Einsamkeit adéSo werden Sie wieder glücklich

Neuer Inhalt

Egal ob jung oder alt: Viele Menschen fühlen sich einsam. Das muss und darf nicht so sein. 

von Sieglinde Neumann ()

Bonn – Stress, Krankheit, Mobbing: Es gibt viele Auslöser, damit sich auch eigentlich gesunde, aktive Menschen außen vor und einsam fühlen. „Wir leben im Zeitalter der Einsamkeit“, sagt der Bonner Internist, Neurologe und Autor Prof. Walter Möbius (81).

Ursprünglich sammelte er Geschichten von Menschen, die in Pflegeheimen leben und um die sich niemand wirklich kümmert. Arbeitstitel „Alt und abgeschoben“. Ein Buch gegen den Pflege-Notstand.

Neuer Inhalt

„7 Wege aus der Einsamkeit und zu einem neuen Miteinander“ (DuMont, 208 Seiten, 20 Euro) erscheint am kommenden Freitag.

Dann merkte er schnell – das ist zu kurz gesprungen. Die eigentliche Tragik der nicht mehr eigenständigen Senioren ist die ausweglos scheinende Einsamkeit. Das trostlose Dahinfließen der Tage, Wochen, Monate – ohne echtes Miteinander.

Worüber dem Mediziner aber auch eigentlich fitte Rentner, ganz junge Menschen und Berufstätige, die in vielerlei Hinsicht erfolgreich mitten im Leben stehen, berichten. Möbius schildert Fälle und zeigt Auswege.

Stress besser erkennen: Im Stress verlieren wir unsere Fähigkeit zur Empathie, so Möbius. Soziale Fähigkeiten verkümmern, Bindungen werden lästige Pflicht. Der Chef, der alles an sich reißt, die pflegende Tochter – sie überfordern sich. Tipp: Gehen Sie das Risiko, nicht perfekt zu sein ein, auch wenn das der Rolle, die sie nach außen spielen wollen, widerspricht.

Auch mal krank sein dürfen: Sie jammern nie. Aber Sie fühlen sich unwohl, krank? Äußern Sie, dass es Ihnen schlecht geht, spielen Sie Ängste, Schmerz nicht herunter. Schwäche teilen verhindert Einsamkeit, Zuwendung, unterstützt die Genesung. Möbius: „Heilungseffekte werden nicht nur durch Ruhe und Medikamente, sondern auch durch Zärtlichkeit und menschliche Nähe freigesetzt.“

Mauern durchbrechen: In erzwungener äußerer Einsamkeit dreht jeder Mensch durch, sieht Verfolger, Gespenster: Die „Einzelhaft“ ist eine besonders krasse, in den Folgen gut erforschte Form extremer Isolation. Was den Opfern hilft, zeigt Auswege: Werden Sie kreativ, schöpferisch, aktiv. Im wahren Leben sind Verbindungen zu anderen Menschen nie ganz abgeschnitten.

Mehr Mitgefühl zeigen: Mobbing kann jeden treffen, in jedem Alter. Im Job, wo es auf das Miteinander ankommt. In der Kindheit wirkt es besonders schlimm, meint Möbius. Die schärfsten Waffen: sich wehren, Mitgefühl und sich einmischen. Als Chef oder Lehrer Täter und Opfer zwingen, sich in die Augen sehend die Hand zu geben. Das weckt, nach und nach, die nötige Empathie.  

Öfter Grenzen ziehen: Eine Beziehung ist die beste Heilerin, die wir kennen“, zitiert Möbius einen Paarpsychologen. Um aber direkt einzuschränken: Das gilt nicht immer, manche Beziehungen sind Gift, eine ständige Abwertung der eigenen Person. Trauen Sie sich, Grenzen zu ziehen – oder ergreifen Sie die Flucht. Unsere Kraft ist endlich. Erneuern lässt sie sich nur durch erfüllende Beziehungen.  

Neue soziale Wurzeln finden: Der Verlust der Heimat durch Vertreibung oder Flucht kappt Wurzeln der sozialen Existenz, viele fühlen sich sogar lange einsam nach dem bloßen Umzug in eine fremde Stadt. Auch wer arbeitslos wird, verliert wichtige soziale Wurzeln. Strecken Sie die Fühler aus, überwinden Sie die Scheu, öffnen Sie sich für Neues, so Möbius, statt zu zögern, zu werten, zu selektieren.

Die Heilkraft der Einsamkeit: Ja, Einsamkeit kann auch heilsam sein, ermutigt Möbius. Wenn man den Schmerz, das Alleinsein nutzt, um neu zu spüren, was fürs eigene Glück wesentlich ist. Beispiel: Der Familienvater, der in Job und Ehe und durch sich selbst ständig gepuscht wurde, bis zum Herzinfarkt. Erst im Unwetter bei einer Bergtour merkt er, „was er im Grunde für ein emotional armer einsamer Kerl war“, der innerlich Frau/Kinder/Freunde verließ. Natur zu erleben, helfe zurückzufinden zu Werten des Miteinanders, so Möbius. Zu „Resilienz“, der Fähigkeit, sich ständig auf Umstände und soziale Beziehungen einzustellen.