Reisebüros sehen schwarz„Keines der Probleme gelöst“: Droht 2023 ein noch schlimmeres Flug-Chaos?

Drohen uns 2023 am Flughafen Szenen wie hier im Chaos-Jahr 2018 in München?

Drohen uns 2023 Szenen wie hier im Chaos-Jahr 2018 in München? Auch 2021 kam es vor allen Dingen wegen Personalmangels zu chaotischen Szenen an den Flughäfen, die Airlines gelobten Besserung. Reisebüros sehen schon jetzt schwarze Wolken am Horizont.

Die Deutschen sind 2023 im Reisefieber, die Lust nach Urlaub ist groß: Schon jetzt verzeichnen Reisebüros hervorragende Buchungseingänge. Doch nach dem verheerenden Chaos im vergangenen Sommer sehen sie auch in diesem Jahr aktuell schwarz. Sie äußern einen wichtigen Appell an Airlines und Flughäfen. 

von Martin Gätke (mg)

Der Sommer 2022 führte bei vielen Deutschen zu Frust pur: Flieger waren verspätet oder fielen gleich ganz aus, Koffer verschwanden, kilometerlange Schlagen an den Schaltern und Sicherheitskontrollen in den Flughäfen – und zig Änderungen der Flugzeiten, die auch bei den Reisebüros für lange Gesichter sorgten. 

Der Hauptgrund: Fachkräftemangel durch die Corona-Pandemie. Personalnot führte dazu, dass die Flughäfen und Airlines dem massiven Andrang nicht gewachsen waren. Auch für den Sommer 2023 werden hohe Buchungszahlen erwartet: Laut Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) werden die Deutschen 2023 ähnlich intensiv verreisen wie vor Corona. 

Neues Flug-Chaos 2023? „Keines der großen Probleme gelöst“

Auch die Reisebüros müssten sich freuen, schließlich ist die Nachfrage aktuell sehr hoch. Doch für sie ziehen bereits schwarze Wolken am Reisehimmel auf. Sie warnen vor neuem Frust – und formulieren einen Appell an Airlines und Flughäfen.

Der Bundesverband der Reisebüros VUSR warnte davor, auf ein neues Chaos zuzusteuern, wenn die Ferienzeit beginnt. Denn keines der großen Probleme, die im vergangenen Jahr für die unschönen Szenen an den deutschen Flughäfen sorgten, sei nach Ansicht des Verbandes nachhaltig gelöst worden. Erneut drohe eine enttäuschte Kundschaft wegen der „hausgemachten“ Schwierigkeiten. Im Vertrieb kämen bereits erste Informationen an, dass Flüge buchbar seien, die offenbar nie abheben werden. Das führe zu Verdruss, nicht nur in den Reisebüros, auch bei den Kundinnen und Kunden.  

Der Appell von Verbandschefin Marija Linnhoff: Einerseits sei die Nachfrage riesig „und wir freuen uns alle, dass die Menschen trotz diverser Krisen und finanzieller Sorgen verreisen wollen“. Doch gleichzeitig sehe man „schwarze Wolken am Horizont“, Airlines und Flughäfen hätten vielfach ihre Hausaufgaben aus dem Krisenjahr 2022 nicht gemacht haben „und keines der großen Probleme wirklich gelöst“.

Linnhoff: „Damit drohen im schlimmsten Fall wieder Ausfälle von Flügen, die wir jetzt schön am Counter verkaufen und auch Chaos an den Flughäfen ist bei großem Andrang wieder nicht auszuschließen.“

Neues Flug-Chaos? „2023 das schwierigste Jahr des letzten Jahrzehnts“

Auch Eurocontrol, die Europäische Organisation zur Sicherung der Luftfahrt, warnte jüngst in einem aktuellen Prognose-Bericht vor erneuten Verspätungen und Ausfällen. 2023 „werde das schwierigste Jahr des letzten Jahrzehnts.“ Die Gründe: Die Airlines erhöhen die Zahl der Flüge, der russische Luftraum bleibt gesperrt während der Flugverkehr aus und nach China massiv zunimmt, es fehle weiterhin an Personal. 

Der Bundesverband der Reisebüros fordert nun vor allem zwei Dinge: Transparenz und eine forcierte Vorbereitung auf das Reisejahr. „Alle Beteiligten sollten jetzt wissen, woran sie sind“, so Linnhoff. Das betreffe Airlines, Flughäfen, Bundespolizei, die Prognose der Airlines bezüglich Flugstreichungen, der Stand des Personalaufbaus.

Droht uns erneut Flug-Chaos? Airlines vorsichtig optimistisch

Anderweitig drohe der gesamten Branche ein Reputationsschaden, wenn die Kundschaft im zweiten Jahr hintereinander frustriert wird: Die wollen vor allem Verlässlichkeit und Planbarkeit. „Das muss die Branche nach dem vergangenen Jahr liefern, sonst wird es schwer, die Kundinnen und Kunden zum Wiederkommen zu bewegen. Die Branche hat ihr Schicksal selbst in der Hand.“

Die Airlines gelobten Besserung: Während einer Pressekonferenz sagte Jens Bischof, CEO von Eurowings, jüngst, dass man „vorsichtig optimistisch“ sei. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht.“ Der Manager erklärte, man habe mehr als 1.300 neue Mitarbeiter eingestellt, sodass für die Lufthansa-Tochter europaweit aktuell mehr als 4.000 Beschäftigte arbeiten. „So viele wie nie zuvor, die mit Herzblut dabei sein werden“, so Bischof.

Zudem liefen Gespräche mit Flughäfen, Dienstleistern, Flugsicherung, Bundespolizei, um „gemeinsam Lösungen“ zu finden. Bischof versprach, dass die Belastungen für die Reisebüros „bei Weitem“ nicht so hoch seien wie 2022.