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Neue Gefahr in den Regalen?„Das könnte für manche beängstigend sein“

Flutet bald KI-Spielzeug die Regale in Europa? Experten und Expertinnen warnen vor den Risiken. Blick in einen Spielwarenhandel in New York (März 2025).

Flutet bald KI-Spielzeug die Regale, auch in Europa? Experten und Expertinnen warnen vor den Risiken. Blick in einen Spielwarenhandel in New York (März 2025).

Eine neue Generation von KI-Spielzeug aus China erobert die Kinderzimmer. Während einige darin ein Lernwerkzeug sehen, warnen Fachleute eindringlich vor den potenziellen Gefahren für die Entwicklung von Kindern.

Sprechende Spielzeuge, die wie aus einem Horrorfilm wirken? Das war einmal. Die technologische Revolution durch künstliche Intelligenz, die bereits unser Denken, Arbeiten und sogar unsere Partnersuche verändert, steht kurz davor, auch die Kinderzimmer zu erobern.

Der Markt für intelligente KI-Spielzeuge wird derzeit auf 34,87 Milliarden US-Dollar geschätzt und soll bis 2035 auf unglaubliche 270 Milliarden US-Dollar anwachsen. Einen großen Anteil an diesem Wachstum hat China. Das berichtet „Newsweek“.

Unternehmen wie FoloToy bieten bereits anpassbare Stofftiere an, die mit der Stimme der Eltern sprechen können. Ein anderes Produkt, BubblePal, ist eine kleine Kugel, die jedes Lieblingsspielzeug zum „Sprechen“ bringt und auch in Deutschland bereits erhältlich ist.

Doch nicht nur chinesische Firmen drängen auf den Markt. Auch der US-Spielzeugriese Mattel hat eine Zusammenarbeit mit OpenAI angekündigt, um „die Magie der KI in altersgerechte Spielerlebnisse“ zu integrieren.  Wann genau diese Produkte erscheinen, ist aber noch unklar.

KI-Spielzeuge sind jenseits von China und den USA zu finden, auch in Deutschland. Wie gut neue Produkte in Zukunft hierzulande ankommen, wird man sehen.

Die Reaktionen auf KI sind jedenfalls gespalten. Eine Umfrage des Pew Research Center ergab, dass die Hälfte der Amerikanerinnen und Amerikaner eher besorgt als begeistert ist – eine deutliche Zunahme gegenüber 2021, als es nur 37 Prozent waren.

„KI könnte für manche Menschen auch beängstigend sein“

Lars Perner, außerordentlicher Professor für klinisches Marketing an der University of Southern California, erklärt: „Das ist eine faszinierende Produktkategorie. Je nachdem, welche Art von Berichterstattung in den Massenmedien und sozialen Medien stattfindet, könnte das Interesse der Verbraucher groß sein.“

Viele Eltern würden das Spielzeug wahrscheinlich als Lernspielzeug betrachten und sich besonders darüber freuen, dass es KI beinhaltet. „KI könnte für manche Menschen auch beängstigend sein, insbesondere wenn sie aus China stammt“, so Perner.

Auch andere Fachleute sehen die Entwicklung äußerst kritisch. David Evan Harris von der UC Berkeley bezeichnete es als „außerordentlich unverantwortlich“, einem Kind ein KI-gesteuertes Spielzeug zu geben. Er warnt vor „permanenten emotionalen Schäden“ und verweist auf bereits existierende Klagen gegen KI-Firmen.

Die Sorge um den Einfluss von Technologie auf Kinder ist nicht neu. Lehrerinnen und Lehrer beklagen schon länger eine übermäßige Abhängigkeit von Technik, kurze Aufmerksamkeitsspannen und mangelndes Lerninteresse bei der „Generation Alpha“.

Katya Rubia, Professorin für kognitive Neurowissenschaften am King's College London, sieht sowohl Vor- als auch Nachteile. KI-Spielzeuge könnten emotional unterstützen und das Lernen fördern. Gleichzeitig warnt sie, dass zu viel Zeit damit „wertvolle Zeit für echte soziale und emotionale Interaktion mit echten Gleichaltrigen, Eltern usw. wegnimmt“.

Dr. Kathy Hirsh-Pasek, Psychologie-Professorin an der Temple University, findet die Vorstellung „einfach nur schrecklich“. Sie argumentiert, dass die Interaktion von Mensch zu Mensch entscheidend für die soziale Entwicklung sei. Ein KI-Begleiter, der immer freundlich und gefällig ist, bereite Kinder nicht auf die Realität vor.

Ihre Schlussfolgerung ist eindeutig: „Bis heute überwiegen die Risiken den Nutzen“. Auch andere Forschende mahnen, dass solche Produkte ohne wissenschaftliche Untersuchung ihrer Auswirkungen auf den Markt kommen. Die zentrale Frage bleibt: Selbst wenn wir solche Spielzeuge entwickeln können, „was haben wir dabei verloren?“ (red)