Augenzwinkern und MundzuckenDer Geheim-Code im Gesicht

Zusammengezogene Augenbrauen und zusammengepresste Lippen - erkennen Sie die Gemütslage dieses Mannes?

Der Chef sagt: „Ich schätze Sie sehr.“ Der frustrierte Ehemann säuselt beim Seitensprung: „Ich liebe dich, ich werde meine Frau verlassen, ich brauche nur noch etwas Zeit..“ Stimmt das, stimmt es nicht? Schauen Sie Ihr Gegenüber an. Lesen Sie sein Gesicht.

Gefühlsregungen, die oft nur Sekundenbruchteile aufblitzen, verraten die Wahrheit und entlarven, was vorgetäuscht, was nur eine Lüge ist.

„Das Gesicht ist das Fenster zur Seele. Es lügt nie“, behauptet der kalifornische Psychologe Dr. Paul Ekman. Der Völkerkundler dokumentierte über 10.000 mögliche Varianten des menschlichen Mienenspiels und entwickelte durch Foto- und Videovergleiche ein einzigartiges Lexikon der Gefühle.

Freude, Wut, Angst, Ekel, Überraschung, Trauer, auf 43 Grundbewegungen reduziert – der unbestechliche Geheim-Code wahrer Emotionen.

„Jeder kann so das Lesen in Gesichtern erlernen.“ In den USA wenden dieses Wissen Polizei, FBI, Behörden bereits an.

An 14 amerikanischen Flughäfen fischen Kontrolleure verdächtige Reisende aus den Menschenmassen, indem sie außer auf verräterische Gepäckstücke auf Zeichen in den Gesichtern achten.

In „Mikro-Mimik“ geschulte Beamte, die für das US-Außenministerium Visumanträge beurteilen, überführen in dreiminütigen Kontrollgesprächen jetzt doppelt so viele Antragsteller. Ärzte loten aus, inwiefern eine Person eine Krankheit nur vortäuscht, um Schadenersatzansprüche geltend zu machen.

Klingt wie im Krimi – und ist es auch. Vox zeigt jetzt jeden Mittwoch, 21.15 Uhr, die amerikanische Serie „Lie to Me – die Wahrheit der Lüge“. Filmstar Tim Roth (Fotos) verkörpert Dr. Ekman, in einer Mischung aus CSI, Monk und Dr. House.

Vergewaltigung in der Armee, Mord an einer Lehrerin – der menschliche Lügendetektor überführt die wahren Täter, weil im Verhör ein Mundwinkel verächtlich zuckt, sich Augen übertrieben lange erstaunt weiten.

Ein Vorbild auch für deutsche Ermittler? Da winkt der renommierte Essener Kriminalpsychologe Dr. Christian Lüdke (49) ab: „Das kann schnell zu Missverständnissen, Fehleinschätzungen führen. Da sind sogar Träume als Spiegelbild wahrer Gefühle oder Versprecher aussagekräftiger.“