Zwei Elfer nicht gegebenBVB stolpert in Bochum: Wut auf Schiri – „nicht mit rechten Dingen zugegangen“

Edin Terzic (Borussia Dortmund) diskutiert mit dem Unparteiischen.

Edin Terzic (Borussia Dortmund) reklamierte in der Schlussphase am 28. April 2023 beim VfL Bochum Handspiel beim Assistenz-Schiedsrichter Christof Günsch.

Emotionaler Fußball-Abend für Borussia Dortmund. Fragwürdige Schiedsrichter-Entscheidungen sorgen für Frust pur im Kampf um den Titel.

von Uwe Bödeker (ubo)

Was für ein Fußball-Abend beim Ruhrpott-Derby zwischen dem VfL Bochum und Borussia Dortmund. Die Fans sahen ein packendes Duell mit Mega-Elfmeter-Aufregung. Wieder einmal gab es äußerst fragwürdige Entscheidungen. Sind sie entscheidend im Titelkampf?

Im Rennen um die Meisterschaft hat der BVB wertvolle Punkte verloren. Es gab nur ein 1:1 in Bochum. Die Bayern können am Sonntag gegen Hertha (15.30 Uhr) wieder Tabellenführer werden, mit einem Sieg.

Zwei Situationen im Strafraum sorgen für Diskussionen

Der BVB muss auf Hertha hoffen, selber gab es gegen Kellerkind Bochum nur einen Punkt. Doch es war äußerst unglücklich. In der 64. Minute die erste Schlüsselszene aus BVB-Sicht. Dortmunds Karim Adeyemi wollte nach einer flachen Hereingabe den Ball abschirmen, da rauschte Soares in sein Standbein und räumte ihn ab. Das Spiel lief zunächst weiter, Schiedsrichter Sascha Stegemann hatte nichts Strafbares gesehen. In der nächsten Unterbrechung gab es Diskussionen, aber die Entscheidung blieb bestehen. Auch der VAR griff nicht ein.

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Dortmund-Coach Edin Terzic schlug die Hände vors Gesicht, tobte an der Seitenlinie. DAZN-Experte Sandro Wagner wollte zunächst noch beschwichtigen: „Elfmeter hat er nicht gesehen. Scheiße. Weiter geht’s. Das Spiel ist viel zu schön, um es sich kaputtmachen zu lassen.“

Sehen Sie die Szene hier auf Twitter:

Doch in der Folge wurde auch der Ex-Profi deutlich. „Sehr erhaben, sehr lehrerhaft. Von oben herab und das auch noch mit einer schlechten Leistung. Von Dortmunder Seite verstehe ich die Aufregung. Jetzt sind es zu viele falsche Entscheidungen. Eine ist okay, aber es werden zwei, drei, vier“, urteilte Wagner fassungslos über Stegemann.

Wagner brachte sich sogar selber ins Spiel: „Nächste Woche pfeife ich mal ein Spiel. Ich kaufe mir ein rotes Leibchen, die schwarze Hose habe ich schon, dann pfeife ich nächste Woche mal ein Spiel.“

Auch auf Twitter entlud sich die Wut der Fans. Einige Reaktionen der BVB-Fans: „Deutsche Schiris sind bodenlos.“ „Standbein von Adeyemi wird klar getroffen – nicht mal überprüft.“ Oder: „Schön, dass es immerhin eine Person auf der Welt gibt, die weiß, warum das keinen Elfmeter gab. Schade, dass diese Person der Schiedsrichter ist...“ Und: „Ich bin absolut fassungslos.“

In der Schlussphase dann noch ein Handspiel des Bochumers Erhan Masovic im Strafraum, doch auch hier zeigte Stegemann (Niederkassel) nicht auf den Punkt. Auf Twitter tobten die Fans: „Lange nicht so ’ne beschissene Schiri-Leistung gesehen wie in dem Spiel jetzt! Vielen Dank für die zwei nicht gegebenen Elfmeter.“

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Zuvor hatten Anthony Losilla (5.) mit dem 1:0 für Bochum und Adeyemi (7.) mit dem 1:1 für die frühen Tore gesorgt.

BVB-Keeper Gregor Kobel sagte bei DAZN: „Sehr enttäuschend. Wir hatten sehr, sehr gute Chancen. Noch ist aber nichts verloren, es ist aber ein Rückschlag. Jetzt müssen wir weiter kämpfen.“ Zum Foul an Adeyemi sagt er: „Meiner Meinung nach Elfmeter. Es gab ein paar Entscheidungen heute, die gegen uns entschieden wurden.“

Während Spieler wie Emre Can nach dem Spiel wütend auf Stegemann einredeten, blieb BVB-Profi Julian Brandt sportlich: „Es gab strittige Szenen, das macht es nicht besser, aber mehr ärgern mich noch die vergebenen Chancen von uns.“

Bochum - BVB: Heftige Schiri-Kritik von Terzic und Kehl

Trainer Terzic stürmte nach dem Duell zu den Schiedsrichtern und kam verspätet zum DAZN-Interview. Da machte er seine Wut deutlich: „Es ist einfach extrem bitter. Ich bin etwas verspätet da, ich war noch bei den Schiedsrichtern. Es gab drei Schlüsselszenen aus unserer Sicht. Vor dem Gegentor bekommt Can einen klaren Schubser. Da war schon die erste Bitte: Schaut es euch an. Aber es hieß: Nein! Dann folgen noch die zwei Elfmeter-Situationen. Ich habe den Schiedsrichtern gesagt, was ich von den Entscheidungen halte, was sportlich auf dem Spiel steht. Das einzige, worum ich gebeten habe: Schau es dir an. Er meinte, aus seiner Perspektive sei es nichts gewesen. Dann benutzt einfach andere Perspektiven. Es gibt die Möglichkeiten. Ich bin vielleicht nur einmal so nah dran am Titel. Es steht soviel auf dem Spiel.“

Auch Bochums Trainer Thomas Letsch sagte: „Ich kann verstehen, dass sie sich aufregend, weil der Schiedsrichter sich das nicht angeschaut hat.“

Sebastian Kehl war nach dem Rückschlag im Titelrennen gar nicht mehr zu beruhigen. In den Katakomben des Ruhrstadions wurde der Sportdirektor von Borussia Dortmund nach dem 1:1 des BVB beim VfL Bochum ungewöhnlich laut. „Heute ist es nicht mit rechten Dingen zugegangen“, sagte Kehl am späten Freitagabend. „Heute muss ich einfach sagen, hat der Schiedsrichter das Spiel für mich entschieden.“

„Ich finde es frech, wenn man sich mit den Mitteln, die man heutzutage zur Verfügung hat - über die wir uns jedes Wochenende entweder aufregen oder glücklich schätzen - fünf Spieltage vor Schluss, wenn es um die absolute Entscheidung geht, wenn es um die deutsche Meisterschaft geht, diese Situation nicht anschaut“, sagte Kehl. „Das Hilfsmittel, das wir in dieser Situation zur Verfügung haben, nicht zu nutzen, halte ich für absolut fahrlässig, halte ich für feige und für komplett falsch. Wir sind unglaublich erbost darüber.“ Stegemann habe den BVB „zwei Punkte gekostet“. (mit dpa)