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Spritze in den KieferHilft Botox wirklich gegen Zähneknirschen?

Eine Frau packt sich mit schmerzerfülltem Gesicht an den Kieferknochen.

Wenn man mit den Zähnen knirscht, sorgt das nicht nur für Kieferschmerzen.

Viele Menschen knirschen mit den Zähnen. Experten erklären, was dagegen helfen kann. EXPRESS.de macht den Test.

von Alexandra Miebach (mie)

Viele kennen es: Man wird morgens wach und die Kiefermuskulatur schmerzt. „Da hab ich wohl nachts wieder etwas verarbeitet“, heißt es dann oft. Mit anderen Worten: Im Schlaf wurde mit den Zähnen geknirscht.

Etwa 20 Prozent der Deutschen fangen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren mit dem Knirschen an, so die Techniker Krankenkasse. Und das kann, wenn man es nicht behandeln lässt, bisweilen üble Folgen haben.

Zähneknirschen: eine der Haupt-Ursachen ist Stress

Beim Knirschen, in der Fachsprache Bruxismus, spannt man die Kiefermuskulatur an und reibt die Zähne übereinander. Dabei wirken Kräfte von bis zu 800 Newton auf den Kiefer – das sind knapp 81 Kilogramm. „Die Ursache ist häufig Stress“, erklärt Dr.-medic stom. (RO) Diana Svoboda MSc, ärztliche Leiterin der diPura Zahnklinik in Essen im Gespräch mit EXPRESS.de.

„Darüber hinaus können Angststörungen, übermäßiger Konsum von Nikotin, Koffein, Alkohol- oder Drogenmissbrauch sowie auch Schlafstörungen, wie Schnarchen, Gründe sein.“ Krankhaftes Zähneknirschen passiert häufig im Schlaf, ist aber auch tagsüber möglich. Man unterscheidet zwischen Schlaf- und Wachbruxismus.

Wer gegen das Kiefermahlen nichts unternimmt, schädigt damit auf lange Sicht seine Zähne. Diana Svoboda: „Durch das Aufeinanderreiben wird die Zahnsubstanz vermehrt abgenutzt und geht verloren. Die Zähne werden empfindlicher, zudem entstehen Verspannungen und Verhärtungen der Gesichtsmuskulatur, die schmerzhaft sein können. Betroffene können eine Physiotherapie für den Kiefer machen, wobei mithilfe der progressiven Muskelentspannung nach Jacobsen (PMR) Verspannungen gelöst und Stress abgebaut werden kann. Auch Achtsamkeitstraining kann helfen, das Zähneknirschen selbstständig zu lindern.“

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Allerdings kann der Bruxismus auch eine protektive Funktion haben, zum Beispiel beim Schnarchen oder bei Sodbrennen, dem sogenannten Reflux, bei dem die Magensäure in die Speiseröhre zurückfließt. „Beim Schnarchen kann der Bruxismus dafür sorgen, dass die Kaumuskulatur angespannt und die Atemwege offen gehalten werden. So bekommt der Schnarcher besser Luft. Beim Sodbrennen wird durch die Muskelaktivität des Knirschens der Speichelfluss erhöht, was die Säurewirkung der Magensäure reduziert“, so Diana Svoboda.

Zähneknirschen: Diese Maßnahmen können helfen

Die gängigste Lösung gegen das lästige Knirschen: Eine Aufbissschiene. Die kann man sich beim Zahnarzt anfertigen lassen. „Diese spezielle Zahnschiene ist der Klassiker gegen das nächtliche Zähneknirschen und schützen vor einer Abnutzung der Zahnsubstanz. Doch nicht nur Zahnschienen können für Linderung sorgen, relativ neu wird auch Botulinumtoxin (Botox) eingesetzt“, weiß die Zahnärztin.

„Die Injektion sorgt dafür, dass sich die Kiefermuskeln entspannen können. Um den Effekt aufrechtzuerhalten, muss die Behandlung allerdings nach einigen Monaten wiederholt werden. Im Gegensatz zur Aufbissschiene, wird diese Behandlung allerdings nicht von den Krankenkassen finanziert“, erklärt sie.

