Beunruhigende StudieSekundenschlaf und totale Erschöpfung im Cockpit – „darf es nicht geben“

Zwei Piloten in einem Flugzeug-Cockpit.

Für die Arbeit im Cockpit, hier ein undatiertes Symbolfoto, sollten Pilotinnen und Piloten ausgeruht sein.

Wer sich in ein Flugzeug setzt, vertraut darauf, dass Pilotin oder Pilot ihren Dienst ausgeruht antreten. Die Realität sieht aber scheinbar anders aus.

von Lara Hamel (hl)

Der europäische Pilotenverband ECA ließ eine Umfrage durchführen, unter anderem zu Arbeitszeiten und dem Risikomanagement im Flugbetrieb. Fast 7000 Pilotinnen und Piloten aus 31 EU-Ländern nahmen daran teil.

Die Umfrage fand statt vom 1. bis zum 22. Juli 2023 – und sie brachte Beunruhigendes zutage. Besonders schockierend sind die Angaben zur Sekundenschlaf-Häufigkeit und dem allgemeinen Erschöpfungszustand von Pilotinnen und Piloten.

Gesetzlich geregelte Arbeitszeiten: Deutliche Worte an alle Airlines

Drei von vier Pilotinnen bzw. Piloten gaben an, mindestens einmal in den vergangenen vier Wochen in einen Sekundenschlaf „gerutscht“ zu sein. 25 Prozent der Befragten erlebten eine solche Situation mindestens fünfmal. Dass 73 Prozent angaben, zwischen ihren Diensten nicht genug Erholungszeit zu haben, könnte eine naheliegende Begründung für die Sekundenschlaf-Zahlen sein.

Aus dem Bericht, auf den sich die „Vereinigung Cockpit e. V.“ am 28. August 2023 in einer Pressemitteilung bezieht, geht außerdem hervor, dass die gesetzlich geregelten Arbeitszeiten oftmals nicht eingehalten werden. Notwendig ist das beispielsweise, wenn wegen eines Unwetters eine andere Route gewählt werden muss. In den vier Wochen vor der Umfrage war das während jedes fünften Pilotinnen- bzw. Pilotendienstes der Fall.

Und obwohl die Mitarbeitenden die entsprechenden Notstände kommunizierten, sorgten nur elf Prozent der Fluggesellschaften für Veränderungen. Für Stefan Herth, Präsident der „Vereinigung Cockpit e. V.“, ein Unding, denn „Sekundenschlaf und totale Erschöpfung darf es im Cockpit nicht geben.“

Auch Vorständin Vivianne Rehaag zeigte sich besorgt: „Sicherheitsrisiken durch Müdigkeit werden von vielen europäischen Fluggesellschaften nicht ausreichend ernst genommen“. Daher richtete sie auch einen eindringlichen Appell an die Airlines: „Nehmt das Thema ernst und nutzt die Reporting-Möglichkeiten, damit Probleme bekannt und angegangen werden können.“