Legendäres Nobel-HotelStars und Skandale im Adlon

Der Blick in die Lobby des heutigen Hotel Adlon Kempinski.

Der Blick in die Lobby des heutigen Hotel Adlon Kempinski.

Schreck vor dem Adlon im Jahr 2002: Michael Jackson hält seinen kleinen Sohn im fünften Stock aus dem Fenster des Hotels. Das ist nur eine von vielen Geschichten und Skandalen des legendären Luxus-Hotels am Pariser Platz in Berlin.

Drama, historische Gewänder und große Gesten vor luxuriöser Kulisse: Im ZDF-Mehrteiler „Das Adlon. Eine Familiensaga“ wird die Geschichte des Berliner Nobelhotels und der Familie Adlon erzählt – von der Hotelgründung in der Kaiserzeit bis zur Wiedereröffnung im Jahr 1997. Dass das berühmte Hotel am Pariser Platz Stoff für eine aufwändig produzierte TV-Reihe bietet, überrascht nicht, schließlich ist es bis heute eines der bekanntesten und mythenreichsten Luxus-Häuser der Welt. Künstler, Stars, Royals und Politiker gehen dort ein und aus. Geboten bekommen die Schönen und Reichen über 300 noble Zimmer und fast 80 Suiten – vom Executive Zimmer für etwa 300 Euro pro Nacht bis zur exklusiven Präsidentensuite, die man mit Fulltime-Butler-Service für 12.000 Euro pro Nacht mieten kann.

Treffpunkt für Glanz und Gloria

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Anfang des 20. Jahrhunderts stiegen Europas Könige und Kaiser im Adlon ab, später verliehen Schauspieler wie Greta Garbo oder Charlie Chaplin dem Haus Hollywood-Glanz. Und auch in jüngster Zeit war das Nobel-Hotel wichtiger Treffpunkt Prominenter aus aller Welt. Sophia Loren, Dustin Hoffmann, der Dalai Lama  oder Catherine Deneuve waren schon da. Auch Queen Elisabeth II. residiert hier gerne. Barack Obama aß dort zu Mittag nach seiner berühmten Rede an der Siegessäule 2008. Und natürlich gab es auch den einen oder anderen kleinen Skandal, zum Beispiel als Michael Jackson 2002 seinen Sohn vom Adlon-Balkon baumeln ließ.

Kaiser Wilhelm II. war der erste Fan

Im Jahr 1907 eröffnete der aus Mainz stammende Tischler und Kaffeehaus-Besitzer Lorenz Adlon nach zwei Jahren Bauzeit das neue Luxus-Hotel in Berlin. Erster und wichtigster Gast bei der Einweihung am 23. Oktober war Kaiser Wilhelm II. höchstpersönlich. Er hatte das Bauvorhaben zuvor intensiv unterstützt, denn Berlin sollte schließlich London und Paris in nichts nachstehen und auch eine weltberühmte Hotel-Adresse bekommen, die viele hochrangige Besucher anzieht. Der Kaiser war entzückt von der pompösen Einrichtung des Hauses, neben Marmor-Säulen und samtigen Stoffen gab es hier sogar Elektrizität und fließendes, warmes Wasser.

Eine Bombe für den Zaren

Und das sprach sich herum: In den folgenden Jahren kamen noch mehr Staatsoberhäupter, Industrielle, Intellektuelle und Stars. Aber auch die ersten Skandale geschahen rund um das Luxus-Hotel. Ehrengast Kaiser Wilhelm II. soll in seinem selbstgewählten Stammhotel die ein oder andere Dame getroffen haben – heimlich und diskret natürlich. Und als der Zar von Russland, Nikolaus II., 1913 zu einem Bankett ins Adlon reiste, entging er dort nur knapp einem Attentat – noch bevor die Bombe zündete, wurde der Täter gestellt, es war der Vize-Hoteldirektor.

Nach dem ersten Weltkrieg und dem Niedergang des Hochadels kamen andere Gäste ins Adlon, das nach dem Tod Lorenz Adlons von seinem Sohn Louis weitergeführt wurde. Besonders bei US-Amerikanern war das Hotel eine der beliebtesten Berliner Adressen. Und als Metropole der „Goldenen 20er“ zog Berlin Künstler aus aller Welt an. Marlene Dietrich wurde sogar just im Adlon entdeckt und für ihre berühmteste Rolle im Film „Der blaue Engel“ engagiert.

Wiedereröffnung 1997

Zu Beginn der Nazi-Herrschaft blieben viele Künstler weg, die NS-Führung stieg nur ab und zu im Adlon ab. Zum Ende des Kriegs wurde es als Lazarett benutzt. Dann das Unglück: Kurz nach Kriegsende 1945 brannte das Hotel aus ungeklärten Umständen vollständig aus, wenige Jahre später beseitigte man die Ruine. Bis in die 80er Jahre nutzte man noch einen Seitenflügel als Hotel und für ein Wohnheim, 1984 wurden dann die Reste des alten Hotels abgerissen. Während der DDR-Zeiten befand sich das Adlon-Grundstück im Mauer-Sperrgebiet. Erst im Jahr 1997, auf den Tag genau am einstigen Eröffnungs-Datum, dem 23. Oktober, wurde das neue Adlon Kempinski von Bundespräsident Roman Herzog feierlich wieder eröffnet.