Weltkulturerbe ItaliensErste Stadt kassiert ab sofort Eintritt von Touris – doch es gibt Ausnahmen

Wer nur für einen Tag nach Venedig möchte, muss ab sofort Eintritt zahlen. Was hinter der Idee steckt.

Markusplatz, Canale Grande, Rialto-Brücke – Venedig ist ein einziges Freiluft-Museum. Kein Wunder, dass Millionen von Urlaubern und Urlauberinnen die norditalienische Stadt Jahr für Jahr belagern. Und die müssen ab sofort Eintritt bezahlen!

Seit Donnerstag (25. April 2024) wird erstmals eine Tagesgebühr für Touristen und Touristinnen erhoben. Die Sonderabgabe von fünf Euro müssen alle Besucher zahlen, die zwischen 08.30 Uhr und 16.00 Uhr in die für ihre Kanäle und historischen Gebäude berühmte italienische Lagunenstadt wollen. Dafür müssen sie im Vorfeld im Internet einen QR-Code (hier die Infos) erwerben, der an den wichtigsten Zugangspunkten zur Stadt kontrolliert wird.

Stadtrat von Venedig hat Gebühr genehmigt – für diesen Zeitraum

Damit ist Venedig die weltweit erste Stadt, die ähnlich wie Vergnügungsparks einen Tageseintritt verlangt. Für das laufende Jahr wurden insgesamt 29 Tage festgesetzt, an denen dieser fällig wird. Ab Donnerstag müssen die fünf Euro nun zunächst bis zum 5. Mai gezahlt werden. Danach gilt die Gebühr unter anderem an allen Wochenenden der touristischen Hochsaison.

Ziel sei es, den Tagestourismus in der italienischen Lagunenstadt „zu bestimmten Zeiten herunterzufahren“ und damit der „Fragilität und Einzigartigkeit“ Venedigs gerecht zu werden.

Laut einer Erklärung seien in Venedig von der Eintrittsgebühr ausgenommen...

  • Anwohnerinnen und Anwohner
  • Pendlerinnen und Pendler
  • Studentinnen und Studenten
  • Kinder unter 14 Jahren
  • Touristinnen und Touristen, die in der Stadt übernachten

Es sei „notwendig, die Touristenströme in bestimmten Zeiträumen zu regulieren“, erklärte Bürgermeister Luigi Brugnaro. Dies bedeute aber nicht, dass die Stadt „geschlossen“ werde. „Venedig wird immer allen offen stehen.“

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Die im 5. Jahrhundert gegründete Inselstadt ist eine der meistbesuchten Städte der Welt, voller architektonischer Schätze und Kunstwerke. Zu Spitzenzeiten übernachten dort 100.000 Touristinnen und Touristen pro Nacht, dazu kommen zehntausende Tagesbesucherinnen und -besucher.

Venedig erklärt sich zum „Vorreiter auf globaler Ebene“

Mit dem neuen Gebührensystem werde Venedig zum „Vorreiter auf globaler Ebene“, erklärte der Stadtrat für Tourismus, Simone Venturini. Es gehe nicht darum, Geld zu verdienen, sondern darum, eine „neue Balance zu finden zwischen den Rechten derjenigen, die in Venedig leben, studieren oder arbeiten, und jenen, die die Stadt besuchen“.

Die Unesco hatte Venedig sowie die dazugehörigen Lagunen 1987 zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. Ende Juli empfahl die Unesco aber, die Stadt als bedrohtes Weltkulturerbe einzustufen. Der italienischen Lagunenstadt drohten „irreversible“ Schäden, falls die Behörden in Italien nicht mehr zum ihrem Schutz täten, begründete die UN-Kulturorganisation ihre Empfehlung. Mitte September stimmt der Welterbe-Rat der Unesco-Mitgliedstaaten über die Einstufung ab. (afp)