Es könnte Leben rettenAchtung, dieses Handzeichen sollte jetzt jeder dringend kennen

Die kanadische Stiftung für Frauen (Canadian Women's Foundation) hat diese Handbewegung initiiert, mithilfe derer Opfer häuslicher Gewalt in Videocalls ganz still zeigen können, dass sie Hilfe benötigen.

Die kanadische Stiftung für Frauen (Canadian Women's Foundation) hat diese Handbewegung initiiert, mithilfe derer Opfer häuslicher Gewalt in Videocalls ganz still zeigen können, dass sie Hilfe benötigen.

Dieses Zeichen könnte Leben retten: Eine kanadische Stiftung hat ein Handzeichen ins Leben gerufen, mithilfe derer Opfer häuslicher Gewalt unauffällig in Videoanrufen zeigen können, dass sie Hilfe brauchen.

Köln. Jede dritte Frau in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Laut  Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) wird etwa jede vierte Frau  mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt durch ihren aktuellen oder durch einen früheren Partner.

Insbesondere während der Corona-Pandemie ist die Lage dramatischer geworden, das zeigt der kürzlich veröffentlichte Lagebericht vom Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: 2020 sei die Zahl der Beratungen deutlich gestiegen – insbesondere zu häuslicher Gewalt. Es habe im Vergleich zum Vorjahr 15 Prozent mehr Beratungen gegeben, die Anfragen zu häuslicher Gewalt hätten dabei überproportional zugenommen, hieß es vom Bundesfamilienministerium.

Das Problem: Völlig unbefangen zu reden – sei es mit dem Hilfstelefon, mit einem Familienmitglied oder einer Freundin – ist für viele Betroffene schwierig, da der Partner oft jeden Schritt kontrolliert. Die kanadische Stiftung für Frauen (Canadian Women's Foundation) hat nun eine besondere Handbewegung ins Leben gerufen, mit der Betroffene in Videoanruf ganz stillschweigend und unauffällig um Hilfe rufen können. Ohne, dass der Partner es mitbekommt. 

Alles zum Thema Facebook

Wie das Zeichen funktioniert, hat die Stiftung in einem Video auf Facebook erläutert: Betroffene müssen die Hand senkrecht in die Höhe strecken, sodass das Gegenüber die Handfläche sehen kann. Anschließend wird der Daumen angewinkelt, sodass er in der Handinnenfläche liegt. Die anderen Finger werden danach über den Daumen gelegt, sodass eine Faust entsteht. Ein Zeichen, das Leben retten könnte.

Handzeichen soll in Videoanrufen als Hilferuf dienen

Die Stiftung gibt außerdem Hinweise für alle jene, die den einhändigen Hilferuf sehen. Sollte der Gesprächspartner das Zeichen sehen, sollte er besonnen reagieren. Es sollten nur Fragen gestellt werden, die mit „ja“ oder „nein“ beantwortet werden können. Falls der Partner zuhört, soll das Risiko damit verringert werden. Natürlich funktioniert das nur, wenn das Gegenüber Kopfhörer trägt.  Mögliche Fragen könnten etwa sein: „Möchten Sie, dass ich die Polizei rufe?“ oder „Finden Sie Zuflucht?“ 

Wichtig sei auch, so rät die Stiftung weiter, auch andere Kommunikationsmittel wie zum Beispiel SMS oder WhatsApp zu verwenden, die sicher sind und ein Mithören oder Mitlesen nicht ermöglichen. Es sei aber wichtig, dass der Täter keinen Zugang zu den Accounts des Opfers hat.

Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ rund um die Uhr erreichbar

In Deutschland ist das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ jeden Tag rund um die Uhr erreichbar: unter der Nummer 08000 116 016. Auch Menschen, die anderen helfen wollen, können sich an die Berater wenden. „Für viele Frauen ist dieses Hilfetelefon zum Rettungsanker geworden“, sagte Familienministerin Franziska Giffey (SPD) im vergangenen Jahr. Gerade in Zeiten von Corona, wo ohnehin schon eine belastete familiäre Situation vorliege, komme es eher zu Aggressionen oder Gewalt.

Rund 80 Beraterinnen helfen von Gewalt betroffenen Frauen kostenlos, anonym und vertraulich, auch in anderen Sprachen. Die Kontaktaufnahme ist auch über Chat oder E-Mail möglich. Neben der Unterstützung in akuten Krisensituationen vermittelt die Hotline betroffene Frauen und Mädchen auch an örtliche Beratungsstellen und an Frauenhäuser, wo sie Schutz suchen können. (mg)