Botox gegen das Knirschen

Bei „Lieb dein Gesicht“ in Bochum machen wir den Test: Botox gegen das Knirschen – hilft das wirklich? „Botox wird in der Schmerztherapie schon lange verwendet, nicht nur bei der Bruxismus-Behandlung, sondern auch gegen Migräne“, erklärt Dr. med. Dascha Berek. „Bei der Behandlung gegen das Zähneknirschen wird Botox, was ja ein Muskelrelaxans ist, an drei Stellen in den Kiefermuskel gespritzt.“

Dr. med. Merita Schojai-Schultz und Dr. med. Dascha Berek lächeln in die Kamera.

Dr. med. Merita Schojai-Schultz und Dr. med. Dascha Berek von „Lieb dein Gesicht“ haben Praxen in Köln, Bochum und Hamburg.

Dadurch wird der Muskel entspannt, man knirscht nicht mehr und als Nebeneffekt kann es sein, dass das Gesicht schmaler wird – weil der Kiefermuskel durch die Entspannung kleiner wird. Die Injektionen piksen zwar ein bisschen, sind aber nicht zu schmerzhaft. Nach wenigen Sekunden ist es auch schon vorbei.

Botox gegen Zähneknirschen: Das sind die Kosten – und die Risiken

Die Behandlung mit Botox hat aber auch Risiken: „Es können vorübergehend blaue Flecken entstehen. Wenn man zu viel spritzt, kann es beim Essen zu muskelkaterähnlichen Beschwerden kommen. In seltenen Fällen kommt es zu einer Mehrproduktion von Speichel oder zu Kaustörungen“, gibt die Ärztin zu bedenken.

Auch Asymmetrien seien möglich, da sich durch die Injektionen der Kiefermuskel, der bei extremen Knirschern oft stark ausgeprägt ist, entspannt und kleiner wird. Botox baut sich aber nach drei bis sechs Monaten wieder ab – damit dann auch mögliche Komplikationen. 

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Bizarre Bilder aus dem Mikroskop

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Für Dr. Berek ganz wichtig: „Es gehört immer eine ganzheitliche Abklärung dazu. Kieferbeschwerden können verschiedene Ursachen haben und bevor man sich mit Botox behandeln lässt, sollte abgeklärt sein, dass man auch wirklich knirscht und die Beschwerden keine andere Ursache haben.“

Und: Mit den Spritzen behandelt man nur den Schmerz und nicht den Stress. Wer also knirscht, sollte nicht nur etwas gegen die Symptome, sondern auch gegen die Ursachen tun. Ob die Behandlung mit Botox Sinn macht und der richtige Weg ist, sollte man vorher mit seinem behandelnden Arzt abklären.

Behandlung gegen das Knirschen: Was ist sonst noch wichtig?

Schwangere und stillende Mütter sollten sich kein Botox spritzen lassen, so die Expertin. Vor der Behandlung sollte man 48 Stunden keinen Alkohol trinken (der verdünnt das Blut), man sollte gesund sein, gut gegessen haben und gut trinken. Von Sport und Sonne sollte man sich für 48 Stunden nach der Behandlung fernhalten.

Kühlen hilft gegen eventuelle Schwellungen, die durch die Einstiche entstehen können. Bis die Behandlung vollständig wirkt, dauert es bis zu zwei Wochen. Aber schon nach wenigen Tagen merken wir einen Unterschied – sichtbar fällt aber nichts auf. Nach zwei Wochen sind die lästigen Kieferschmerzen dann vollends weg, der Muskel fühlt sich viel weicher an. Eine echte Erleichterung im Alltag. Allerdings ist so eine Botox-Behandlung nicht gerade günstig. 300 Euro muss man da schon hinblättern. In der Regel hält die Behandlung dafür nur drei bis sechs Monate – dann muss wieder neu gespritzt werden.