Schwächere im BlickDas steckt hinter der assistierten Ausbildung

Manche Lehrlinge brauchen

Manche Lehrlinge brauchen etwas mehr Hilfe als andere.

Das von der Bundesagentur für Arbeit (BA) im Vorjahr gestartete Modell der assistierten Lehrlingsausbildung für schwächere Azubis stößt auf wachsendes Interesse bei Betrieben und jungen Menschen. Bereits im ersten Jahr haben Angaben der BA zufolge 4.800 Jugendliche von dem Projekt profitiert. 5.400 Plätze hatte die Bundesagentur im Ausbildungsjahr 2015/2016 bereitgestellt.

Positive Eintrittszahlen

Im neuen Lehrjahr, das nun begonnen hat, sollen bis zu 7.350 Auszubildende im Rahmen des Projekts betreut werden können, berichtet die BA in einer ersten Zwischenbilanz. Das Modell war im August 2015 gestartet. „Wir setzen große Erwartungen in das Instrument der assistierten Ausbildung. Und die bislang vorliegenden Eintrittszahlen stimmen uns auch sehr optimistisch“, sagte eine BA-Sprecherin. Angaben zur Abbrecherquote lägen derzeit aber noch nicht vor.

Bei Chefs werben

Vor allem bei den Arbeitgebern will die BA in den kommenden Monaten verstärkt für das Modell werben. Angesichts der vielen unbesetzten Lehrstellen könnten es sich Betriebe nicht leisten, „auf das wertvolle Potenzial junger Menschen zu verzichten – auch wenn diese auf den ersten Blick nicht den Idealvorstellungen entsprechen“, heißt es in einer Mitteilung.

Betreuer unterstützen

Bei der assistierten Ausbildung steht dem Jugendlichen und dem Ausbildungsbetrieb meist ein Berufsbildungswerk zur Seite. Lehrlinge, die wegen Lernschwierigkeiten die Lehre allein kaum durchstehen würden, werden dabei von einem professionellen Betreuungsteam unterstützt. So erhalten sie drei Mal pro Woche Nachhilfeunterricht. Die Betreuer schalten sich auch ein, wenn es im Betrieb Probleme gibt, helfen bei Prüfungsstress, achten auf Pünktlichkeit der Jugendlichen. Und sie greifen klärend ein, wenn sich ein Azubi etwa auffallend oft krank meldet. Wichtig sei dabei der Kontakt zur Familie des Jugendlichen.

Abbruch wegen Frust

Viele Auszubildende brechen ihre Lehre nicht aus Desinteresse an der Arbeit ab, sondern aus Frust über die schlechte Gesprächskultur im Betrieb. Das geht aus einer von der Vodafone Stiftung geförderten Studie des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen hervor, die kürzlich veröffentlicht wurde.

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Wirtschaftlicher Druck

2015 wurden der Untersuchung zufolge 142.000 Ausbildungsverträge in Deutschland vorzeitig aufgelöst. Dies entspreche einer Quote von fast einem Viertel. Besonders oft schmeißen Azubis demnach in Klein- und Kleinstbetrieben hin, die rund 44 Prozent der Ausbildungsplätze stellen. Diese Betriebe stünden unter enormem wirtschaftlichen Druck, hätten wenige finanzielle und personelle Freiräume, um die Ausbildung zu gestalten, und seien oft sehr hierarchisch aufgebaut. Im Streitfall träfen Azubi und Ausbilder oft „ungepuffert“ aufeinander.

Das sind die beliebtesten Branchen

Beim Chatten und Surfen stehen sie auf Hightech – bei ihrer Berufswahl scheinen deutsche Jugendliche gemessen an ihren Lehrstellenwünschen dagegen eher traditionell zu ticken.

Handel bleibt populär

Auf einer Liste der zehn beliebtesten Ausbildungsberufe in Deutschland rangieren weiterhin klassische Handel- und Kaufmannsberufe statt zukunftsweisender Informationstechnik-Jobs ganz oben. Das geht aus Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor.

Verkauf auf Platz 3

Die zehn gefragtesten Ausbildungsberufe führte Ende Juli der Kaufmannsberuf mit Schwerpunkt Büromanagement an. Von den 509.600 jungen Leute, die sich in den vergangenen Monaten bei ihrer Lehrstellensuche an die Arbeitsagenturen wandten, sahen darin knapp 36.000 ihre Wunsch-Ausbildung. Knapp 33.000 (Platz zwei) suchten eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann, gefolgt von der Verkäufer-Ausbildung (Platz 3/29.800 Jugendliche). Für eine Lehrstelle zum Industriekaufmann interessierten sich rund 21.500 Jugendliche (Platz 6).

Freie Stellen

Wie die jüngsten Daten der Bundesagentur für Arbeit zeigen, entwickelt sich der Ausbildungsmarkt immer mehr zu einem Bewerbermarkt, da es tendenziell mehr Stellen als Interessierte gibt.