Renten-Schreck!Erst ab diesem Mega-Gehalt gibt's (ein kleines bisschen ...) mehr Geld

Die Sorgen um die finanzielle Zukunft sitzen bei vielen Menschen tief.

Habt ihr schon Post von der Rente erhalten? Wer die diesjährige Renteninformation aufmerksam liest, erfährt dort eine erstaunliche Zahl. Denn das Jahresgehalt, nach dem sich die Abgaben zum Erhalt der wertvollen Rentenpunkte richten, liegt jetzt schon bei satten 5.0493 Euro. 

von Philipp Meckert  (pm)

Wer früher runde 99.000 Mark im Jahr verdiente, konnte sich als gemachter Mann schätzen. Das war für sich gesehen Spitze und eine Erwähnung an der Theke führte sicherlich dazu, eine Runde zu geben. Heute sind die umgerechnet 5.0493 Euro lediglich schnödes Mittelmaß. Denn die auf den Monat umgerechneten 4.207,75 Euro sind derzeit laut Deutscher Rentenversicherung der statistische Durchschnittsverdienst aller Pflichtversicherten.

Wie das Bundesministerium für Arbeit und Soziales auf EXPRESS.de-Anfrage mitteilt, sind „in die Ermittlung dieser Größe rund 42,1 Millionen Arbeitnehmer eingegangen.“ Weil die bundesweite Lohnentwicklung im Jahr 2023 bei 6,44 Prozent lag, wurde nun der vorläufige Richtwert für einen Rentenpunkt „aus dem endgültigen Durchschnittsentgelt 2023 mit der doppelten Veränderungsrate der Löhne im Jahr 2023 berechnet.“ Ergibt 50.493 Euro brutto – aber wer soll denn so viel verdienen?

Der Auszug aus dem aktuellen Schreiben der Rentenversicherung Rheinland.

Das fragen sich viele, die sich Sorgen um ihre zukünftigen Rente machen – besonders Teilzeitkräfte. Geteilt durch den Beitragssatz von 18,6 Prozent ergibt sich der Richtwert rund 9392 Euro pro Jahr. Das ist aktuell der Preis für einen Rentenpunkt.

Gute Tarifabschlüsse und höhere Steuern verteuern Rentenpunkte

Zum Vergleich: 2020 lag der Wert bei 34,19 Euro. Ab 1.Juli 2025 wird er bei 40,79 Euro liegen. Heißt: Jeder einzelne Rentenpunkt hat sich in nur fünf Jahren um mehr als 19 Prozent verteuert.

Natürlich gab es in den Jahren auch deutliche Lohnsteigerungen – dank guter Tarifabschlüsse und erfolgreicher Arbeitskämpfe. Aber: 2024 liegt der Durchschnittsgehalt noch bei 4.5358 Euro. Das entspricht zum aktuellen Salär einer Differenz von 5.108 Euro, also 425 Euro – pro Monat. Und das würde eine durchschnittliche „Lohnerhöhung“ von satten 11,32 Prozent bedeuten.

Zusammengefasst: Vater Staat verteuert also den Rentenpunkt in nur fünf Jahren um knapp 20 Prozent und setzt als Berechnungsgrundlage das Durchschnittsgehalt in nur einem Jahr um mehr als elf Prozent rauf. Wie kann das alles sein? EXPRESS.de hakte bei der Deutschen Rentenversicherung Bund nach.

„Aktuell sind die Werte für 2024 und 2025 noch vorläufig“, schickt Sprecherin Gundula Sennewald voraus: „Die Berechnung orientiert sich an der letzten bekannten Lohnentwicklung. Große Unterschiede zwischen den Lohnentwicklungen in einzelnen Jahren führen dabei zu großen Veränderungen des vorläufigen Durchschnittsentgelts.“

Sennewald betont: „Sobald die vorläufigen Durchschnittsentgelte der Jahre 2024 und 2025 jedoch durch die endgültigen Werte ersetzt sind, entspricht die Veränderung der Durchschnittsentgelte nicht mehr 11 Prozent, sondern dem tatsächlichen Wachstum der VGR-Löhne im Jahr 2025.“ Ob das in der neuen Renteninformation veröffentlichte Gehalt von mehr als 50000 Euro brutto wirklich der Lebenswelt entspricht, möchte die Behörde nicht kommentieren. „Dies wurde von der Regierung im Sozialgesetzbuch so festgelegt. Von uns gibt es keine Bewertung.“

