Überraschender Test für ein JahrAirline will, dass Gäste ohne Klamotten ins Flugzeug steigen

Eine Airline will nun, dass die Reisenden ohne Kleidung in den Fliegen einsteigen. Fluggäste warten in unserem Archivbild (2020) am Düsseldorfer Flughafen.

Eine Airline will nun, dass die Reisenden ohne Kleidung in den Fliegen einsteigen. Fluggäste warten in unserem Archivbild (2020) am Düsseldorfer Flughafen.

Viele Airlines suchen aktuell nach Möglichkeiten, das Fliegen nachhaltiger und umweltfreundlicher zu gestalten. Japan Airlines geht nun einen durchaus ungewöhnlichen Weg – und hat einen einjährigen Test gestartet. 

von Martin Gätke (mg)

Du bist dir nicht sicher, was du an Garderobe in deinen Koffer packen sollst, wenn du nach Japan reist? Nun, die Antwort könnte künftig simpel ausfallen: gar nichts. Denn Japan Airlines will, dass die Klamotten zu Hause bleiben. 

Die Airline hat nun einen einjährigen Test eines besonderen Dienstes gestartet. Er soll nicht nur die Umwelt schonen, sondern auch die Nerven.

Japan Airlines will, dass Gäste ohne Klamotten reisen

Der neue Service der Airline soll es künftig Reisenden ermöglichen, die eigenen Kleidungsstücke im Schrank zu lassen. Stattdessen soll es durch einen Service namens „Any Wear, Anywhere“ (frei übersetzt: Jedes Kleidungsstück, überall) möglich sein, bestimmte Kleidungsstücke für den Aufenthalt am Zielort zu „mieten“ – und anschließend einfach wieder zurückzugeben. 

Die Idee dahinter: Das Gepäck der Reisenden im Flugzeug soll massiv reduziert werden, und weil das Flugzeug weniger transportiert, soll der CO₂-Ausstoß verringert werden. Japan Airline schätzt, dass etwa zehn Kilogramm eingespartes Gepäck rund 7,5 Kilogramm eingesparter Emissionen entsprechen – das entspreche dem zehnminütigen Betrieb eines Haartrockners über 78 Tage.

Der Test von „Any Wear, Anywhere“ soll noch bis Ende August 2024 laufen. Und so funktioniert es: Die Reisenden wählen über eine Reservierungsseite ein bestimmtes Kleidungsset aus, das am besten zur Jahreszeit und zum Zweck des Besuchs in Japan passt. Das geht auch auf Deutsch. 

„Any Wear, Anywhere“: Soll soll der Service funktionieren

Aktuell kann zum Beispiel ein Herbst-Set für Herren oder Damen bestellt werden, bestehend aus drei bis vier Oberteilen und zwei Hosen (in der Basic-Version) oder bis zu sechs Oberteilen und drei Hosen. Auch der Anlass kann ausgewählt werden: Casual, Smart Casual (eleganterer Kleidungsstil) oder ein Mix aus beidem. 

Hier ein mögliches Set ansehen:

Die Kleidung wird dann für Reisende in Japan bereitgestellt, beispielsweise direkt im Hotel. Dort kann es dann am Ende der Reise auch wieder zurückgegeben werden, es wird dann gereinigt und weitervermietet. Der Reisende kann sich dafür über leichtes Gepäck freuen. Die Preise für den Service: zwischen 34 und 48 US-Dollar (rund 32 bis 45 Euro) für die gesamte Mietdauer.

„Warum müssen wir unsere Kleidung von zu Hause mitbringen?“

„Ich liebe das Reisen und war schon in vielen fremden Ländern, aber ich habe mich immer davor gefürchtet, im Ausland Gepäck herumzuschleppen oder Wäsche zu waschen“, erklärt Miho Moriya gegenüber CNN, die die Idee hatte und das japanische Unternehmen Sumitomo leitet, welches die Reservierung, Lieferung und Reinigung abwickelt. „Wenn wir ins Ausland reisen, gibt es Hotels und Restaurants, die vor Ort für Unterkunft und Verpflegung sorgen, aber es gibt nichts für Kleidung. Warum müssen wir unsere Kleidung von zu Hause mitbringen?“

Nach zahlreichen Versuchen habe sie endlich eine Fluggesellschaft gefunden, die nun diese Idee testen möchte. Und bislang falle die Resonanz überwiegend positiv aus, sagt Moriya. „Wir haben Anfragen aus der ganzen Welt und aus insgesamt über 115 Ländern, auch wenn wir keinerlei Werbung machen“, sagt sie und fügt hinzu, dass Menschen aus den USA und Australien den Service am meisten nutzen wollten.

Wie gefragt der Service ist – und auch, wieviele Emissionen am Ende tatsächlich durch die fehlenden Klamotten im Flugzeug eingespart werden können, zeigen nun die kommenden Monate.