Rendite machen mit ModeWie man mit Shopping Geld anlegen kann

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Designer-Mode kann sich zu einer echten Wertanlage entpuppen.

Köln – Aktien und Fonds sind Ihnen zu riskant? Die Zinsen auf dem Festgeldkonto sind wiederum nicht existent. Und um in Betongold zu investieren, fehlt Ihnen das nötige Kleingeld?

Wie wäre es dann mit einer Handtasche, einer Armbanduhr oder ein paar Turnschuhen als Geldanlage? Kein Witz: Mode liegt im Trend, nicht nur um gut auszusehen, sondern um gute Rendite zu machen.

Mode als Wertanlage: Ein paar Regeln sollte man beachten

Laut der Modesuchmaschine Lyst sind Klamotten und Co. eine sichere Bank, vorausgesetzt man beachtet ein paar Regeln für den Parallelmarkt, der sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat.

Für ihren Resale-Report haben die Macher der Suchmaschine Suchanfragen nach sechs Millionen Modeartikeln von mehr als 12.000 Online-Shops sowie Daten von Second-Hand-Luxus-Plattformen ausgewertet. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass man mit dem Kauf von Taschen von Hermès, Kleidung von Supreme und Rolex-Uhren eigentlich gar nichts falsch machen kann.

Kölnerin lebt von der Mode als Wertanlage

Dass man davon sogar leben kann, beweisen Phillis Maaß (29) und ihr Freund Mirko Biendara (31).

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Phillis Maaß (29), hat mit ihrem Freund ein Geschäft in Köln, in dem sie gebrauchte Designerhandtaschen anbieten.

Vor sechs Jahren gründeten sie ihre Boutique „Glück&Glanz“ in Köln samt Online-Shop. Damit setzen sie ganz auf den Handel mit Second-Hand-Handtaschen.

Mode als Wertanlage: Phillis Maaß hatte den richtiger Riecher

„Das hat sich während des Studiums so ergeben“, erinnert sich Maaß. „Da habe ich zwar ziemlich viel Zeit mit der Recherche nach schönen Second-Hand-Handtaschen verbracht, habe dann aber auch immer super Schnäppchen gemacht.“ Das sprach sich auch bei ihren Freundinnen und Kommilitoninnen herum.

2014 beschlossen die Gesundheitsökonomie-Studentin und ihr Freund, der Medienkommunikation studierte, sich selbstständig zu machen. Seitdem bieten sie Besitzern von Luxus-Handtaschen in ihrem Geschäft und auf ihrer Webseite die Möglichkeit, ihre gebrauchten Stücke zu verkaufen. Als Provision nehmen sie zwischen 20 und 50 Prozent des Verkaufspreises.

Wertanlage Mode: Mit Designertaschen macht man nie etwas falsch

Mit einer Designerhandtasche kann man laut Maaß eigentlich nichts falsch machen. „Sie steigt vielleicht nicht immer im Preis, aber wenn man sie wiederverkauft, hat man eigentlich keinen Wertverlust“, sagt sie.

Auch, weil ein bisschen Patina auf den Designer-stücken gerade voll angesagt sei. „Extrem seltene oder limitierte Auflagen führen wir aber nicht“, erklärt Maaß. „Wir bekommen meist Klassiker von Louis Vuitton oder Chanel angeboten.“

Diese würden besonders dann nachgefragt, wenn sie beim Hersteller ausverkauft, also nicht mehr neu zu bekommen seien.

Mode als Wertanlage: Promis steigern den Wert

Oder wenn sich ein Star damit in der Öffentlichkeit zeigt, wie die Suchmaschine Lyst festgestellt hat. Zum Beispiel die Dior-Handtasche „Saddle“. Als Paparazzi Model Kylie Jenner mit diesem Modell unter dem Arm ablichteten, versechsfachten sich auf Lyst die Suchanfragen nach der Handtasche – die Nachfrage stieg und damit auch der Preis.

Genau deshalb warnt Gabriele Widmann von der Deka Bank aber auch vor solchen Geldanlagen. Die Volkswirtin hat sich mit der Investition in Sachwerte beschäftigt. „Die Wertsteigerungen resultieren daraus, dass für knappe Güter eine hohe Nachfrage besteht –und deshalb deren Preise stark steigen“, erklärt sie.

Auch Verluste sind möglich

Das Problem sei nur, dass diese Nachfrage oft dadurch entstehe, dass Käufer davon ausgehen, dass der Preis der Handtasche oder der Sneaker steige und sie deshalb kaufen. „Und schon entsteht eine kleine Spekulationsblase“, sagt Widmann.

Pech hätten dann all diejenigen, die kurz vor dem Platzen einsteigen und statt üppiger Gewinne nur noch Verluste einfahren...

Wertanlage Mode: Investitionen in coole Treter

„Man sollte nur in solche Produkte investieren, von denen man Ahnung hat“, sagt auch Christopher Blumenthal (34). Der gelernte Großhandelskaufmann und Betriebswirt betreibt den „Dead Stock Sneakerblog“, auf dem er seit 2013 darüber berichtet, wann die neuesten Turnschuh-Modelle herauskommen, wer an der Entstehung beteiligt war und welcher Schuh vielleicht nie im Laden zu kaufen sein wird.

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Christopher Blumenthal besitzt hunderte Sneaker.

Seit fünf Jahren kann er davon leben, arbeitet mit den großen Marken zusammen und betreibt sogar seine eigene App. „Im Sneaker-Markt ist es zwar auch wichtig, wenn der ein oder andere Promi einen bestimmten Schuh trägt“, erklärt er. „Für den Wert ist aber entscheidender, wer ihn mit designt hat.“

Wertvolle Schuhe: Kanye Wests Yeezys im Wert gestiegen

So seien vor allem die ersten Yeezy-Modelle, die der Rapper Kanye West mit Adidas herausbrachte, im Wert gestiegen. „Wenn man so etwas weiß, ist ein Sneaker eine sichere Geldanlage“, sagt der Blogger, der selbst Schuhe im Wert von mehreren Tausend Euro besitzt. Um an begehrte Modelle zu kommen, ist viel Einsatz nötig.

Die Nachfrage ist so hoch, dass Händler sich Methoden einfallen lassen, um sie einigermaßen fair zu verteilen. „Man kann sich dann für eine Kaufberechtigung bewerben, die ausgelost wird“, weiß Blumenthal. „Oder man bekommt ein Paar in einem Gewinnspiel.“

Sneaker-Fans campieren vor Geschäften

Oder man nimmt an einem sogenannten Camp Out teil, wie es ihn vor kurzem vor vielen Skater-Läden gab. Dort warteten Sneaker-Fans tagelang auf die Chance, einen Schuh zu kaufen, den Nike mit Rapper Travis Scott herausgebracht hat. Der Preis lag zwar bei „nur“ 150 Euro, „den Schuh kann man aber direkt für etwa 1000 Euro weiterverkaufen“, schätzt Blumenthal. 

Tragen sollte man den Sneaker nie, wenn er als Geldanlage gedacht ist. Zudem sei die richtige Schuhgröße wichtig. Durch die große Nachfrage aus Asien sei maximal Größe 42 oder 43 empfehlenswert. Sonst sinke der Wert gleich um 500 Euro oder mehr, sagt Blumenthal.

Er selbst besitzt hunderte Sneaker, viele davon Raritäten, die er für mehrere Tausend Euro verkaufen könnte. Allerdings alle in Größe 45. „Ich habe eben große Füße“, sagt der Experte. „Und ich will die Schuhe ja tragen.“