Flaschenverbot, Pässe eingezogenVor Länderspiel-Hit: München in Angst vor englischen Randalierern

Gareth Southgate, Trainer der englischen Nationalmannschaft, beobachtet das Spiel.

Englands Nationaltrainer Gareth Southgate (hier am 4. Juni 2022 in Ungarn) ist in Sorge, dass sich die Fans danebenbenehmen könnten.

Vor dem Nations-League-Spiel gegen Deutschland macht sich Englands Teammanager Gareth Southgate vor allem um eines Sorgen: das Verhalten der englischen Fans.

von Marcel Schwamborn (msw)

Am Münchner Hauptbahnhof dominierten am Pfingstmontag noch die zahlreichen Fans der Rolling Stones das Bild. Nach dem Konzert der Rock-Legenden im Olympiastadion reisten zahlreiche Besucherinnen und Besucher mit ihren verwaschenen T-Shirts mit Zungen-Emblem wieder ab.

Nach dem Konzert-Highlight steht nun ein Fußball-Duell mit Risiko-Potential in der bayrischen Metropole an. Rund um das Nations-League-Duell gegen England (7. Juni 2022, 20.45 Uhr, ZDF) herrscht große Nervosität.

Deutschland gegen England: München in Alarmbereitschaft

Die Sicherheitsbehörden sind alarmiert. In beiden Ländern. Vor dem Spiel mussten 880 englische bekannte Krawallmacher ihre Pässe bei der Polizei abgeben. Die Stadt München hat ab Montag 14 Uhr bis Dienstag 24 Uhr ein Verbot von Glasflaschen in der Innenstadt erlassen. Auf Anraten der Polizei wollen die Behörden mit dieser Maßnahme Gefahren wie mögliche Ausschreitungen verhindern.

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Offiziell gingen 3466 Eintrittskarten für das Spiel in der Allianz-Arena über den englischen Verband FA an englische Fans, erwartet aber werden wesentlich mehr: Befürchtet wird offenbar, dass sich zusätzlich Tausende Anhänger der Three Lions mit falschen Angaben Tickets über den DFB besorgt haben. Das Stadion ist bis auf wenige Restplätze ausverkauft. „Wir wollen, dass unsere Fans respektvoll zu München und einem anderen Land sind“, sagte Mittelfeldspieler Kalvin Phillips (26).

Auch Englands Trainer Gareth Southgate (51) rechnet mit dem Schlimmsten, er fürchtet, dass sich englische Fans auch in München daneben benehmen und „uns blamieren“. Er betonte zugleich, dass sich dies „definitiv“ auf die Leistung seiner Mannschaft auswirken werde: „Du schämst dich, wenn du davon hörst“, es sei ja ein Spiegelbild des eigenen Landes. Deswegen hoffe er, „dass sich die Leute benehmen“.

Ausfälle englischer Fans hatte es nicht zuletzt beim letzten Länderspiel in Deutschland gegen England am 22. März 2017 in Dortmund gegeben. Sie buhten dabei beim Abspielen der deutschen Nationalhymne, sangen Lieder aus dem Zweiten Weltkrieg und zeigten den Hitlergruß. Danach sperrte der englische Verband zwei Fans lebenslang, die Vorfälle von damals beschrieb die FA vor dem Spiel am Dienstag erneut als einen Tiefpunkt.

England bringt extra zwölf spezielle Sicherheitsmitarbeiter mit

Szenen wie damals sollen sich nicht wiederholen, weshalb unter anderem zwölf sogenannte Spotter, sonst in Wembley eingesetztes Sicherheitspersonal, die deutsche Polizei in München unterstützen soll. Die Nervosität ist nur allzu verständlich: Wegen der Ausschreitungen englischer Fans beim EM-Finale gegen Italien vergangenes Jahr in Wembley hat die UEFA den Verband zu einem Geisterspiel und Bewährungsauflagen verdonnert.

Auch im deutschen Lager hoffen die Verantwortlichen auf einen friedlichen Ablauf des Klassikers. Am 14. Juni 2024 wird in München die Heim-EM eröffnet. Da sollen im Vorfeld keine Negativ-Schlagzeilen die Stimmung bremsen. „Ich wünsche mir, dass wir alle gemeinsam diese Chance ergreifen“, sagt DFB-Präsident Bernd Neuendorf (60).