Zwei Sätze reichenFC-Kapitänin Manjou Wilde zerlegt Gianni Infantino und seine Fifa

Manjou Wilde steht im Trikot des 1. FC Köln auf dem Platz.

Manjou Wilde (1. FC Köln), hier am 4. August 2023. 

Am Montagabend fand die Spielführerin des 1. FC Köln, Manjou Wilde, deutliche Worte in Richtung Fifa und deren Präsident Gianni Invantino.

von Uwe Bödeker (ubo)

Der 1. FC Köln zeigt Haltung! Das wurde am Montagabend (11. Dezember 2023) bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Menschenrechte im Sport“ im Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln einmal mehr deutlich.

Der FC ist der erste Klub, der eine Kooperation mit Amnesty International eingegangen ist. Mit zahlreichen Aktionen sollen die Themen Menschenrechte, Gleichberechtigung oder Diversität in den Fokus gerückt werden.

1. FC Köln zeigt Haltung: Manjou Wilde diskutiert über Menschenrechte

Manjou Wilde (28), Spielführerin des 1. FC Köln, zerlegte Präsident Gianni Infantino (53) und seine Fifa mit nur zwei Sätzen komplett. Es ging dabei um die Fußball-WM 2034, die in Saudi-Arabien stattfinden soll. Dort gibt es massive Verletzungen von Menschenrechten: Hinrichtungen, Folter, Unterdrückung.

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Amnesty International schreibt dazu: „Frauen und Mädchen sind in Saudi-Arabien von einer tief verwurzelten Diskriminierung betroffen. Juristisch unterstehen sie Männern hinsichtlich Ehe, Scheidung, Sorgerecht, Erbrecht und anderen Aspekten des Zusammenlebens. Das Vormundschaftsrecht verbietet es Frauen, eigene Entscheidungen zu treffen, und ermächtigt einen männlichen Angehörigen, dies an ihrer Stelle zu tun.“

Am Montag fragte Moderator Uli Kreikebaum Manjou Wilde ganz konkret, wollte wissen: „Glauben Sie, dass eine WM nach Saudi-Arabien, Russland oder Katar vergeben worden wäre, wenn eine Frau bei der Fifa das Sagen hätte?“ Manou Wilde antwortete: „Kann ich, glaube ich, ganz klar mit Nein beantworten.“

Später folgte ein weiterer Satz, der Richtung Fifa ein trauriger Volltreffer ist: „So eine WM in Saudi-Arabien – wenn ich mich als Frau da nicht wohlfühlen würde – dann ist dieses Land auch nicht bereit für eine Männer-WM, weil es gesellschaftlich so relevant ist. Und eine Frauen-WM könnte da nicht stattfinden, da wäre der Aufschrei sehr groß.“

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Klare Kante FC, Klartext Manjou Wilde. Die Kapitänin ist entsetzt, dass es nach Russland und Katar nun eine WM in Saudi-Arabien geben soll. Doch sie will nicht tatenlos zusehen.

Als die WM nach Katar vergeben wurde, hat sich keiner großartig aufgeregt, der Fokus kam erst kurz vor dem Turnier. Das will Wilde nun ändern: „Es gibt vor so einem Turnier noch sehr viele Ebenen, wo super viel gemacht werden kann. Wo wir als Spieler und Spielerinnen natürlich auch gewillt sind, unseren Teil dazu beizutragen.“

FC-Spielerin Manjou Wilde, FC-Präsident Werner Wolf (2.v.r.) Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International (r.) und Moderator Uli Kreikebaum (l.) bei einem Talk im Rautenstrauch-Joest-Museum.

FC-Spielerin Manjou Wilde diskutierte am Montag, 11. Dezember 2023 mit FC-Präsident Werner Wolf (2.v.r.) Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International (r.) und Moderator Uli Kreikebaum (l.) im Rautenstrauch-Joest-Museum über Menschenrechte im Sport.

Vor allem müsse die Problematik grundlegend in die Köpfe der Menschen: „Wenn wir von Menschenrechten reden, ist das oft so sehr politisch, aber das ist ein Thema, das so unfassbar grundlegend ist.“

Aktuell werde noch diskutiert: „Habe ich die gleichen Trainingsbedingungen wie ein Mann, oder so. Da fühlt man sich dann schon fast, als sei das Meckern auf zu hohem Niveau, wenn wir noch gar nicht von der gleichen Grundlage sprechen. Ich würde mir wünschen, dass es nicht so sehr politisch ist. Es ist so grundlegend. Man sollte nicht als Aktivist bezeichnet werden, wenn man das adressiert, sondern man ist ein Mensch.“

Viel Nachholbedarf in Saudi-Arabien vor WM 2034

Die Frauen sollten sich nun gut aufstellen, denn sie haben massiv an Öffentlichkeit dazugewonnen. „Was wir wahrnehmen: Im Männerfußball hat man die breite Masse so ziemlich verloren im WM-Jahr. Das liegt an politischen Themen, aber auch an horrenden Summen, die da fließen. Das haben wir im Frauenfußball extrem gemerkt: ‚Das ist bei denen noch nicht so, schalten wir da mal ein.‘ Und da fängt dann unsere Verantwortung an. Das ist eine riesige Chance, weil man als Spieler oder Spielerin die Sprache der breiten Masse spricht“, so Wilde.

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Vor dem Turnier in Saudi-Arabien muss nun also viel passieren: „Auf vielen Ebenen kann vor so einem Turnier super viel gemacht werden. Da sehen wir uns extrem in der Verantwortung. Gerade bei den Frauen, wo es medial immer mehr wird, sollten wir die Chance nutzen und uns gut aufstellen.“

Aber Wilde weiß auch, dass die Verantwortlichen im Frauen-Fußball vorsichtig sein müssen, wenn sie den Männerfußball zu sehr als Vorbild nehmen: „Wir müssen aufpassen, in welche Richtung das geht, wenn das weiter kommerzialisiert wird.“

Vor allem Vereine und Verbände wie der DFB müssen sich den Themen stellen und sich gut vorbereiten. Wilde ist froh, dass sie bei einem Klub wie dem 1. FC Köln spielt, der in Sachen Haltung eine ganz klare Vorreiterrolle spielt.