Kinder in Gefahr?Warum jetzt überall Masern-Ausbrüche drohen

Im Jahr 2020 haben Millionen Kindern ihre Masernimpfungen verpasst. Das Symbolfoto (aufgenommen am 15. Mai 2020) zeigt Kinder im Kindergarten beim Spielen.

Im Jahr 2020 haben Millionen Kindern ihre Masernimpfungen verpasst.

An den weltweiten Masern-Daten ist es noch nicht erkennbar: Doch die Infektionen könnten künftig deutlich steigen, weil in vielen Ländern während der Corona-Pandemie erheblich weniger gegen die Krankheit geimpft wurde.

Genf. Das Coronajahr 2020 hat das Risiko verheerender Masern-Ausbrüche deutlich erhöht. Das geht aus einer Analyse der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der US-Gesundheitsbehörde (CDC) hervor.

Weltweit hätten im vergangenen Jahr 22 Millionen der entsprechenden Kleinkinder keine Erstimpfung gegen Masern erhalten, drei Millionen mehr als im Jahr davor, berichteten WHO und CDC am Mittwoch. Das sei der größte Anstieg in zwei Jahrzehnten gewesen.

Eine nötige zweite Dosis für den vollständigen Impfschutz erhielten 2020 demnach nur 70 Prozent der Kinder. Um Ausbrüche gänzlich zu verhindern, müssten laut WHO weltweit gesehen 95 Prozent der Menschen vollständig geimpft sein.

Der Grund für die wenigen Masern-Impfungen

Zurückzuführen sei die Entwicklung auf coronabedingte Ausgangsbeschränkungen in vielen Ländern sowie auf die Tatsache, dass die Corona-Pandemie vielerorts das Gesundheitspersonal völlig eingebunden hat und Vorsorge vernachlässigt werden musste. Die Zahl der gemeldeten Fälle ging deutlich zurück, doch gehen WHO und CDC davon aus, dass die Zahlen vielerorts nicht oder nur unzureichend erhoben wurden. Geplante Impfkampagnen in 23 Ländern hätten verschoben werden müssen.

Masern: Krankheit sollte man nicht unterschätzen

Nach Schätzungen infizierten sich weltweit etwa 7,5 Millionen Menschen mit Masern. Weltweit wurden 2020 rund 60 000 Todesfälle durch Masern gemeldet. Weiteren Schätzungen zufolge haben Masern-Impfkampagnen in den vergangenen 20 Jahren mehr als 30 Millionen Todesfälle weltweit verhindert. In Deutschland wurden 2020 nur 76 Masern-Fälle gemeldet, 2018 und 2019 waren es jeweils noch über 500.

Masern ist eine hochansteckende Viruserkrankung, die sich durch Tröpfchen, etwa beim Husten oder Niesen verbreitet. Sie geht mit Fieber und Erklärungssymptomen und Hautausschlag einher. Mögliche Komplikationen sind Mittelohr- und Lungenentzündungen oder eine Gehirnentzündung, die zum Tod führen kann. Masern lösen eine vorübergehende Immunschwäche aus, was die Anfälligkeit für andere Infektionen erhöht. (dpa)