DFB-Heldin Berger verblüfftWas sie ihren Kolleginnen zuflüsterte, warum der Zettel keine Rolle spielte

Ann-Kathrin Berger hält im Viertelfinale der Frauen-EM gegen Frankreich zwei Elfmeter. Doch die Lorbeeren will sie nicht selbst einheimsen.

von Antje Rehse  (are)

Sie war die Heldin beim deutschen Wunder von Basel: Ann-Katrin Berger hielt das DFB-Team bei der Frauen-EM zunächst mit einer Mega-Parade im Spiel und wurde dann im Viertelfinale gegen Frankreich zur entscheidenden Frau im Elfmeterschießen.

Erinnerungen an Jens Lehmann wurden wach! Wie einst der Keeper im WM-Viertelfinale 2006 gegen Argentinien hatte auch Berger einen Zettel mit Informationen zu den Elfmeter-Schützinnen der Gegnerinnen dabei. Der klebte auf ihrer Trinkflasche.

Ann-Kathrin Berger über Zettel: „Ich hab’s vergessen“

Auffällig: Berger entschied sich immer wieder für ihre linke Ecke. Beim ersten Elfer zahlte sich das aus, danach wurde die deutsche Torhüterin zunächst immer wieder verladen. Bundestrainer Christian Wück schien an der Seitenlinie zu verzweifeln.

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Falsche Infos auf dem Zettel? Nein. Denn wie Berger nach dem Spiel verriet, nutzte sie das kleine Hilfsmittel überhaupt nicht. „Tatsächlich habe ich kein einziges Mal draufgeschaut“, so Berger im ZDF-Interview. „Ich mache das intuitiv und gucke mir die Spielerinnen an.“ Später ergänzte sie in der Mixed Zone: „Ich hab’s vergessen.“ Ups!

Ihre Intuition zahlte sich beim letzten Elfmeter dann wieder aus. Berger sprang erneut nach links – und parierte. Als Heldin sah sie sich an diesem Abend aber nicht. „Ich war ein bisschen unzufrieden mit mir, weil ich ab und zu ein bisschen zu früh gesprungen bin“, sagte sie, „aber schlussendlich hat’s ja geklappt.“

Berger hob vielmehr die unfassbare Laufbereitschaft ihrer Teamkolleginnen hervor, die nach dem bizarren Zopf-Rot von Kathrin Hendrich über weite Strecken in Unterzahl agieren mussten. „Was die abgeliefert haben – ich habe einfach nur meinen Teil dazu beigetragen. Deswegen finde ich es immer schade, dass mir als Torhüterin applaudiert wird“, so Berger. „Ich habe einen Heidenrespekt vor meiner Mannschaft!“


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Im Elfmeterschießen war Berger aber nicht nur durch zwei gehaltene Elfer dann trotzdem die entscheidende Frau, sondern verwandelte auch selbst einen Versuch.

Zudem gab sie ihren Kolleginnen vor deren Elfern noch etwas mit auf den Weg. Doch was flüsterte sie den Schützinnen auf dem Weg zum Punkt eigentlich zu? Auch das verriet Berger offenherzig. „Ihr könnt mich im Training schlagen, also könnt ihr gegen die Torhüterin auch gewinnen.“

Sie behielt recht: Bis auf Sara Däbritz, deren Schuss an die Latte knallte, zeigten sich alle DFB-Schützinnen sicher vom Punkt. Immer wieder visierten sie die aus ihrer Sicht obere rechte Ecke an, ließen Pauline Peyraud-Magnin im französischen Tor keine Chance. Für Frankreich war es das dritte Viertelfinal-Aus bei einem großen Turnier in Folge. „Zum Haareraufen“, titelte „L'Equipe“.

Zuvor hatte Berger bereits mit einer Mega-Parade nach einem missglückten Abwehrversuch von Janina Minge die Fußballwelt staunen lassen. „Eine der besten Paraden bei einer Europameisterschaft aller Zeiten“, staunt der „Guardian“.