frage mich, wie lange der DFB diesen Neuanfang noch herauszögern will. Wie lange man sagt, wir haben eine Interimslösung, wir gucken jetzt bis zum nächsten Turnier, wir gucken bis Zeitpunkt X. Ich glaube, wenn man mal komplett aufräumen würde, was dringend nötig wäre, dann hätte man sich mehr Zeit nehmen können und das noch besser besetzen können.“ Aus dem Publikum gab es nun erstmals großen Beifall.

Hier gehe es zu unserer Umfrage:

Omid Nouripour, Bundesvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen, sagte zur Besetzung Rettig: „Erstens muss ich sagen, dass Nadine Keßler wahrscheinlich die beste Lösung gewesen wäre. Was sie da leistet, beim europäischen Verband für Frauenfußball, wie sie sich da durchsetzt und teamfähig ist, das ist super großartig – schade, dass sie nicht kommt. Rettig spricht ja viele Themen an, die richtig sind. Das eine zunehmende Distanz gibt zwischen der Anhängerschaft und dem DFB ist ja mehr als sichtbar. Er wird Erfolg haben, wenn er die Polarisierung einstellt. Und sich nicht hinstellt und allen sagt, wie es geht, mit einem Besen in der Hand. Nur wenn er Teamplayer ist, funktioniert es – und da gehören Aussprachen zu mit allen Leuten, die er angegangen ist, dazu.“

Carro schob zu Rettig noch ein: „Er hat bei uns in Leverkusen zwölf Jahre gearbeitet. Rudi Völler kennt ihn gut. Er hat Erfahrung und Intelligenz. Rudi wird eigenständig die A-Nationalmannschaft führen, da wird Andreas nicht viel zu sagen haben. Das ist klar. Aber in allen anderen Themen wird er die Kraft haben und richtig einsteigen.“

Eine der brennendsten Fragen ist: Wer wird neuer Bundestrainer? Von Julian Nagelsmann (36) hält Stefan Effenberg nicht viel, der Ex-Bayern-Trainer soll an Nummer 1 der Kandidatenliste stehen: „Da bin ich kein Freund davon. Alleine schon vom Alter. Ich glaube, dass die Nationalmannschaft einen braucht, der eine gewisse Erfahrung hat, der das alles selber gespielt hat, der von oben auf die Spieler schaut. Bei Rudi hat man es ja gespürt – da steht einer in der Kabine, der hat eine Aura, Erfahrung und das ist eine Persönlichkeit. Und ich glaube, das ist ganz entscheidend für eine Nationalmannschaft. Das kann ein 36-Jähriger noch nicht. Ich bin da eher bei Namen wie Felix Magath oder Louis van Gaal. Diese brauchst du, um die Nationalmannschaft zu führen. Das kann ein knapp über 30-Jähriger nicht.“

Nagelsmann, Glasner, Kuntz

Alle Kandidaten für die Flick-Nachfolge im Überblick 

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Imke Wübbenhorst, Trainerin BSC Young Boys (Frauen), könnte Nagelsmann als DFB-Trainer auch nicht verstehen: „Wenn Uli Hoeneß ihn so anpreist, frage ich mich: Will er ihn nur von der Payroll haben? Auf der einen Seite sagt er noch vor nicht allzu langer Zeit, Nagelsmann habe die Mannschaft verloren beim FC Bayern. Und jetzt soll er der richtige bei der Nationalmannschaft sein. Ist doch schwierig.“

Effe glaubt: „Es gibt ein paar, die sich freuen würden, keine Frage. Es gibt aber auch ein paar, die sich nicht freuen, wenn er Nationaltrainer wird. Und es gibt ja auch Gründe, warum er nicht mehr Trainer beim FC Bayern ist. Das muss man halt durchleuchten.“

In den nächsten Wochen wird es sicherlich weiter knirschen zwischen dem FC Bayern, Rettig und dem DFB ...