Wer 45 Jahre je 50.000 Euro verdient, erhält nur 1769 Euro Rente

Bestätigt wird aber die von EXPRESS.de vorgelegte Rechnung, die trübe Aussichten verheißt: Denn wer nun theoretisch 45 Pflichtjahre einzahlt und dabei über den gesamten Zeitraum brutto 50.000 Euro verdient, erhält am Ende eine Rente von beschaulichen 1769,40 Euro. Auch der neue Wert ab 1. Juli, der bei 40,79 Euro pro Punkt liegt, macht das Auskommen nicht viel besser: Dort wären es am Ende 1.835 Euro.

Da kann man später nur auf Rentenerhöhungen hoffen. Ab Juli steigen die Zahlungen um 3,74 Prozent. Die Sprecherin betont, dass die Rente nicht die alleinige Altersvorsorge sein sollte. Sie verweist auf ein Ratgeberportal, das unter dem Dach der Deutschen Rentenversicherung läuft und von der Europäischen Union finanziert wird.

Für Neurentnerinnen und -rentner gibt es allerdings eine weniger erfreuliche Entwicklung: Sie müssen einen größeren Teil ihrer Rente versteuern. Mit Renteneintritt im Jahr 2025 steigt der steuerpflichtige Anteil von 83 Prozent (2024) auf 83,5 Prozent. Konkret bleiben auch nur 16,5 Prozent der ersten vollen Bruttojahresrente steuerfrei. Wer 2026 in Rente geht, bei dem beträgt der zu versteuernde Anteil 84 Prozent, 16 Prozent sind steuerfrei. Bereits laufende Mieten sind von dieser Änderung nicht betroffen.

Trübe Aussichten für das Alter? Das rät die Deutsche Rentenversicherung

Wer fürs Alter vorsorgen will, sollte laut Deutscher Rentenversicherung Bund auf das Portal „Digitale Rentenübersicht“ schauen. Hier können sich Bürgerinnen und Bürger über den aktuellen Stand ihrer Ansprüche aus der gesetzlichen, betrieblichen und privaten Altersvorsorge informieren. Wichtig: Die Nutzung der Digitalen Rentenübersicht ist kostenlos. Aktuell sind rund 700 Anbieter angebunden. Die Online-Adresse findet ihr auf www.rentenuebersicht.de

VDK-Präsidentin Bentele schlägt beim Rententhema auf EXPRESS.de Alarm

Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbandes VdK

So viele Menschen wie noch nie in Deutschland haben 2024 in Teilzeit gearbeitet. Mit 29 Prozent lag der Anteil im vergangenen Jahr auf einem Höchststand, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Demnach arbeitet mit 49 Prozent fast jede zweite Frau in Teilzeit, aber nur zwölf Prozent der Männer. Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, sprach daher von einem „alarmierenden Bild“.

Bentele zu EXPRESS.de: „Immer wieder zeigen Studien: Altersarmut ist weiblich. Mehr als jede fünfte Frau über 65 ist von Armut bedroht. Warum? Ganz einfach: Frauen sind immer noch diejenigen, die als Erste zurückstecken – sei es wegen der Kinder oder später, wenn sie ihren Partner pflegen.

Eine Abschaffung der Witwenrente oder der Anrechnung von Kindererziehungszeiten – also der sogenannten Mütterrente – komme für den Sozialverband auf keinen Fall infrage.

Präsidentin Bentele abschließend: „Alleinerziehende Mütter, Ehefrauen, die pflegen, Krankenschwestern mit kleinen Kindern – sie alle leisten jeden Tag enorm viel. Sie verdienen Respekt. Und sie verdienen endlich auch einen gerechten Ausgleich in der Rente für all die Carearbeit, die bis heute oft unsichtbar und unbezahlt bleibt.“

Der VdK macht sich für mehr Kitas, Ganztagsschulen und Tagespflege stark. „Damit Frauen überhaupt die Möglichkeit haben, mehr zu arbeiten und eigenständig fürs Alter vorzusorgen.“