Leon Draisaitl will mit den Edmonton Oilers im zweiten Finale gegen die Florida Panthers endlich den Stanley Cup gewinnen – und zieht vorher einen Vergleich zu seiner Heimatstadt Köln und dem Karneval.
Konfetti statt Kamelle?Draisaitl vor Finale mit Köln-Vergleich – bald bestbezahlter Eishockey-Profi der Welt
In diesen Tagen fühlt sich Leon Draisaitl (29) in Edmonton wie in seiner Heimatstadt. „Es gibt fast keinen Zuschauer, der ohne Trikot zum Spiel kommt, viele sind kostümiert wie in Köln zu Karneval“, erzählt der deutsche Eishockey-Superstar: „Die ganze Stadt ist seit Wochen im Ausnahmezustand.“ Statt „Kölle Alaaf“ heißt es im Westen Kanadas: „We want the Cup!“
Die Stimmung sei schon jetzt „fantastisch“, betont Draisaitl. Zur Ekstase Hunderttausender beim Umzug durch die Straßen fehlt nur noch die wichtigste Trophäe für die Kanadier: Der Stanley Cup soll nach Jahren der Entbehrungen endlich nach Hause kommen – mit Hilfe des Deutschen, der den Allergrößten im Eishockey-Mutterland nacheifern will.
Leon Draisaitl will endlich den Stanley Cup holen
„Es ist spannend, eine Chance auf Revanche zu haben“, sagt Draisaitl – dessen Ex-Teamkollege Patrick Russell jetzt bei den Kölner Haien spielt – vor dem erneuten NHL-Finale mit den Oilers gegen die Florida Panthers, das vor einem Jahr so brutal mit der Niederlage im siebten Spiel endete. Wenn in der Nacht zu Donnerstag (2 Uhr MESZ/Sky) die Neuauflage – diesmal gegen seinen Landsmann Nico Sturm – beginnt, spricht nicht zuletzt die Historie für Edmonton.
Nur zweimal gab es in den vergangenen fast 50 Jahren dieselbe Endspielpaarung nacheinander – und jeweils siegte der Verlierer des Vorjahres: 2009 Kanadas Superstar Sidney Crosby mit den Pittsburgh Penguins gegen die Detroit Red Wings und 1984 Kanadas Eishockeylegende Wayne Gretzky mit den Oilers gegen die New York Islanders.
Seinen äußerst prominenten Vorhängern half, was auch Draisaitl erlebte. Der Schmerz des Scheiterns ganz kurz vor dem großen Ziel, der ihn nach eigenen Worten „womöglich ein Leben lang begleiten“ werde, ließ sie nicht verzweifeln, sondern machte sie noch stärker. So erging es auch Draisaitl.
Der Kölner meldete sich nach der bittersten Niederlage seiner Karriere nicht nur erstmals als NHL-Torschützenkönig zurück, sondern verbesserte auch seine Defensivarbeit enorm. In den Playoffs, in denen er immer noch mal einen Gang zulegt, glänzte der 29-Jährige wie gewohnt als herausragender Scorer, meldete aber zudem die besten Stürmer der Gegner ab. Ganz so, wie es sein Gegenüber Sturm beim Stanley-Cup-Sieg 2022 mit Colorado vormachte.
„Ich will gewinnen und werde alles dafür tun. Meine Statistiken sind für mich zweitrangig, solange wir das Team sind, das am Ende übrig ist“, sagt Draisaitl über seine neue Stärke, die ihn in seiner Vielseitigkeit zum aktuell besten Eishockey-Spieler der Welt gemacht hat – und ab der nächsten Saison mit 14 Millionen Dollar Gehalt im Jahr auch zum teuersten.
Was für ihn persönlich gilt, trifft auch auf sein Team zu. „Wir sind reifer. Wir haben alles schon erlebt. Für uns gibt es kein Neuland mehr“, sagt Draisaitl, der zusammen mit seinem kongenialen Partner Connor McDavid nicht mehr die Mannschaft mitziehen muss. Elf Spieler haben in den Play-offs schon drei oder mehr Tore erzielt, sieben gar zweistellig gepunktet. Die Defensive ist deutlich stabiler, Torhüter Stuart Skinner in überragender Form.
Deshalb war der Weg ins Finale weniger beschwerlich als im Vorjahr, „wir sind“, sagt Draisaitl, „mental frischer.“ Gute Vorzeichen für die erste Parade durch die Stadt seit 35 Jahren – und ein bisschen Kölner Karneval in Edmonton. (sid)