Sensation im Londoner Ally Pally! Der deutsche Darts-Gigant Gabriel Clemens (39) hat am Neujahrstag (1. Januar 2023) bei der Weltmeisterschaft für ein mittelschweres Beben gesorgt. Der Saarländer warf im Viertelfinale den Weltranglisten-Ersten und Titel-Favoriten Gerwyn Price (37) aus dem Turnier. Der „German Giant“ siegte am Ende klar in 5:1 Sätzen – und steht nun sensationell im Halbfinale!

Die Halle eskalierte am späten Sonntagabend komplett – und feierte Clemens hemmungslos ab. Kein Wunder: Sein Fabel-Auftritt war eine der größten Sensationen der Darts-Geschichte. Der völlig entnervte Ex-Rugby-Profi Price spielte im fünften Satz zwischenzeitlich sogar mit schalldichten Ohrenschützern, um die Fan-Kulisse auszublenden. Allein: Es half nichts.

Darts-WM: Gabriel Clemens siegt sensationell gegen Gerwyn Price

„Einfach geil. Ich kanns noch gar nicht in Worte fassen. Ich bin absolut glücklich“, sagte Clemens nach seinem Triumph am Sport1-Mikrofon. Als erster Deutscher überhaupt hatte er ein Viertelfinale bei der Darts-Weltmeisterschaft erreicht. Mit dem Sieg gegen den walisischen Ex-Rugby-Profi gelang dem „German Giant“ nun nicht nur ein echter Sensations-Coup – Clemens katapultierte sich durch den Erfolg auch in die Top 20 der Weltrangliste. Wahnsinn! Zudem gelang ihm im fünften Duell mit Price der erste Sieg überhaupt.

Trösten darf sich der Waliser mit einem Preisgeld in Höhe von umgerechnet 56.000 Euro, welches die PDC für das Erreichen des Viertelfinales ausschüttet. Clemens wiederum wird allein für den Einzug ins Halbfinale 110.000 Euro einstreichen. In seinem Semifinal-Match trifft er nun am Montag (2. Januar) auf den englischen Vorjahres-Finalisten Michael Smith (32), der in der dritten Runde auf dramatische Weise die deutsche WM-Überraschung Martin Schindler (26) aus dem Turnier geworfen hatte. „Ich will morgen wieder ein gutes Spiel machen. Und dann will ich auch Michael Smith ärgern“, kündigte Clemens an.

Darts-Deutschland stand derweil kopf, feierte seinen neuen Helden auch in den sozialen Netzwerken. Unzählige Glückwünsche fluteten das Netz. Unter anderem gratulierte auch der 1. FC Köln. „Hut ab! Der wohl größte Export aus dem Saarland seit Jonas Hector. Glückwunsch zum Einzug ins Halbfinale“, twitterte der FC. Köln-Kapitän Hector ist in Saarbrücken geboren.

Darts-WM: Gerwyn Price beginnt stark gegen Gabriel Clemens

Price unterstrich seinen Favoriten-Status gleich zu Beginn des Matches eindrucksvoll, sicherte sich in bärenstarker Manier die drei Auftakt-Legs und – nach gerade mal elf Minuten  – auch den ersten Satz.

Doch dann kippte die Partie komplett, denn Clemens wachte auf! Der Deutsche sicherte sich das erste Leg des zweiten Durchgangs und breakte den Waliser dann noch – 2:0. Die Fans im Ally Pally stimmten die ersten „Gabriel Clemens“-Sprechchöre an. Und ein Dart in die Doppel-18 sicherte dem „German Giant“ dann den 1:1-Satzausgleich. Und damit nicht genug: Nach einem wahren Fehler-Festival – beide Spieler ließen im vierten Leg gleich reihenweise Doppel liegen – sicherte sich Clemens schließlich auch den dritten Durchgang. 2:1-Satzführung für den Deutschen! Und Clemens weiter stark: Zum Ende des vierten Durchgangs zitterte er den Pfeil in die Doppel-10 – und führte nun 3:1 nach Sätzen!

Völlig kurios: Price kam nach der Pause plötzlich mit Ohrenschützern auf die Bühne! Nach dem Gewinn des ersten Legs folgte direkt eine provokante Geste in Richtung des Publikums – offenbar hatten den Waliser die anhaltenden Sprechchöre für seinen deutschen Kontrahenten gestört. Price völlig gaga! „Ich weiß, dass er die ab und zu beim Warmspielen anhat. Aber dass man mit denen spielen darf, wusste ich nicht“, meinte Clemens hinterher nüchtern.

Am Ende half es nichts: Clemens spielte bärenstark weiter – und sicherte sich auch den fünften Durchgang! 4:1-Satzführung für den Deutschen. Die Sensation lag in der Luft. Und dann war es so weit: Clemens warf im dritten Leg des sechsten Durchgangs zum Matchgewinn an! Und tatsächlich! Direkt mit dem ersten Match-Dart auf die Doppel-Vier sicherte sich Clemens den umjubelten Erfolg.

Kurz nach dem Match meldete sich Price auf Instagram, schrieb: „Es ist so frustrierend, wenn du das ganze Jahr auf dieses eine Turnier hinspielst. Ich bin bitter enttäuscht, dass man mich nicht hat spielen lassen. Aber viel Glück allen, die noch im Turnier sind. Ich bin mir nicht sicher, ob ich dieses Event noch einmal spielen werde.“ Offenbar hatte ihm die Atmosphäre in der Halle schwer zugesetzt. War es womöglich der letzte WM-Auftritt des Walisers? Das wird die Zukunft zeigen.