Sendungen weg, immer mehr BeschwerdenDHL hat massive Probleme: „Müssen wir so sagen“

Die Deutsche Post räumt Probleme bei der Zustellung in einigen Gegenden ein. Unser Symbolfoto zeigt die Zustellbasis in Köln.

Die Deutsche Post räumt Probleme bei der Zustellung in einigen Gegenden ein. Unser Symbolfoto zeigt die Zustellbasis in Köln Mitte Oktober.

Viele Tausende Beschwerden gingen in den vergangenen Monaten bei der Bundesnetzagentur ein: Kundinnen und Kunden warten vergeblich auf ihre Sendungen, sie kommen verspätet oder gar nicht an. Gleichzeitig steht Weihnachten vor der Tür – und steigende Energiepreise setzen auch das Post-Geschäft unter Druck. 

Die jüngsten Meldungen und Berichten sind alles andere als angenehm für den „Gelben Riesen“, die Deutsche Post, die eigentlich mit Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit glänzen muss: Seit Monaten gibt es Gegenden in Deutschland, heißt es darin, in denen Sendungen mitunter gar nicht mehr ankämen. Oder viel zu spät. 

Am Mittwoch (2. November) hat der Vorstand der Deutsche Post DHL Group in Bonn Stellung genommen zu den Missständen, hat die großen Probleme eingeräumt – und erklärt, wie man sie wieder in den Griff bekommen will. Denn schließlich steht das Weihnachtsgeschäft vor der Tür.

Deutsche Post räumt Probleme ein: Auch Corona-Pandemie ist schuld

Die zuständige Konzernvorständin Nikola Hagleitner und der Betriebschef des Post- und Paketgeschäfts, Thomas Schneider, erklärten laut „Spiegel“-Bericht, dass im Durchschnitt an einem Werktag in hundert von mehr als 50.000 Zustellbezirken die Zustellung ausfalle – es handle sich also keineswegs um ein flächendeckendes Problem, sondern es gebe lokal Schwierigkeiten. 

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Dennoch: In einzelnen Bezirken habe bis zu 30 Prozent des Personals gefehlt, im Gesamtschnitt fehlten zwei Prozent des Personals. Der Grund: ein angespannter Arbeitsmarkt, eine unerwartet hohe Sendungsmenge – und Corona. Allein im Juli habe es 6800 Corona-Fälle beim Personal gegeben, 2021 waren es im gleichen Monat gerade einmal hundert.

Gleichwohl räumt das Spitzenpersonal der Post auch Managementfehler ein: ausgearbeitete Notfallpläne zum Beispiel seien zu spät aktiviert worden. „Das müssen wir ganz selbstkritisch so sagen“, wird Schneider zitiert, „da können wir uns nur bei den Kunden entschuldigen.“

Doch noch seien die Probleme nicht behoben, erklärt Hagleitner, es gebe weiterhin Hotspots. „Wir sind noch nicht übern Berg.“

Deutsche Post: Viel mehr Beschwerden als sonst

Auch die Kundschaft hat längst mitbekommen, dass es Probleme gibt: Bei der zuständigen Bundesnetzagentur gingen erstaunlich viele Beschwerden ein: Allein von Juli bis September waren es 11.554 – mehr als im gesamten ersten Halbjahr. Bereits jetzt übersteigen bislang 20.475 Beschwerden im Jahr 2022 die Gesamtzahl aller Beschwerden im vergangenen Jahr (15.118). Die meisten Beschwerden betreffen den Briefbereich (58 Prozent) – im Normalfall ist dies andersherum. 

Auch auf der Homepage der Deutschen Post heißt es: „Aufgrund des aktuell hohen Krankenstandes kann es zu Verzögerungen bei der Auslieferung Ihrer Sendung kommen. Wir bitten in diesen Fällen um Ihre Geduld“.

Deutsche Post: Ist das Weihnachtsgeschäft gefährdet?

Und die nächste Herausforderung steht längst vor der Tür, das Weihnachtsgeschäft, „Starkverkehr“, wie die Post das nennt. Sind die Zusendungen für die Feiertage gefährdet?

Die Deutsche Post jedenfalls habe an einigen Stellschrauben gedreht, um die Zusendungen zu stabilisieren, erklärt der Vorstand: Zum einen gibt es zusätzliche Fahrzeuge, 4000 Stück. Zum anderen hoffe man auf das eigene Verwaltungspersonal, dass die Büros verlassen und in der Zustellung helfen soll. Stand rund tausend sollen nun zehntausend der Angestellten aushelfen.

Deutsche Post: Kritik auch aus der Politik

Die Post steht unter Druck, Kritik kommt auch aus der Politik. Man hätte früher die Karten auf den Tisch legen sollen, findet der FDP-Bundestagsabgeordnete Reinhard Houben, und mit einer offenen Kommunikation um Verständnis werben. „Anstatt die Menschen mit den Zustellproblemen zu überraschen.“ 

Der Linken-Bundestagsabgeordnete Pascal Meiser sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass die Probleme bei der Briefzustellung hausgemacht seien. „Sie sind Folge der Teilprivatisierung und des massiven Renditedrucks, der inzwischen auf der Deutschen Post lastet und in dessen Folge immer wieder vor allem beim Personal gespart wurde.“ Die Personalpolitik mit nur befristeten Neueinstellungen sei verfehlt.

Ver.di fordert, dass die Deutsche Post ihre Beschäftigten entlasten solle. „Insbesondere die schnell steigenden Paketmengen führen zu einer unerträglichen körperlichen Belastung“, heißt es von der Gewerkschaft. Der Konzern solle mehr Arbeitskräfte einsetzen sollte und das Gewicht einzelner Pakete auf 15 Kilo beschränken sollte. Empfänger sollten schwere und große Sendungen lieber direkt in der Filiale abholen. „Immer nur Danke sagen, reicht nicht aus“, so Ver.di.(mg)