„Ich habe Rückenschmerzen“Nur Verspannung oder schon ein Bandscheiben-Vorfall?

  • Die häufigsten Ursachen und Symptome bei Rückenschmerzen.
  • Zu diesen Methoden rät der Experte.
  • Das können Sie selbst bei Rückenschmerzen tun.
  • Das sind die Top-Spezialisten im Rheinland.
Ruecken_1

Neurochirurg Dr. Samer Ismail vom Wirbelsäulen Zentrum München Ost zeigt, wie er die hauchdünne Cervicool Sonde bis zur Halswirbelsäule einführt. 

Köln – Es zieht, es drückt, es zwickt: Nahezu jedem tat schon einmal der Rücken weh. „Oft liegen hier nur Muskelverspannungen vor, die sich leicht lindern lassen und rasch wieder vergehen“, beruhigt Neurochirurg Dr. Samer Ismail aus München. Der Rücken-Spezialist war zuletzt leitender Oberarzt der Neurochirurgischen Klinik des Carl-Thiem-Klinikums Cottbus, bevor er das Wirbelzentrum in Bayern gründete. Wenn die Beschwerden allerdings besonders stark auftreten oder länger anhalten und wenn es zu Taubheitsgefühlen oder Lähmungen kommt, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen. Der kann feststellen, ob es sich um einen Bandscheibenvorfall oder um andere Bandscheibenschmerzen handelt und die richtigen Therapien einleiten.“

Ursachen

Langes Sitzen, schweres Heben und falsche Belastungen üben viel Druck auf die Bandscheiben aus. Dr. Ismail: „Der sie umgebende feste Faserring kann dann einreißen, das Bandscheibengewebe quillt hervor und drückt auf die empfindlichen Nervenwurzeln.“ Oft haben sich die Bandscheiben auch abgenutzt. Dann werden sie dünner, verlieren ihre Pufferfunktion und die benachbarten Wirbel werden bei jeder Bewegung übermäßig stark belastet.

Symptome

Es  entstehen heftige Rückenschmerzen. Bei einem Vorfall können sie auch in Arme oder Beine ausstrahlen. Bei Bewegungen oder Belastungen verschlimmern sie sich. Bei einer Abnutzung tut die Wirbelsäule immer weh.

Diagnose

Der Arzt lässt sich die Symptome genau schildern und führt eine ausgiebige körperliche Untersuchung durch. „Mit zusätzlichen neurologischen Tests können wir überprüfen, ob Nerven eingeengt sind“, erklärt Dr. Ismail. Eine Computer- oder Kernspin-Tomografie macht etwa vorliegende Bandscheibenvorfälle dann deutlich sichtbar.

Therapie

„Im Gegensatz zu früher können wir heute durch neue Methoden nahezu allen Patienten tatsächlich und wirksam helfen“, sagt Dr. Ismail. „Bei Rückenschmerzen beginnen wir mit konservativen Maßnahmen. Dazu gehören zum Beispiel Schmerzmittel, Injektionen und Physiotherapie. Wenn das auch nach mehreren Wochen keine spürbare Besserung bringt, kommen bei einem Bandscheibenvorfall die minimal-invasiven Techniken wie Laser oder Wirbelsäulenkatheter zum Einsatz. Nur in schweren Fällen oder wenn auch die neuen Katheterverfahren keine Entlastung bringen, muss operiert werden. Dann allerdings möglichst schonend mit endoskopischen oder mikrochirurgischen Techniken.

Eingriff

Für eine sofortige Operation  gibt es nur drei Gründe: Wenn Lähmungen in den Beinen, an Blase oder Darm auftreten und  der Patient Stuhl und Urin nicht mehr halten kann.

Implantate

Liegt ein Bandscheibenverschleiß vor, raten viele Ärzte zu einer Versteifungs-Operation der Wirbelsäule. Dr. Ismail: Das ist jedoch oft gar nicht nötig. Denn wir können heute ohne OP kleine Implantate aus Hydrogel in die degenerierten Bandscheiben injizieren. Sie sehen so ähnlich aus wie dünne rohe Spaghetti. In der Bandscheibe saugen sie sich mit Wasser aus dem umgebenden Gewebe voll und quellen auf das Zehnfache ihres Volumens auf. Dann richtet sich die Bandscheibe wieder auf, der Schmerz vergeht.“

Das rät der Arzt

Hunderttausend Rheinländer leiden unter Bandscheiben-Schmerzen. Oft wird eine Operation empfohlen. Doch es gibt auch andere gute Methoden. Minimal-invasive Verfahren können einen größeren Eingriff oft vermeiden.  Neurochirurg Dr. med. Samer Ismail erklärt sie.

  • Katheter

Unter Röntgenkontrolle schiebt der Arzt eine dünne Sonde über eine Kanüle bis zur schmerzenden Nervenwurzel vor. Dann spritzt er durch diesen Katheter örtlich wirkende Betäubungsmittel, verdünntes Kortison gegen die Entzündung, Kochsalzlösung gegen die Schwellung und ein Enzympräparat, das Verklebungen löst. Die Bandscheibe schrumpft, der Druck auf den Nerv lässt nach, Entzündungen bilden sich zurück, Schmerzen verschwinden.

  • Laser

Bei manchen Bandscheibenvorfällen kann der Arzt eine Mikrolaser-Sonde direkt in das Bandscheibengewebe einführen, die das Bandscheibengewebe verdampft.

  • Radiowellen

Manchmal ist es gar nicht die Bandscheibe, die die Schmerzen verursacht. Dann kann eine Arthrose der kleinen Wirbelgelenke vorliegen. Hier kann der Arzt die schmerzleitenden Nervenfasern mit einer dünnen Radiofrequenz-Sonde ausschalten.

Ruecken_2

Neurochirurg Dr. Samer Ismail zeigt die Lumbamed-plus-Bandage, die den Effekt der Radiofrequenz-Therapie bei chronischen Schmerzen an der Lendenwirbelsäule verstärkt und ergänzt 

Das können Sie selbst tun

Mit einfachen Grundlagen können Sie Rückenbeschwerden  vorbeugen. Versuchen Sie, tagsüber ein Drittel Ihrer Zeit im Sitzen, ein Drittel im Stehen und ein Drittel im Gehen zu verbringen.

  • Theraband

Übungen mit speziellen Gummibändern stärken Nacken-, Rumpf- und Wirbelsäulenmuskulatur. Lassen Sie sich von einem Physiotherapeuten zeigen, welche Übungen für Sie geeignet sind.

  • Sport

Gut sind Rückenschwimmen, Laufen auf weichem Boden und Wandern. Für ältere Menschen reicht bereits ein halbstündiger Spaziergang.

  • Sitzposition

Halten Sie Kopf und Rücken gerade. Ober- und Unterschenkel stehen im 90-Grad-Winkel zueinander, die Fußsohlen berühren vollständig den Boden. Das Becken leicht nach vorne kippen.

Rücken: Top-Adressen im Rheinland

  • Klinik LINKS VOM RHEIN, Interdisziplinäre Facharztklinik Rodenkirchen, Schillingsrotter Straße 39-41, 50996 Köln, Tel. 0221/ 398 00 260,
  • Rücken- und Schmerz-Zentrum Bonn, Konrad-Adenauer-Platz 28, 53225 Bonn, Tel. 0228/ 90 90 49 0,
  • Dr. med. Timmo Koy, Klinik am Ring, Wirbelsäulen-Zentrum, Hohenstaufenring 28, 50674 Köln, Tel. 0221/ 924 24 300,

Das könnte Sie auch interessieren: