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Mit dem Camper am AtlantikKantabrien, das unterschätzte Kleinod

Blick von einer Promenade, an der Palmen stehen, auf einen Strand im Morgenlicht.

Morgenstimmung am Stadtstrand von Comillas: Die Wellen der rauen Biskaya rollen an den Strand, die Promenade unter Palmen ist noch menschenleer.

Es grünt so grün! Spaniens Nordküste am Golf von Biskaya ist reizvoll – und unfassbar lecker. Wir sind gerade aus Kantabrien zurück, mit ganz vielen Tipps.

In den vergangenen Urlauben haben wir Bretagne und Atlantikküste in Frankreich genossen. Und wo wird gerade schon in Soorts-Hossegor (jede Menge Surf-Outlets nicht verpassen!) sind, könnten wir ja auch mal rüber nach Spanien. Beste Entscheidung, denn so malerisch, sattgrün und abwechslungsreich hatten wir uns diese Region nicht vorgestellt.

Denn beim Namen Kantabrien denkt so mancher wohl eher an Süditalien, dabei handelt es sich um eine autonome Region am Golf von Biskaya zwischen Baskenland (durch das man zwangsläufig fahren muss) und Asturien (wo wir kurz in Colunga vorbeigeschaut haben).

Hohe Berge, knuffige Dörfer, rauer Atlantik

Zurück in die Urzeit: Und Colunga lohnt besonders für Familien mit Kindern, die Spaß an Dinos haben. Nahe der Playa La Griega finden sich im Gestein gewaltige Fußabdrücke (Ichniten) aus dem Jura. Sie zählen zu den weltweit größten Dino-Spuren. Das Museo del Jurásico de Asturias ist einen Abstecher wert. Übernachtung: „Camping Costa Verde“ (29 Euro/Nacht für Camper, zwei Personen, Hund & Strom). Nun aber zurück nach Kantabrien!

Berge: Der Nationalpark Picos de Europa vereint rund 200 Gipfel mit mehr als 2000 Metern Höhe. Eindrucksvolle Gebirgslandschaft, in denen man sich einmal angesichts der Schroffheit in den Dolomiten wähnt und gleich darauf an grünen Berghängen à la Schweiz vorbeifährt. Ein absolutes Wanderparadies, insbesondere auf der elf Kilometer langen Ruta del Cares mit ihren fantastischen Panoramablicken ist es tatsächlich recht überlaufen. Aber Achtung! Wegen der verheerenden Waldbrände im August sind Abschnitte gesperrt, der Pendelbusverkehr wurde teilweise eingestellt.

Potes: Zu beiden Seiten des Küstenflusses Rio Deva schmiegen sich uralte Häuser aneinander – Potes wurde als eines der schönsten Dörfer Spaniens ausgezeichnet. Unbedingt eine Pause in einem der zahlreichen Lokale in der pittoresken Altstadt einlegen und etwas trinken. Wer lecker essen möchte, geht etwas vom Trubel weg, z. B. in „La Soldreria“. Hier gibt es gegrillte Artischocken mit Paprikacreme (11,50 Euro) oder den regionalen Kichererbseneintopf Lebaniego in Form von Kroketten mit Ziegen-Chorizo (12,50 Euro). Übernachtet haben wir auf dem „Camping La Isla Picos de Europa“ (19 Euro/Nacht mit Acsi-Karte).

Comillas: 50 Kilometer von Santander, der Hauptstadt Kantabriens entfernt, liegt ein Kleinod am wilden Atlantik. Die Playa de Comillas, der Stadtstrand, ist gepflegt (für Hunde verboten!). Am Abend lohnt ein Bummel am Hafen vorbei, hoch zum Monumento a Jesus Cancio. Gastro-Tipps: Ein Getränk bei „LaLonja“ nehmen – traumhafter Blick aufs Meer, aber die Gischt kann schon mal an die Terrasse spritzen. Mittags-Menüs gibts in vielen Restaurants in der Altstadt, wir waren im „Las Caseras“ und hatten für 22 Euro pro Nase Salat, Albondigas, Paella, Kotelett, Nachtisch plus Getränke. Tolle Backwaren (Empanadas 6 Euro) gibt's in der Panaderia Gallofa & Co. Kunstfans sollten das von Antoni Gaudí erbaute „El Caprichio“ besuchen, ein Landhaus in katalanischem Jugendstil (Eintritt: ab 7 Euro – von außen kann man so gut wie keinen Blick erheischen!). Übernachtet haben wir spektakulär in erster Reihe auf dem Plateau des „Camping de Comillas“ (kostet 46 Euro/Nacht – aber dieser Blick ...!).

Castro Urdiales: Hier wird Kantabrien schon leicht baskisch, zumindest, was die Pintxos-Kultur angeht. Pintxos sind tapas-ähnliche Häppchen, meist auf/mit Weißbrot. Man geht in eine der Bars (sonntags eine Herausforderung, die Calle la Rua, in der sich Lokal an Lokal reiht, war gesteckt voll) und sucht sich am Tresen was aus. In der „Bar Quinto Pino“ z. B. gabs frittierte Tomaten mit Thunfischcreme, Zwiebeln und Erdbeermarmelade (!) – eine Offenbarung für 3 Euro. Die Stadt an sich ist auch eine Schau, von der Festung Santa Ana mit der Kirche Santa Maria hat man einen tollen Blick über die Biskaya. Durch Castro Urdiales führt ein Stück des Camino del Norte (Küstenvariante des Jakobsweges) – so auch am „Camping de Castro“ (32 Euro/Nacht).

Mal reingelugt: Das haben wir auf der Rückfahrt in Bilbao! Wenigstens einmal „Guggenheim gucken“, ein paar Pintxos schnabulieren, die Altstadt auf sich wirken lassen. Beim nächsten Mal bleiben wir auch länger dort. Versprochen.

Das nervt: Die weite Anreise. Aber gut, dafür kann Kantabrien nix.

Das bleibt: Viele Anregungen für neue, ausgefallene Gerichte In diesem Sinne: buen provecho!

Mit dem Camper nach Kantabrien: So kommt man hin

Vom Rheinland aus dauert die Fahrt nach Comillas rund 19 Stunden (mautfrei) oder gute 15 Stunden dort noch mal eine knappe Stunde nach Colunga zu den Dinos. Wir sind in Etappen gefahren: Hin mit Übernachtungsstopps in Autrèche (Hauptsache, an Paris vorbei!) und Lit-en-Mixe. Zurück sind wir nach dem „Ausreißer“ in die Picos de Europa an der Küste entlang getingelt und über Vieux-Boucau und Reims heim gefahren.