KommentarWarum wir Künstliche Intelligenz immer wieder kritisch hinterfragen sollten

Das undatierte Foto zeigt ein Smartphone, das auf einer Laptoptastatur liegt. Auf dem Bildschirm des Smartphones sieht man das grün-weiße ChatGPT-Logo.

Mit ChatGPT, hier auf dem Foto das Logo des Chatbots, hat Künstliche Intelligenz wieder einen Schritt nach vorne gemacht.

Künstliche Intelligenz ist in aller Munde, nicht zuletzt durch ChatGPT. Trotz des Hypes schadet es aber nicht, die Technologie kritisch zu betrachten, meint unsere Autorin in ihrem Kommentar.

von Lara Hamel (hl)

Eigentlich müsste die Wohnung dringend gesaugt werden, aber das Wetter lädt zum Entspannen im Park oder am See ein. In dieser Situation kann eine KI in Form eines Saugroboters wahre Wunder bewirken: Sie nimmt uns lästige Arbeiten ab und schenkt uns somit Zeit für Dinge, die wir lieber tun.

Wer in den vergangenen Monaten nichts von Künstlicher Intelligenz (KI) im Allgemeinen oder etwa ChatGPT im Speziellen mitbekommen hat, verbringt wahrscheinlich wenig Zeit im Internet.

Künstliche Intelligenz: Ein bewusster Umgang ist wichtig

Fakt ist: Der Einsatz von KI nimmt zu. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es durchaus praktischer sein kann, einen Überblick zu einem bestimmten Thema innerhalb weniger Sekunden auf dem Silbertablett präsentiert zu bekommen, als sich alle Informationen mühsam selbst zusammenzuklauben.

Wenn man beispielsweise alleine an einer Uni-Aufgabe arbeitet, kann es hilfreich sein, von ChatGPT (oder einem anderen der immer mehr aufkommenden Chatbots) andere Blickwinkel aufgezeigt zu bekommen. Die KI unterstützt in diesem Fall beim Brainstorming – und erspart mir wertvolle Zeit, die ich in andere Dinge stecken kann.

Allerdings finde ich es bedenklich, wenn Kinder und Jugendliche ChatGPT zum Beispiel für die Erledigung der Hausaufgaben verwenden. Als Unterstützung – gar kein Problem. Aber wenn es darum geht, dass Aufgaben oder Hausarbeiten nicht mehr selbstständig bearbeitet und verfasst werden, sondern allein von der KI stammen: Welche Auswirkungen hat das auf das Lernen, Verstehen und die Kompetenz?

Ich stelle mir vor, dass Menschen noch fauler werden, wenn es ein Tool gibt, das einem alles abnimmt. Außerdem verlässt man sich eventuell zu sehr auf die KI und übernimmt jede Information, ohne sie zu prüfen.

Wichtig zu wissen: Chatbots wie ChatGPT greifen auf das Internet zurück, um an Informationen zu kommen. Daher ist es nicht ausgeschlossen, dass uns die KI auch mal Fake News präsentiert, die im Internet kursieren.

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Außerdem ist ChatGPT aktuell noch nicht die Lösung, um Aufgaben verlässlich korrekt zu beantworten oder gar Prüfungen (gut) zu bestehen.

Das bestätigt auch ein „BR24“-Bericht vom 9. Februar 2023. ChatGPT hat das bayerische Abitur durchlaufen und Prüfungen in Deutsch, Mathe, Informatik und Geschichte abgelegt. Je nach Fach gab es mal bessere, mal gravierend schlechte Ergebnisse. Eine entscheidende Erkenntnis: ChatGPT „schafft es, seine Ahnungslosigkeit exzellent zu kaschieren“.

Etliche Neuerungen entlasten Menschen

Neben diesen Bedenken ist aber auch klar: Seit es Menschen gibt, gibt es auch immer wieder Neuerungen, deren Auswirkungen zunächst ungewiss sind. Das bedeutet nicht, dass jede Innovation schlecht ist. Im Gegenteil gibt es etliche Neuerungen, die dem Menschen eine Entlastung und mehr Zeit für schöne Dinge gebracht haben – nicht zuletzt der Saugroboter.

Ob und in welchem Maß man auf Künstliche Intelligenz zurückgreift, ist natürlich jeder Person selbst überlassen. Einen Versuch ist es wert, vor allem dann, wenn eine sinnvolle Arbeitserleichterung dabei herumkommen kann. Trotzdem schadet es nicht, den eigenen Umgang mit KI-Technologien immer wieder kritisch zu hinterfragen.