Die französischen Behörden haben ein Fan-Verbot für Basel-Anhänger in Nizza ausgesprochen. Dort findet am Donnerstagabend das Viertelfinal-Rückspiel der Conference League statt. Der FC Basel äußert heftige Kritik.
Keine Basel-Fans in NizzaMinisterium verteilt Fan-Verbot – Schweizer kritisieren „Art der Willkür“

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Im Hinspiel am 13. April 2023 durften die Fans von OGC Nizza ins Stadion des FC Basel. Umgekehrt ist das nicht der Fall.
Das französische Innenministerium hat den Fans des Schweizer Fußball-Erstligisten FC Basel die Reise zum Viertelfinal-Rückspiel in der Conference League bei OGC Nizza untersagt. Auswärtsfahrten der Baseler seien „häufig Störquellen für die öffentliche Ordnung“, wurde der Schritt in der Mitteilung begründet.
Zuvor hatte die Stadt Nizza bereits die Anhänger des FCB aufgefordert, nicht zum Spiel am Donnerstagabend (21 Uhr) zu kommen. „Ich kann nur meine große Sorge über die bevorstehende Ankunft von Hunderten von Fans des FC Basel in den Straßen von Nizza zum Ausdruck bringen“, sagte Bürgermeister Christian Estrosi (67) in der vergangenen Woche noch vor dem Hinspiel (2:2).
Das Ministerium teilte mit, dass vor dem ersten Duell in Basel „Risiko-Anhänger beider Mannschaften Kontakt aufgenommen und Konfrontationen geplant hatten“. Am Tag des Spiels hätten die geplanten Zusammenstöße zwar nicht stattgefunden, es werde aber befürchtet, dass das Rückspiel „zum Schauplatz von Auseinandersetzungen wird“.
FC Basel kritisiert Fan-Verbot: „Akt behördlicher Willkür“
Die Schweizer selbst wurden erst am Mittwochmorgen (19. April 2023) über das Verbot informiert und äußerten in einer Mitteilung heftige Kritik an der Entscheidung: „Hauptgrund sei die nationale Sicherheit, die aufgrund der anhaltenden Streiks nicht gewährleistet sei. Ein Akt behördlicher Willkür, wie es der FCB so noch nie erlebt hat.“
Im Gegensatz zu den Franzosen stufen die Schweizer das Duell, als nicht so brisant an: „Mit dem OGC Nizza wurde dem FC Basel ein Gegner zugelost, dessen Fanlager in keinerlei besonderer Rivalität zu jenem des FCB steht, was das friedlich verlaufene Hinspiel vom vergangenen Donnerstag bestätigt hat. Dass die Behörden von Nizza das Rückspiel als Hochrisiko-Partie (Stufe 4 von 5) einstufen, erschließt sich dem FCB nicht.“
Vor allem die Begründung missfällt den Vereins-Verantwortlichen: „Dass Frankreich regelmäßig von Streiks betroffen ist, ist keine neue Erkenntnis, sondern war schon am Tag der Auslosung ein Fakt und kann nicht das Problem des FC Basel sein.“ Die Schweizer ergänzen: „Der FC Basel 1893 verurteilt in seiner Charta die pauschale Kriminalisierung von Fußballfans – genau dies tun in diesem Fall aber die französischen Behörden.“
Der FC Basel äußerte bereits vor dem Verbot Kritik: „Auch wenn der FCB unter Gastfreundschaft etwas ganz anderes versteht: Wir bitten unsere Fans, die rigorosen Vorschriften zu beachten und damit zu einem möglichst friedlichen Auswärtsspiel beizutragen.“ Zum Zeitpunkt der ursprünglichen Mitteilung waren bereits heftige Auflagen seitens Nizzas ausgesprochen worden.
Nun gibt es dennoch das vom Innenministerium verhängte Fan-Verbot. Zuvor gab es bereits ähnliche behördliche Verbote gegen die Fans von Eintracht Frankfurt in Neapel und Feyenoord-Fans in Rom. Zudem verhängte die Uefa den Fans der AS Rom ein Verbot für das Gastspiel in Rotterdam.
OGC Nizza: Ausschreitungen mit dem 1. FC Köln in der Gruppenphase
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Verantwortlichen in Nizza mit Fan-Gewalt auseinandersetzen müssen. Am 8. September 2022 kam es beim Conference-League-Gruppenspiel zwischen OGC Nizza und dem 1. FC Köln zu massiven Fan-Ausschreitungen.
Außerhalb und in der Allianz-Riviera, dem Stadion der Südfranzosen, sorgten deutsche und französische Hooligans für unschöne Szenen. Insgesamt gab es 32 Verletzte. Im Nachgang kritisierten die Kölner Verantwortlichen das Sicherheitskonzept der Franzosen.
Aufgrund von einem zu geringen Polizeiaufgebot waren unbeteiligte Kölner Anhänger vor dem Stadion von Nizza-Hooligans attackiert worden. Im Stadion folgte dann die Fortsetzung, nachdem es kaum Personen-Kontrollen beim Einlass gegeben hatte und auch Wurfgegenstände den Weg in die Allianz-Riviera gefunden hatten. (sid/sto)