Mega-kuriosRitter Sport darf Schokolade nicht so nennen, Chef sauer: „Aufwachen“

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Eine Mitarbeiterin des Schokoladenherstellers Ritter Sport prüft in Waldenbuch (Baden-Württemberg) die Verpackung einer Tafel Schokolade (Archivbild von 2015).

Waldenbuch – Der Schokoladenhersteller Ritter Sport bringt eine neue Schokolade auf den Markt – und darf diese in Deutschland streng genommen nicht als solche bezeichnen.

  • Kurioser Streit: Ritter Sport bringt Schokolade auf den Markt und darf sie so nicht nennen
  • Deutsche Verordnung macht Schokohersteller Strich durch die Rechnung
  • Chef von Ritter Sport ist sauer und nennt die Verordnung „absurd“

Was zunächst kurios klingt, hat einen lebensmittelrechtlichen Hintergrund: Laut der deutschen Verordnung über Kakao- und Schokoladenerzeugnisse aus dem Jahr 2003 besteht eine Schokolade nicht nur aus Zutaten wie Kakaomasse, Kakaopulver und Kakaobutter, sondern zwingend auch aus Zucker.

Dieser Zucker aber fehlt im neuen Ritter-Sport-Produkt mit dem Namen Cacao y Nada. Zum Süßen verwendet das Unternehmen aus Waldenbuch bei Stuttgart nach eigenen Angaben stattdessen natürlichen Kakaosaft, den es auf einer Plantage in Nicaragua extra aus Kakaofrüchten gewinnt.

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Der Schokoladenhersteller Ritter Sport bringt die Schokolade Cacao y Nada auf den Markt – und darf diese nicht als solche bezeichnen.

Ritter Sport: Verordnung ist nicht mehr zeitgemäß

Die Kakaoverordnung ist eine Art gesetzliches Rezeptbuch – wer dagegen verstößt, riskiert Geldstrafen und im Extremfall gar einen behördlich verordneten Verkaufsstopp. Ritter Sport beklagt, das deutsche Lebensmittelrecht sei in diesem Punkt nicht mehr zeitgemäß.

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Der Vorsitzende der Geschäftsführung des Schokoladenherstellers Ritter Sport, Andreas Ronken (Archivbild aus dem Jahr 2015).

Dass eine Schokolade, die zu 100 Prozent aus Kakao bestehe, ohne den Zusatz von Zucker hierzulande nicht als solche bezeichnet werden dürfe, sei „absurd“, sagte Firmenchef Andreas Ronken laut Mitteilung vom Montag.

Chef von Ritter Sport sauer: „Aufwachen!“

„Wenn Wurst aus Erbsen sein darf, braucht Schokolade auch keinen Zucker. Aufwachen!“ Eine Ritter-Sport-Sprecherin sagte auf Anfrage, man setze sich für eine Änderung der Verordnung ein.

Auf den deutschen Markt bringen will das Unternehmen sein neues Produkt nun dennoch – nur eben nicht als „Schokolade“, sondern beispielsweise unter dem Label „Kakaofruchttafel“. Zunächst hatte die „Bild“-Zeitung (Montag) über den Fall berichtet.

Ritter Sport verkauft Schokolade in mehr als 100 Ländern

Schokolade von Ritter Sport wird in mehr als 100 Ländern verkauft. Das Unternehmen musste in den vergangenen zwei Jahren jeweils Umsatzrückgänge verkraften, erlöste 2020 noch 470 Millionen Euro und beschäftigt weltweit rund 1650 Mitarbeiter. (dpa/mg)