Das Robert-Koch-Institut sieht Hinweise darauf, dass eine gefährliche Infektionskrankheit in Deutschland ausbricht. Das RKI ruft dazu auf, für die Krankheit verstärkt sensibilisiert zu sein. Hier alle wichtigen Infos.
„Eventuell auch Nachbarstaaten betroffen“RKI warnt vor Ausbruch von gefährlicher Infektionskrankheit in Deutschland

Copyright: dpa
Ein Kinderarzt impft ein Kind mit einem 6-fach-Kombinationsimpfstoff gegen Diphtherie, Tetanus (Wundstarrkrampf), Kinderlähmung (Polio), Keuchhusten (Pertussis), Haemophilus influenzae Typ b (Hib) und Hepatitis B. Das RKI sieht Hinweise auf einen Diphtherie-Ausbruch in Deutschland.
Einst war die Krankheit als „Würgeengel der Kinder“ bekannt: die Diphtherie. Ende des 19. Jahrhunderts erlagen mehr als 50.000 meist junge Menschen der Krankheit, dann wurde 1913 die Impfung eingeführt. Die Zahl der Infektionen sank rapide.
2024 gab es dem RKI zufolge in Deutschland 51 bestätigte Erkrankungen, 2025 bislang zwei. Diphtherie-Todesfälle sind in Deutschland zum Glück sehr selten geworden.
Diphtherie: Vor allem vulnerable Gruppen betroffen
Doch das RKI sieht Hinweise darauf, dass die Krankheit erneut in Deutschland ausbrechen könnte.
Aktuelle Genomsequenzanalysen wiesen auf einen deutschlandweiten Ausbruch von Diphtherie mit „Corynebacterium diphtheriae“ vom Sequenztyp ST574 hin, schreibt das RKI in seinem jüngsten „Epidemiologischen Bulletin“ (18/2025). Der wurde im Herbst 2022 erstmals bei uns nachgewiesen, im Rahmen eines europaweiten Ausbruchs. Bis zum 28. April wurden bundesweit 126 Fälle mit ST-574 registriert, allein in diesem Jahr kamen vier dazu.
Betroffen seien demnach insbesondere vulnerable Bevölkerungsgruppen, darunter geflüchtete Menschen, Menschen in Wohnungslosigkeit, Menschen, die Drogen konsumieren, Ungeimpfte sowie ältere, vorerkrankte Personen. „Eventuell sind auch Nachbarstaaten betroffen“, heißt es weiter.
Im Vergleich zu Diphtherie-Fällen in den vergangenen Jahren sei auffällig, dass mittlerweile auch weitere vulnerable Bevölkerungsgruppen betroffen sind. Zudem gebe es neben der Hauptdiphtherie vermehrt Fälle von „respiratorischer Diphtherie“, die zum Teil auch schwer oder tödlich verlaufen kann. Dann sind vor allem die Atemwege betroffen. Die Infektionen finden des Weiteren zunehmend „autochthon“ statt, also innerhalb Deutschlands.
Diphtherie ist eine hochansteckende bakterielle Infektionskrankheit, die meist die Atemwege betrifft und durch Toxine schwere Komplikationen wie Atemnot, Herz- und Nervenschäden verursachen kann. Zu den ersten Anzeichen gehören Fieber, Abgeschlagenheit, Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Nach ein bis zwei Tagen entwickelt sich die Erkrankung dann weiter, in verschiedenen Formen.
Sie wird meist per Tröpfcheninfektion übertragen – und kann tödlich verlaufen, ist aber durch Impfung gut vermeidbar. Daher empfiehlt das RKI dringend eine Impfung, besonders für gefährdete Gruppen – auch für Genesene. Sie ist der wirksamste Schutz gegen die Krankheit. (mg)