„Ihr widert uns an“DFB wird nach U21-Schock deutlich wie selten – und leitet rechtliche Schritte ein

Youssoufa Moukoko gestikuliert während des Spiels der U21 gegen Israel.

Youssoufa Moukoko gestikuliert am 22. Juni 2023 während des Spiels der U21 gegen Israel. Nach der Partie wurden er und Jessic Ngankam rassistisch beleidigt.

Nach dem Rassismus-Eklat sitzt bei der U21 und beim DFB der Schock tief. Der Verband leitet Schritte ein.

Nach den rassistischen Beleidigungen gegen die U21-Nationalspieler Youssoufa Moukoko (18) und Jessic Ngankam (22) hat der Deutsche Fußball-Bund rechtliche Schritte angekündigt.

Der DFB habe entschieden, „dass wir strafrechtlich gegen diese Personen vorgehen werden“, sagte Joti Chatzialexiou (47), Sportlicher Leiter Nationalmannschaften im Verband, am Freitag in Batumi. Man werde versuchen, „alles Mögliche zu tun, um diese Täter und Menschen zur Rechenschaft zu ziehen.“ Man müsse sich einfach gegen diese Menschen stellen.

DFB mit ganz klarem Statement: „Ihr werdet nie gewinnen“

In einem Statement richtete der DFB deutliche Worte an die Menschen, die beleidigende Kommentare geschrieben haben: „Ihr widert uns an. Ihr seid keine Fans, euch brauchen wir nicht, euch wollen wir nicht“, twitterte der Verband am Freitag.

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Weiter heißt es in dem Statement: „Seid euch sicher: Ihr werdet nie gewinnen. Denn wir sind mehr. Wir sind offen, vielfältig, bunt und verdammt stolz darauf.“

Den Tweet mit dem Statement sehen Sie hier:

Die beiden Stürmer Moukoko und Ngankam hatten beim 1:1 der deutschen Mannschaft zum EM-Auftakt gegen Israel am Donnerstag (22. Juni 2023) im georgischen Kutaissi je einen Elfmeter verschossen und damit die größten Chancen auf einen Sieg vergeben. Moukoko hatte anschließend von rassistischen Kommentaren gegen sich und Ngankam in den sozialen Netzwerken berichtet.

„Wenn wir gewinnen, sind wir alle Deutsche. Wenn wir verlieren, dann kommen diese Affen-Kommentare, dann sind wir die Schwarzen“, sagte er nach dem Spiel mit brüchiger Stimme.

 „Solche Dinge gehören einfach nicht in den Fußball, wir verschießen nicht extra. Wenn du solche Nachrichten bekommst, das ist ekelhaft“, sagte Moukoko, der „langsam mal ein Zeichen“ gegen den Hass im Netz forderte.

Trainer Antonio Di Salvo (44) bezeichnete Diskriminierung, Hetze und Rassismus im Internet als „feige“ und „ekelhaft“. „Das ist allerunterste Schublade“, sagte Di Salvo. Solche Menschen seien „selbst eine Randgruppe und Feiglinge, weil sie sich nie zutrauen würden, das persönlich zu sagen.“

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Di Salvo sprach vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Tschechien auch von der Reaktion der DFB-Auswahl. „Die Mannschaft hat jetzt ein klares Zeichen gesetzt: Wir konzentrieren uns nun nur auf das Sportliche, wir lassen uns nicht spalten, wir sind eins“, sagte der Nationaltrainer. Das wolle man jetzt auf dem Platz zeigen. Er werde daher erst einmal nicht mehr über die Attacken gegen seine Spieler sprechen.

Ngankam bedankte sich am Freitag für die weitreichende Unterstützung. „Weltklasse! Schlimm, dass es 2023 noch immer „Menschen“ gibt, die sich hinter anonymen Accounts verstecken, um rassistisch zu pöbeln. Ihr könnt mir nichts“, schrieb Ngankam bei Instagram. „Im Gegenteil. Wir als Team stehen noch enger zusammen. Jetzt Fokus auf Tschechien!“

Am Sonntag (25. Juni, 18 Uhr/Sat.1) steht in Batumi das zweite EM-Spiel gegen Tschechien an. Nach dem 1:1 zum Start braucht der Titelverteidiger dringend einen Sieg. Sonst droht das Team schon vor dem Gruppenfinale gegen England am Mittwoch die Ziele wie den Einzug in die K.o.-Phase und die Qualifikation für die Olympischen Spiele aus den Augen zu verlieren. (dpa/sid)