Gebärmutterhalskrebs-ImpfungVorsicht beim Sex auch nach dem Piks

Dreimal müssen sich junge Mädchen impfen lassen, um einen wirksamen Schutz gegen die Warzenviren aufzubauen. Die Kosten übernimmt bis zum 17. Lebensjahr die Krankenkasse.

Dreimal müssen sich junge Mädchen impfen lassen, um einen wirksamen Schutz gegen die Warzenviren aufzubauen. Die Kosten übernimmt bis zum 17. Lebensjahr die Krankenkasse.

Sarah (16) will es tun. Sie will mit ihrem Freund schlafen. Zum ersten Mal. Die 16-Jährige nimmt die Pille. Ihr Freund wird zusätzlich ein Kondom benutzen. Zur Sicherheit. Doch richtig sicher ist Sarah trotzdem nicht.

Humane Papillomviren (HPV) bedrohen ihre Gesundheit. Die können das Latex des Kondoms durchdringen und den tückischen Gebärmutterhalskrebs auslösen. Eine Impfung bietet Schutz, die Kosten von 450 Euro übernimmt sogar die Krankenkasse. Doch die Spritze verleitet immer mehr junge Mädchen zu unvorsichtigem Verhalten nach dem Piks, sagen Experten.

„Die Nachfrage ist auch zwei Jahre nach der Einführung des Impfstoffes sehr groß“, sagt Professor Friedrich Wolff, Chefarzt der Frauenklinik Köln-Holweide. „Und das ist auch gut so.“ Die Antikörper im Impfstoff schützen die Zellen vor dem Eindringen der Viren.

Die haben es vor allem auf junge Frauen abgesehen. „Bis zum Alter von 30 Jahren ist der weibliche Körper sehr empfänglich für HPV“, sagt Wolff. „Diese Empfänglichkeit tritt leider genau in der hochsexuellen Phase auf, so dass die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung sehr hoch ist.“

Sieben von zehn Frauen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit Warzenviren. Das Risiko: Sex. „Rund 20 bis 30 Prozent der Männer tragen diese Viren in sich und wissen es nicht einmal“. Das Tückische: Auch bei Frauen verlaufen die Infektionen zu 90 Prozent ohne Symptome. Wer nicht zur Vorsorgeuntersuchung geht, der erfährt nicht, ob er vielleicht schon eine chronische Infektion hat - ein Vorbote der Krebserkrankung.

Vorsorge bleibt auch nach der Impfung Pflicht.

Diejenigen, die die drei Pikse im Abstand mehrerer Monate hinter sich haben, vergessen häufig, dass sie nicht zu 100 Prozent vor HPV geschützt sind. Die Viren kommen in fast 100 verschiedenen Varianten vor. Der Heidelberger Krebsforscher Harald zur Hausen entdeckte ihre krebsauslösende Wirkung, bekam dafür jetzt den Nobelpreis für Medizin.

Die beiden in Deutschland erhältlichen Impfstoffe, die nach seiner Entdeckung entwickelt wurden, schützen aber nur vor einem Teil der Virentypen. „Nach dem ersten Geschlechtsverkehr müssen Frauen regelmäßig einmal pro Jahr zur gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung“, sagt Friedrich Wolff, „ob mit oder ohne Impfung“. Ein sogenannter Pap-Abstrich (zahlt die Krankenkasse) bringt Klarheit, ob trotz Impfung eine Infektion vorliegt oder ob sich schon Zellen im Gebärmutterhals bedrohlich verändert haben.

Das Risiko, sich beim Sex mit anderen Geschlechtskrankheiten zu infizieren, wird durch die Impfung natürlich auch nicht reduziert. „Immer mehr Mädchen glauben das aber leider, sehen die Impfung als Freifahrtschein für ungeschützten Sex“, sagt der Gynäkologe. „Das Kondom bleibt als Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten nach wie vor Pflicht - gerade bei wechselnden Partnern.“